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Nicht einfach nur ein Tunnel

In der vergangenen Woche wurde die geänderte Finanzierung der Baumaßnahmen für die Eisenbahnüberführung Ernst-Reuter-Allee mit einer Gesamtsumme von etwa 140 Millionen Euro von der Stadtverwaltung bekanntgegeben. Die implizierte Kostensteigerung wirft bei den Bürgern Fragen auf, von denen einige nachfolgend gekärt werden sollen. Die Stadt Magdeburg will auch künftig den Weg einer offenen Kommunikation gehen und steuert weiterhin intensiv den Kosten- und Termindefiziten entgegen.

Was wird gebaut und wie setzen sich die Kosten zusammen?
Von den in der vergangenen Woche bezifferten Kosten von etwa 140 Millionen Euro beziehen sich ca. 75 Millionen Euro auf das reine Tunnelbauwerk. Der Eigenanteil der Landeshauptstadt liegt hierbei bei ca. 45 Millionen Euro.

Auf die begleitenden Baumaßnahmen der anderen Bauträger wie der DB AG, den MVB oder den SWM/AGM entfallen auch etwa 45 Millionen Euro. Hierin ist beispielsweise die Erneuerung der Eisenbahnüberführungen der DB AG mit einem kreuzungsbedingten Anteil der Stadt enthalten. Weitere wesentliche Kostenstellen sind die Verkehrsanlagen der Ebene 0, die Zufahrt zum City Carré sowie die Gestaltung des Damaschkeplatzes, des Kölner Platzes und des Bahnhofsvorplatzes. Darüber hinaus fallen aber auch Bau-Nebenkosten für bspw. externe Planer, Gutachter oder Juristen an.

Warum werden Bauprojekte teurer und später fertig als „geplant“?
Besonders bei solch großen und sehr komplexen Tiefbaumaßnahmen ist eine genaue Kostenprognose jedoch sehr schwer möglich. In allen Planungs- und Bauphasen können kosten- und terminrelevante Veränderungen eintreten, die zum Teil durch den Bauherrn nicht vorhersehbar bzw. nicht hinreichend konkret quantifizierbar sind.

Hierzu zählen unter anderem:

  • die Preisentwicklungen in der Bauwirtschaft zum Zeitpunkt der Ausschreibung, die Vergabe und die bauliche Realisierung,
  • die baulich relevanten Entwicklungen im Regelwerk wie die Tunnelsicherheit,
  • eine nie 100 Prozent genaue Bewertung des Baugrundes wie die Geologie und das Grundwasser sowie auch der Altbestand untertage und
  • Änderungen des Bauentwurfs infolge der Detaillierung in der Ausführungsplanung.

Nicht zuletzt sind auch Dinge wie Fehlannahmen, Fehlinterpretationen oder Fehlentscheidungen in den Planungs- und Bauphasen auf Seiten der Bauherren sowie der Planer, Gutachter, Prüfer und Bauunternehmen nie auszuschließen.

10.11.2017