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Planungsbüro Magdeburg Ingenieurgesellschaft mbH (pmi)

Dr. Joachim Jahn, der langjährige Geschäftsführer vom pmi Planungsbüro Magdeburg Ingenieurgesellschaft mbH, empfängt uns in den Geschäftsräumen in der Halberstädter Straße. Viel hat er zu erzählen über die Geschichte des Unternehmens der letzten 31 Jahre und aus den wilden Nachwendejahren – vom Aufbau und Wachstum des auf Straßen- und Tiefbauplanungen spezialisierten Ingenieurbüros.

Ein Plan mit Plan: Vom sozialistischen Kombinat zum privatisierten Unternehmen

Bereits zu DDR-Zeiten lagen die Straßen und Tiefbauplanungen für Wohnkomplexe auf seinem und den Schreibtischen und Zeichenbrettern der Mitarbeiter*innen. Der Rechtsvorgänger des aktuellen Ingenieurbüros war bereits als Abteilung im Straßen- und Tiefbaukombinat am 1. September 1973 gegründet worden. Mit der Wiedervereinigung kamen die Bauplanungen für Großwohnkomplexe abrupt zum Stehen. „Zum 1. Juli 1990 wurden die Planungen auf einen Schlag eingestellt“, erläutert Dr. Jahn rückblickend. Gleichzeitig wurde der Volkseigene Betrieb per Gesetz in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt. Als einer der leitenden Mitarbeiter überlegte er, wie er für die Mitarbeiter*innen und sich unter den neuen Bedingungen eine Perspektive schaffen könnte.

Bereits im August 1990 stellte Dr. Jahn den Antrag an die Treuhandanstalt, gemeinsam mit einem Partner den Planungsbereich zu erwerben. „Auf dieses Schreiben habe ich nie eine Antwort bekommen“, erinnert er sich. Zunächst mussten alle Mitarbeiter*innen auf „Kurzarbeit Null“ gesetzt werden und Dr. Jahn begann nach Aufträgen zu suchen. Für acht schwere Wochen stand der Fortbestand des Unternehmens auf der Kippe. Dass alle  Mitarbeiter*innen in dieser Zeit so solidarisch mitgezogen haben, ist für ihn eine der schönsten Erinnerungen aus dieser turbulenten Zeit.

„Wenn ich gewusst hätte, wofür ich als Geschäftsführer alles verantwortlich bin, hätte ich es vielleicht nicht gemacht“

Erst im November 1990 kam wieder etwas Bewegung in die geplante Übernahme des Unternehmens. Die Treuhandanstalt setzte ihn endgültig als Geschäftsführer ein, wollte aber auch diesen Betriebsteil in erfahrene westdeutsche Eigentümerhände übergeben, was sich jedoch als schwieriger als gedacht erwies. „Wenn ich gewusst hätte, wofür ich als Geschäftsführer alles verantwortlich bin, hätte ich es vielleicht nicht gemacht“, sagt er lachend rückblickend. Knapp 100 Beschäftigte hatte der noch nicht privatisierte Betrieb Projektierung, als die Treuhandanstalt die Entscheidung traf, daraus zwei Gesellschaften zu schaffen.

Zu den schwersten Entscheidungen, die Dr. Jahn in dieser Zeit treffen musste, zählt er die Entlassung von vielen Mitarbeiter*innen, die mit dem eigentlichen Planungsbereich nichts zu tun hatten. „Das betraf z.B. das Personal in der Informationsstelle, in der Kantine oder für die Beheizung des Objektes und die Telefonist*innen, die mit dem eigentlichen Zweck der Tiefbauplanung nichts zu tun hatten oder durch die neuen Möglichkeiten entbehrlich waren. Diese Leute hatten auch nichts falsch gemacht und ihre Arbeit gut verrichtet“, so Dr. Jahn. Denen die Kündigung zu übergeben, hat ihm manch schlaflose Nacht bereitet. Um den Kern des Unternehmens zu erhalten, war die Trennung von diesem Beschäftigten aber unumgänglich.

Zum Ende des Jahres 1990 lief das Geschäft langsam wieder an. Es gab positive Signale einer Zukunft für das Unternehmen. Nach langwierigen Gesprächen zur Übernahme des Unternehmensteils pmi wurde am 17. Dezember 1991 auch der Notartermin zur Besiegelung des Kaufs vereinbart. Die Beurkundung sollte aber noch einige Stunden andauern, da der Vertrag in manchen Punkten noch nicht unterschriftsreif war. Erst am 18. Dezember 1991 um 3.15 Uhr morgens konnte der handschriftlich überarbeitete Vertrag unterzeichnet werden.

Großaufträge und Großkund*innen ebnen den Weg zum Erfolg

Gerade die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung waren für pmi besonders arbeitsreiche Jahre. Dankbar sei Dr. Jahn insbesondere seiner Frau, die ihm stets den Rücken freigehalten hat.

Insbesondere die Aufträge der öffentlichen Hand in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung gaben dem Unternehmen großen Aufschub. Viele Kommunen und Landkreise im nördlichen Sachsen-Anhalt zählten zu den Auftraggebenden von pmi. Es folgten Kund*innen aus Berlin, Brandenburg, Thüringen und Niedersachsen. Ein niedersächsischer Auftraggeber war von der Leistungsfähigkeit des Planungsbüros in den frühen 90-er Jahren überrascht: der erbetene Plan wurde bereits Anfang der 90-er digital erstellt und schneller als im „analogen Verfahren“ üblich übergeben.

Auch große private Bauprojekte hat pmi in den 31 Geschäftsjahren begleitet. Der Bau des City Carrés, des Hansa Parks oder des Allee Center, um nur einige Beispiele aus Magdeburg zu benennen, ist „unterirdisch“ auf Planungen von pmi begründet.

Um die Zukunft des Unternehmens macht sich Dr. Jahn keine Gedanken. Seit 2015 ist sein Sohn Michael Jahn Geschäftsführer des Unternehmens; er selbst hat sich seitdem schrittweise aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen. Als Beirat berät er seinen Sohn aber immer noch und arbeitet ehrenamtlich als Landesvorsitzender Sachsen-Anhalt des Verbandes „Die Familienunternehmer e.V.“

www.pmi-md.de