Politischer Runder Tisch: 35 Jahre Frauenpolitik in Magdeburg
Erwartungen an die Gleichstellungsarbeit im Alten Rathaus
„Mit der Veranstaltung möchten wir auch die enge Zusammenarbeit des Netzwerkes mit dem Amt für Gleichstellungsfragen würdigen, die zur Auszeichnung der Landeshauptstadt Magdeburg als Vorzeigekommune mit dem Gender Award 2025 geführt hat“, betont Oberbürgermeisterin Simone Borris. „Für die vielen gemeinsamen Aktionen und Projekte, die in den vergangenen 35 Jahren gemeinsam und erfolgreich umgesetzt wurden, bedanke ich mich bei allen Beteiligten.“
Im Rahmen der Festveranstaltung wurde ein Porträt der Kaiserin Adelheid von Burgund an die Oberbürgermeisterin übergeben. Das neue Kunstwerk der Malerin Viktoria Veil wird ab sofort im Kaiserin-Adelheid-Foyer des Alten Rathauses präsentiert.
Der Politische Runde Tisch der Frauen ist ein überparteiliches, generationsübergreifendes und überkonfessionelles Netzwerk von Frauenvereinen und interessierten Frauen in der Stadt Magdeburg. Sie treffen sich regelmäßig, diskutieren aktuelle politische Probleme, machen sich für die Frauenlobby stark, bereiten Veranstaltungen vor und setzen sich auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene für frauenpolitische Themen ein.
Gründungsgeschichte und Netzwerkaufbau
Das erste Treffen des Runden Tisches der Frauen Magdeburg fand im September 1990 im Alten Rathaus mit über 30 interessierten Bürgerinnen, Frauen aus Vereinen, Engagierten aus der Friedensbewegung, dem Unabhängigen Frauenverband und den neu gegründeten Parteien statt. Damit hatte die erste Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Magdeburg, Edita Beier, den Grundstein für die Netzwerkarbeit gelegt. Sie ist bis heute die Sprecherin des Politischen Runden Tisches der Frauen Magdeburg.
In der Nachwendezeit lagen die Schwerpunkte der Netzwerkarbeit auf das Sichtbarmachen von Frauenthemen, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit von Frauen. Zu diesen Themen vernetzten sich in den ersten 10 Jahren des Bestehens über 70 Vereine und Projekte, die sich jährlich auf Informationsbörsen austauschten.
Eine enge Zusammenarbeit mit internationalen Vereinen und Projekten in der Stadt, mit den Gewerkschaften und Gesellschaften sowie mit der gemeinnützigen Gesellschaft für Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung AQB GmbH wurde aufgebaut.
Die Akteurinnen treffen sich einmal im Monat und bringen sich das gesamte Jahr über bei Veranstaltungen und Projekten in der Stadt gesellschaftlich ein. Als Verfasserinnen von offenen Briefen und Petitionen sowie ihrer Arbeit in der CEDAW-Allianz Deutschland verschaffen sie frauenpolitischen und weiteren gesellschaftlichen Themen Gehör.
Seit 1992 veranstaltet das Netzwerk gemeinsam mit dem Amt für Gleichstellungsfragen die Frauenaktionswochen in Magdeburg. Zudem unterstützt das Netzwerk die Organisation der Aktionstage Girls‘- und Boys‘ Day sowie One Billion Rising Day in Magdeburg.
Themenspektrum der Netzwerkarbeit
Bedeutende Themen waren in den vergangenen 35 Jahren unter anderem die Armutsentwicklung durch die Einführung der Bedarfsgemeinschaften und Hartz IV, besonders bei Frauen, aber auch die Unterstützung von Unternehmerinnen und selbstständigen Frauen. Auch die Gestaltung der Gedenkkultur, die Absicherung der ganztägigen Kinderbetreuung, der Einsatz zur Abschaffung des Paragraph 218 sowie die Stärkung der Frauen in der Wissenschaft waren und sind bis heute wichtige Anliegen des Netzwerks in Zusammenarbeit mit dem Gleichstellungsamt der Stadt.
Ein besonderes Augenmerk dieser Zusammenarbeit liegt auf dem Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen, dem Ausbau der Präventionsarbeit und der Veränderung der Rollenbilder von Jungen und Männern. Durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit hat sich das Anzeigeverhalten von Betroffenen bei Gewalterfahrung geändert, so dass mehr Frauen Anzeige erstatten, Hilfsangebote aufsuchen und diese auch in Anspruch nehmen.