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Eike-von-Repgow-Stipendium

Gemeinsam mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg vergibt die Landeshauptstadt Magdeburg seit dem Jahr 2005, alternierend zum Eike-von-Repgow-Preis, das Eike-von-Repgow-Stipendium. Es erinnert an Eike von Repgow, der sich mit dem „Sachsenspiegel“ ein bleibendes Denkmal setzte und den Namen Magdeburgs weit über die die Grenzen der Elbestadt hinaus trug. Als eines der ersten Prosawerke in mittelniederdeutscher Sprache und einflussreichstes Rechtsbuch des Mittelalters erlangte der Sachsenspiegel gemeinsam mit dem Magdeburger Stadtrecht große Verbreitung in Mittel- und Osteuropa. Das Magdeburger Recht gilt damit als eines der bedeutendsten mittelalterlichen Stadtrechte und Eike von Repgow als erster Chronist mittelalterlichen Rechts.

Das Eike-von-Repgow-Stipednium soll an die große Rechtsvergangenheit der Stadt Magdeburg erinnern und das Interesse an den zeitlosen Grundgedanken des Schöpfers des Sachsenspiegels wachhalten. Sein Anliegen ist es, neue Forschungsvorhaben voranzutreiben und junge Wissenschaftler*innen bei der weiteren Auseinandersetzung mit der europäischen Rechtsgeschichte zu fördern und zu motivieren.

Das Stipendium wird im Rahmen des Akademischen Festaktes der Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg verliehen.

Eike-von-Repgow-Stipendium 2023 geht an Stefanie Fabian

Eike-von-Repgow-Stipendium 2023 geht an Stefanie Fabian

Die Landeshauptstadt Magdeburg und die Otto-von-Guericke-Universität haben gemeinsam das Eike-von-Repgow-Stipendium 2023 an die Geschichtswissenschaftlerin Stefanie Fabian verliehen. Oberbürgermeisterin Simone Borris und der Rektor der Universität, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan, überreichten am 13. Dezember 2022 die Urkunde.

Stadt und Universität unterstützen Forschung der Historikerin. Erstmals handelt es sich bei dem für 2023 vergebenem Preis um ein einjähriges Vollzeitstipendium, mit einer monatlichen Zuwendung von 1.250 Euro. Damit wird die Forschungsarbeit zur Erlangung der Doktorwürde unterstützt.

Bereits zum zehnten Mal wurde das Stipendium alternierend zum Eike-von-Repgow-Preis vergeben. Das heißt, dass sich die Vergabe des Stipendiums und des Preises jeweils jährlich abwechseln. Das ab 2023 neu ausgerichtete Stipendium ermöglicht nun dem Wissenschaftsnachwuchs, in Vollzeitarbeit die eigenständige wissenschaftliche Forschung mit dem Ziel der Promotion an einer in- oder ausländischen Hochschule zu verfolgen.

Das Stipendium ist in das wissenschaftliche Konzept der Magdeburger Museen und des Stadtarchivs eingebunden. Es soll die stadtgeschichtlichen Forschungen in Zusammenarbeit mit dem Bereich für Geschichte der Fakultät für Humanwissenschaften an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg fördern.

Dissertationsvorhaben der Stipendiatin

Mit dem diesjährigen Eike-von-Repgow-Stipendium würdigt das Kuratorium die Verdienste von Stefanie Fabian. Die Stipendiatin ist eine langjährige Mitarbeiterin im Bereich Geschichte des Instituts II (Gesellschaftswissenschaften) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Zu ihren Schwerpunkten gehören die historische Frauen- und Geschlechterforschung, die Regionalgeschichte Sachsen-Anhalts in der Vormoderne, Krieg und Militär in der frühen Neuzeit sowie die Kulturgeschichte der Gewalt.

Der Titel ihres Dissertationsvorhabens lautet: „Leben im Krieg. Begegnungen mit der ‚entfesselten‘ und der ‚gezähmten‘ Bellona (1616–1763)“.

Zur außergewöhnlichen Forschungsmethode

Darunter ist der gemeinhin als barbarisch geltende Dreißigjährige Krieg gemeint. Durch eine zunehmende Professionalisierung wurde dem späteren Siebenjährigen Krieg, mitunter ein gewisses Maß an zivilisiertem Verhalten attestiert. Ausgehend von diesen beiden Kriegsereignissen untersucht sie Erfahrungen von Kriegsbeteiligten im mitteldeutschen Raum. Also jenes Gebiet, in dem auch das Wirken Eike von Repgows zu verorten ist.
Für ihre Untersuchung zieht die Stipendiatin umfangreiches, mitunter bisher nicht betrachtetes Archivmaterial heran. Allein dieser Teil der Arbeit stellt bereits eine gewichtige eigenständige Forschungsleistung dar. Ihre methodische Vorgehensweise ist eine Kombination mehrerer Ansätze aus der Geschichtswissenschaft und wird exakt beschrieben. Die Perspektive ihrer Untersuchung ist vergleichend, sowohl was die Zeiträume und die Kriege angeht als auch hinsichtlich der in den Blick genommen Personen (-Gruppen).
Die analysierten, ausgesprochen heterogenen Erfahrungen betreffen indes sowohl die Gruppe der Soldaten als auch diejenige der Zivilbevölkerung. Dabei vermeidet sie es jedoch, in Kategorien von ‚Täter‘ und ‚Opfer‘ zu argumentieren und bleibt stattdessen ergebnisoffen. Neu ist ihr Ansatz auch darin, dass ein krisenhafter Zeitraum aus dem Blick der Alltags- und Kulturgeschichte sowie der Gendergeschichte betrachtet wird und nicht mehr, wie zumeist, aus der Militärgeschichte heraus beurteilt wird.

Das Kuratorium zur Auswahl der Preisträger*innen und Stipendiat*innen hat am 25. November 2022 die Entscheidung über die diesjährige Verleihung getroffen und unter den zwei Vorschlägen Stefanie Fabian erwählt. Mit der Vergabe des Stipendiums ist zugleich die Bitte verbunden, einen kurzen Abschlussbericht nach Abschluss der Dissertation zu erstellen.

Veröffentlichte Aufsätze der Stipendiatin

  • Vor Jahren hat die alte Magd dem Kaiser einen Tanz versagt … – Die überstandene Belagerung Magdeburgs 1550/51 und ihre Rolle für das Selbstbewusstsein und die Halsstarrigkeit der Stadt im Dreißigjährigen Krieg, in: Monumenta Guerickiana 238 (2021)
  • Zwischen Schutzbedürftigkeit, Ermannung und Pragmatismus – weibliche Handlungsspielräume und Überlebensstrategien im Dreißigjährigen Krieg, in: Markus Meumann/Julia Schmidt-Funke/Astrid Ackermann (Herausgeber), Mitten in Deutschland – Mitten im Krieg (Gothaer Forschungen zur Frühen Neuzeit 17), Stuttgart 2021
  • Ärztemangel im Ersten Weltkrieg. Motor zur Anstellung weiblicher Ärzte am Krankenhaus Altstadt, in: Eva Brinkschulte (Herausgeber), Zweihundert Jahre Krankenhausgeschichte(n). Vom städtischen Krankenhaus Altstadt zum Klinikum Magdeburg, Magdeburg 2017, Seiten 72-91
  • Ein feste Burg wider den Kaiser – Alltag und Leben im belagerten Magdeburg, in: Maren Ballerstedt/Gabriele Köster/Cornelia Poenicke (Herausgeber), Magdeburg und die Reformation.
    Teil 1: Eine Stadt folgt Martin Luther (= Magdeburger Schriften 7), Halle (Saale) 2016, Seiten 403-425
  • Dis waren verfluchte Diebes Hände. – Konfliktfelder und Wahrnehmungsdivergenzen zwischen Militär und Zivilbevölkerung bei Einquartierung und Truppendurchzug während des Dreißigjährigen Krieges, in: Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit 16 (2012) Heft 2, Seiten 169-196

Das Eike-von-Repgow-Stipendium

Die Bedeutung des Magdeburger Stadtrechts

Es ist ein Anliegen der Stadt Magdeburg, auf ihre einstige hoch geachtete Stellung innerhalb einer großen europäischen Stadtrechtsfamilie aufmerksam zu machen. Vom Magdeburger Schöffenstuhl aus wurden Hunderte von Rechtsauskünften in die Tochterstädte Magdeburgs bis weit in das Baltikum und die Ukraine hinein verschickt.

Wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Magdeburger Stadtrecht und dem Sachsenspiegel

Mit der Vergabe des Eike-von-Repgow-Stipendiums als auch des Eike-von-Repgow-Preises sollen die wissenschaftliche und die künstlerische Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands und des Gebiets der mittleren Elbe gefördert sowie mit Eike von Repgow eine bedeutende historische Persönlichkeit gewürdigt werden. Sowohl Stipendium als auch Preis tragen in erheblichem Maße dazu bei, die Stadt Magdeburg mit ihrer einzigartigen rechtsgeschichtlichen Bedeutung weithin als Stadt moderner Wissenschaft und Nachwuchsförderung bekannt zu machen.

Vertrag zwischen der Landeshauptstadt Magdeburg und Universität

Die Bedeutung des gemeinsamen Stipendiums der Landeshauptstadt Magdeburg und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist in der Präambel des Vertrages wie folgt charakterisiert:

„Eike von Repgow, dessen Beiname von dem Ort Reppichau bei Dessau abgeleitet ist, in dem seine Familie begütert war, hat zwischen 1220 und 1235 auf dem Boden Sachsen-Anhalts den Sachsenspiegel und damit eine Schrift geschaffen, deren Wirkung bis in unser Jahrhundert andauert. Der Sachsenspiegel ist das bedeutendste deutsche Rechtsbuch des Mittelalters. Darüber hinaus ist es das erste literarische Prosawerk deutscher Sprache, das keine Übersetzung einer Schrift eines anderen Verfassers darstellt.

Die Beziehung zu anderen Teilen Europas ergibt sich einerseits daraus, dass der Sachsenspiegel in enger Verbindung mit dem Magdeburger Stadtrecht im östlichen Mitteleuropa und in Osteuropa große Geltung erlangt hat und dort mehrere Male übersetzt worden ist; andererseits hat das Werk des Eike von Repgow aber auch Westeuropa beeinflusst.

Die Vertragspartner wollen mit dem nach Eike von Repgow benannten Preis und Stipendium - in Anlehung der urkundlichen Erwähnung Eikes von Repgow 1233 in Salbke, das heute zu Magdeburg gehört, und des engen Zusammenhangs des Sachsenspiegels mit dem Magdeburger Stadtrecht - die wissenschaftliche und die künstlerische Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands und des Gebiets der mittleren Elbe fördern sowie in Eike von Repgow eine bedeutende historische Persönlichkeit würdigen, die auf dem Boden Sachsen-Anhalts gewirkt hat. Zugleich soll der Preis an die Verbindung dieses Raums mit anderen Teilen Europas erinnern."

Die Vergabe beider Auszeichnungen dokumentiert die Weltoffenheit der Landeshauptstadt Magdeburg und trägt zur Attraktivität und Verbesserung der Außenwirkung des Universitätsstandortes bei.

Erstmalige Vergabe des Stipendiums im Jahr 2005

Auf Beschluss des Stadtrates der Landeshauptstadt Magdeburg werden der Eike-von-Repgow-Preis und das Eike-von-Repgow-Stipendium alternierend vergeben.
Die Landeshauptstadt und die Universität Magdeburg schlossen 1998 einen Vertrag zur Verleihung des Eike-von-Repgow-Preises, der im Jahr 2005 geändert wurde. In Jahren mit gerader Jahreszahl wird der Preis und in denen mit ungerader Jahreszahl das Stipendium vergeben.

 

Kuratoriumsmitglieder

Bisherige Stipendiatinnen und Stipendiaten


zuletzt aktualisiert am 12.01.2023