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Bedeutung und Notwendigkeit

Das Großbauprojekt "Ersatzneubau Strombrückenzug" ist eines der bedeutendsten Verkehrsprojekte der Landeshauptstadt Magdeburg. Brücken verbinden - Und so stellt der Brückenzug eine von zwei wichtigen Verbindungen zwischen Altsstadt, dem Stadtteil Werder und den ostelbischen Stadtteilen dar. Er überspannt die Stromelbe, die Zollelbe und die Alte Elbe. Im Folgenden wird erklärt, warum für den bestehenden Brückenzug, zumindest in Teilen, ein Ersatz gebaut werden muss.

Info des Oberbürgermeisters Dr. Lutz Trümper

 

Liebe Magdeburgerinnen und Magdeburger, liebe Gäste und Freunde der Landeshauptstadt,

wir möchten Ihnen an dieser Stelle ein Brückenbauvorhaben vorstellen, welches das Stadtbild in seiner Architektur prägend beeinflussen wird.


Eine moderne Stadt ist auf eine sichere Verbindung ihrer Ufer und Stadtteile angewiesen. Das gilt insbesondere in Extremsituationen, was vielen von uns durch das jüngste Hochwasser 2013 schmerzhaft in Erinnerung geblieben ist. Dieser Anspruch ist durch die Sanierung des vorhandenen, kulturhistorisch wertvollen Brückenbestandes im Strombrückenzug leider nicht erfüllbar.

Die Vision eines hochwassersicheren und leistungsstarken Brückenzuges über die Strom-, Zoll- und Alte Elbe beschäftigt Verantwortliche und Planer der Stadt schon seit über 50 Jahren. Eine ingenieurtechnisch und architektonisch anspruchsvolle Lösung soll diese Vision zur Wirklichkeit werden lassen.

Dazu sind umfangreiche Voruntersuchungen, Planungen und finanzielle Ressourcen erforderlich. Dazu benötigen wir viel Kraft und Unterstützung durch Land und Bund, weil diese Aufgabe von einer Kommune allein nicht zu lösen ist. Wir sind aber optimistisch und werden alle Anstrengungen daran setzen, dass unsere Vision kein Traum bleibt.

Allen verantwortlichen Behörden und deren Mitarbeitern, den Planern und perspektivisch Ausführenden wünsche ich viel Erfolg und gutes Gelingen bei der Umsetzung ihrer Aufgaben.

Dr. Lutz Trümper
Oberbürgermeister der
Landeshauptstadt Magdeburg

Brücken über einen oder mehrere Flussläufe sind anspruchsvolle Ingenieurbauwerke, die in ihrer Gestaltung, neben meist sakralen Bauten, die Silhouette einer Stadt prägend beeinflussen. Sie erfüllen die Funktion der Verbindung von Verkehrswegen unter den technisch möglichen Lösungen entsprechend der jeweiligen und in die Zukunft weisenden Anforderungen an das Verkehrsaufkommen.

Ihre Nutzungsfähigkeit und Lebensdauer ist abhängig von der Richtigkeit der getroffenen Annahmen in Bezug auf die zu erwartenden Belastungen, die eingesetzten Materialien, die Qualitätsparameter bei der Ausführung und nicht unwesentlich die fortgesetzte Instandsetzung und Reparatur auf Grundlage festgelegter Prüfungsuntersuchungen in regelmäßigen Fristen.

Es gibt jedoch auch negative Einflüsse mit Katastrophen wie Kriegseinwirkungen (Bomben, Beschuss und Überbeanspruchung), Brand oder Extremereignisse wie z.B. nichtvorhersehbare Hochwasser.

Brücken in Magdeburg und Umgebung

Brücken in Magdeburg

Magdeburg verfügt über drei Brückenzüge: den Sternbrückenzug, der keinen vollwertigen Brückenzug darstellt, da er nur die Stromelbe nicht aber die Alte Elbe überquert, den Nordbrückenzug mit den Brücken über Strom- und Alte Elbe sowie den hier vorzustellenden Strombrückenzug mit drei Brücken über die Stromelbe, die Zollelbe und die Alte Elbe.

Eine Aufnahme der Sternbrücke aus dem Jahr 2012
Nordbrückenzug aus dem Flugzeug
Panoramaaufnahme vom Brückenzug aus 2014

Brücken im Großraum Magdeburg

Eingebunden in dieses System existieren im Großraum Magdeburg die Autobahnbrücke der BAB A2 bei Hohenwarthe, die alte Elbebrücke in Schönebeck und die neue Elbebrücke an der B246a bei Schönebeck.

A2 im Norden Magdeburgs
Elbauenbrücke Schönebeck

Hochwasser 2013

Bei einem Extremereignis, wie das des zweiten Jahrhunderthochwassers 2013, mit einem Pegelhöchststand von 7,48 m am Pegel Strombrücke, waren und sind nur zwei Brückenzüge, der Nordbrückenzug und der der BAB A2 uneingeschränkt nutzbar.

Der Strombrückenzug im Zentrum der Stadt, der die beidseitig des Flusses liegenden Stadtgebiete von Magdeburg verbindet, fällt dann besonders wegen des unterbrochenen ÖPNV aus.

Schäden an der Anna-Ebert-Brücke

Dafür ursächlich ausschlaggebend ist die 1882 in Nutzung genommene Anna-Ebert-Brücke. Sie besteht aus 11 gemauerten Gewölbekappen. Auf dem Bauwerk wird eine zweigleisige Straßenbahnanlage geführt, die neben den Belastungen aus dem erheblich angewachsenen Regional- und Fernverkehr, zu ungedämpften Stoßbeanspruchungen bei Überfahrten führt.

Der Bauwerkszustand weist umfangreiche und erhebliche Schäden auf, der Stand- und Verkehrssicherheit erheblich einschränkt.

Ein Prüfbericht vom 10.04.2014 bewertet den Zustand mit der Note 3,5 und enthält die Schlussfolgerung, dass bei zu erwartendem weiteren Schadensfortschritt die Brücke in ca. 4 Jahren für den ÖPNV nicht mehr und bis dahin nur eingeschränkt (Begegnungsverlust und Schrittgeschwindigkeit) nutzbar ist.

Verlängerung der Strombrücke

Weitere Hochwasserereignisse wie 2002 und 2013 sind aufgrund des Klimawandels in den Folgejahren vermehrt zu erwarten. Die Hochwassersicherheit ist auch wegen der Gradientenlage nicht mehr gegeben.

Mit dem Stadtratsbeschluss vom 04.10.2012 sind Vorplanungen für eine Verlängerung der Strombrücke mit einem Neubau über die Zollelbe und die Alte Elbe in Auftrag gegeben worden.

Flora-Fauna-Habitat-Gebiet

Die Variantenentscheidung vor dem Hochwasserereignis von 2013 sah eine Pfeilerlösung für beide Brücken vor. Die Durchflusskapazität bei steigenden Wasserständen wäre weiter eingeschränkt und zusätzliche Ausgleichsmaßnahmen (Kohärenzmaßnahmen) im Naturschutz (FFH-Gebiete) zwingend gewesen. Informationen zu FFH-Gebieten und auch speziell zu den betroffenen FFH-Gebieten "Stromelbe im Stadtzentrum Magdeburg" und "Elbaue zwischen Saalemündung und Magdeburg", zu welchem auch Teile der Alten Elbe gehören, finden Sie auf der Website NATURA 2000. Eine grafische Übersicht finden Sie beim Kartendienst “Schutzgebiete in Deutschland“ des Bundesamtes für Naturschutz.

Entscheidung für den Bau einer Pylonbrücke

Der Eintritt des extremen Hochwasserereignisses 2013 stellt einen Meilenstein für die Beurteilung der Ausführungsvarianten dar. Er führte zu der Entscheidung des Stadtrates vom 09.09.2013, einer Pylonvariante über die Alte Elbe den Vorrang zu geben. Sie ist freitragend, filigraner, eleganter und städtebaulich anspruchsvoller aber auch teurer. Das entscheidende Kriterium ist jedoch die Hochwassersicherheit. Hierbei wird eine Hochwassersicherungslinie von 7,80 m vorausgesetzt.

Die Belastungen aus dem ÖPNV - Straßenbahn in die Tragseilkonstruktion stellen ein Novum in der Ausführungsart dar. Hier sollen Litzenseile zum Einsatz gebracht werden.Erfahrungen dafür liegen in Deutschland noch nicht vor. In einem Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen wurden die Voll Verschlossenen Seile und die Litzenseile vergleichend untersucht.