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Gedenken an die Opfer der Pogromnacht

Mit einer Gedenkveranstaltung ist am 9. November an die Opfer der Pogromnacht von 1938 erinnert worden. Nach dem Beginn der Veranstaltung im Forum Gestaltung, führte ein stiller Gedenkweg zum Synagogenmahnmal in der Julius-Bremer-Straße, wo Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper einen Kranz der Landeshauptstadt niederlegte. Der Pogrom in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 führte in Magdeburg zur Zerstörung der Synagoge sowie zahlreicher jüdischer Geschäfte und Wohnungen.

Im Forum Gestaltung sprachen der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, und der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Magdeburg, Dr. Lutz Trümper, Worte des Gedenkens. Auch der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Magdeburg, Stephan Hoenen, die Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde zu Magdeburg, Larisa Korshevnyuk, und der Vorstandsvorsitzende der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg, Wadim Laiter, erinnerten mit Gedenkworten an die Opfer der Pogromnacht von 1938.

Während der Andacht wurde der siebenarmige Leuchter, die Menora, als Symbol für den jüdischen Glauben entzündet. Der Rabbiner Motti Waitsman begleitete das Zeremoniell mit Gebeten.

Auch in diesem Jahr beteiligten sich Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums mit einem Redebeitrag. Sie zeigten auf, wie sie sich in Schulprojekten gegen Rechtsextremismus engagieren. Ebenso trugen sie selbstgeschriebene Gedichte und Tagebucheinträge vor, in denen sie die Eindrücke ihrer Studienfahrten nach Weimar und Buchenwald verarbeiteten.

Im Anschluss führte ein stiller Gedenkweg in die Julius-Bremer-Straße zum Mahnmal der zerstörten Synagoge. Hier wurden Kränze niedergelegt und ein Schlusssegen gesprochen. Auch die Landeshauptstadt Magdeburg gedachte mit einem Kranz der Pogromopfer.

Das Gedenken am 9. November wurde in Kooperation mit dem Evangelischen Kirchenkreis Magdeburg, der Liberalen Jüdischen Gemeinde zu Magdeburg, der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg sowie dem Forum Gestaltung organisiert.

Mahnmal/ Relief

An der Stelle der am 9. November 1938 zerstörten Synagoge in der Julius-Bremer-Straße steht heute ein vom Magdeburger Metallgestalter Josef Bzdok 1988 errichtetes Mahnmal für die jüdischen Opfer des Naziregimes. Die Inschrift lautet: „Dem Nazi-Terror fielen 1.521 Magdeburger jüdischen Glaubens, darunter 287 unschuldige Kinder, zum Opfer.“ In unmittelbarer Nachbarschaft des Mahnmals wurde 2004 durch die Magdeburgische Gesellschaft von 1990 ein Relief zur Erinnerung an die 1938 zerstörte Magdeburger Synagoge aufgestellt.

Neue Synagoge Magdeburg

Der Förderverein Neue Synagoge Magdeburg e.V. unterstützt die Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg dabei, ein neues Versammlungshaus zu bauen. Durch den Bau einer neuen Synagoge sollen die Magdeburger jüdischen Glaubens wieder ein religiöses Zentrum erhalten. Zugleich soll es ein Begegnungsort für alle Magdeburgerinnen und Magdeburger sein, die mit dem Judentum in Verbindung oder ins Gespräch treten wollen. Im September 2019 hat der Stadtrat der Landeshauptstadt beschlossen, dass ein Grundstück in der Julius-Bremer-Straße der Synagogen-Gemeinde für den Neubau kostenlos bereitgestellt wird.

Mahnmal „Magda“

Seit 2001 erinnert das Mahnmal „Magda“ des Bildhauers Jörg-Tilmann Hinz in der Rothenseer Havelstraße/ Ecke Heinrichsberger Straße an eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald gleichen Namens, in der mehr als 2.000 Häftlinge – überwiegend Juden aus Ungarn – zu Tode gequält wurden. Jährlich am 27. Januar gedenken Vertreter von Stadt, Land, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Parteien und die Bundeswehr der Opfer des Nationalsozialismus.

Gedenktafel am ehemaligen Polte-Werk

In der Liebknechtstraße erinnert heute eine Gedenktafel an die über 3.000 weiblichen sowie rund 600 männlichen Häftlinge, die bis April 1945 in das damalige Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, das Magdeburger Polte-Werk, deportiert wurden. Häftlinge, die nicht mehr bei Kräften waren, wurden zur Ermordung nach Auschwitz, Bergen-Belsen oder Ravensbrück geschickt.

Jüdische Friedhöfe

Jüdische Friedhöfe tragen auch die Bezeichnung „Guter Ort“ oder „Halle des Lebens“. Auf dem Jüdischen Friedhof im Fermersleber Weg befinden sich die Grabsteine von Moritz Rahmer, Robert Philippson und Gyula Grosz. Hier ist auch das Grab der legendären Magdeburger Zirkusfamilie Blumenfeld. Bis 1920 hatte sie das einzige feste Zirkusgebäude in Deutschland. Der jüdische Arzt Dr. Otto Schlein ist auf dem Westfriedhof beigesetzt worden.

Im September 2018 wurde ein neuer Ort der Totenruhe für die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Magdeburgs geweiht. Er befindet sich auf einem Teil des Friedhofs Groß Ottersleben an der Königstraße.

Stolpersteine

Am 18. März 2007 weihte Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper im Rahmen einer Gedenkstunde die ersten Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus in Magdeburg ein. Am 11. November 2021 wurde unter anderen der 600. Stolperstein zu Ehren Hermann Goldschmidts verlegt. Goldschmidt und seine Frau Grete wurden am 25. November 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort 1943 ermordet. Finanziert werden die Erinnerungsmale ausschließlich durch Spenden.

05.11.2021