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Feldpostbriefe als familiengeschichtliche Selbstzeugnisse

Mehr als 1.500 Feldpostbriefe seiner Großeltern aus dem Zweiten Weltkrieg hat der Historiker und Publizist Friedrich Burschel durchgearbeitet, um der eigenen Familiengeschichte näher zu kommen. In der Stadtbibliothek stellt er seine Erkenntnisse am Dienstag, 18. November, um 17 Uhr in dem Vortrag „Aus Russland bekam sie den Witwenschleier“ vor.
Friedrich Burschel knüpft an intensive familiengeschichtliche Recherchen an, die derzeit vielfach innerhalb der zweiten und dritten Nachkriegsgeneration geschehen. Konkret geht es ihm um die Person seines Großvaters Heinrich Kuhlmann, der SA-Sturmführer war und als Veterinär 1943 in Stalingrad den Tod findet.
Oftmals schmerzvoll werden Fanatismus, Normalität und Verstrickung in das Unrechtssystem für die Nachgeborenen offenbar, wenn sie der Geschichte ihrer Vorfahren im Detail nachgehen. Gerade Persönliche Zeugnisse wie Feldpostbriefe erfahren aber aus Sicht von Friedrich Burschel nicht die notwendige wissenschaftliche Durchdringung, so dass man kaum von einer angemessenen „Aufarbeitung der Vergangenheit“ sprechen könne. Fatal wäre für ihn eine Fortsetzung des verbreiteten Schweigens über das Mitmachen und Wegsehen der früheren Generation. Sein Vortrag zielt am Beispiel seiner eigenen Familie darauf ab, zu einem offenen verantwortlichen Umgang mit der Erinnerung zu gelangen.

Der Historiker Friedrich Burschel war als politischer Referent tätig und hat auch als Journalist und Publizist intensiv den NSU-Prozess beobachtet. Seine Bücher und Veröffentlichungen thematisieren rechten Terrorismus und rechtsextreme Ideologien.

Alle interessierten Gäste sind zum Vortrag von Friedrich Burschel „`Aus Russland bekam sie den Witwenschleier`. Der Feldpostbriefwechsel meiner Großeltern: Der lange familiengeschichtliche Schatten des SA-Sturmführers in Bad Sooden-Allendorf, Dr. med. vet. Heinrich Kuhlmann, und sein Tod in Stalingrad 1943“ am Dienstag, 18. November, um 17 Uhr in der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek, Breiter Weg 109, herzlich willkommen. Gemeinsam mit der Stadtbibliothek lädt die Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt ein. Der Eintritt ist frei.

14.11.2025