Als ganz normale Deutsche zu Tätern wurden
Ganze Bibliotheken füllt die zentrale Frage, warum der Holocaust möglich war und warum ganz normale Deutsche zu Tätern wurden. Der renommierte Historiker und Journalist Götz Aly sucht in seinem aktuellen Buch „Wie konnte das geschehen? Deutschland 1933 bis 1945“ aufs Neue eine Antwort. Seine umfassende Gesamtschau stellt er am Donnerstag, 13. November, um 19.30 Uhr im Gespräch in der Stadtbibliothek vor.
Götz Aly bietet in seinem jüngsten Werk in allgemein verständlicher Form noch einmal die Summe seiner jahrzehntelangen Forschung und Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus auf. Eingehend schildert er die Herrschaftsmethoden, mit denen die NS-Machthaber Millionen Deutsche in „gefügige Vollstrecker“ oder „in vom Krieg abgestumpfte Mitmacher“ verwandelten.
Seine Antwort auf die Ausgangsfrage ist vielschichtig: Für ihn beruhte die lange Zeit ungefährdete Herrschaft der Nationalsozialisten nach innen nicht allein auf Terror und Verfolgung. Vielmehr konnten sich die Machthaber bald auf eine wachsende gesellschaftliche Zustimmung stützen. Mit Erfolg stellte das NS-Regime Aufstieg und Wohlstand in Aussicht und die sozialpolitischen Versprechen verfingen über die Schichten hinweg.
Doch Hitlers Herrschaftssystem brauchte schließlich den Krieg, so Aly. Den fürchtete zwar das Volk, und dennoch terrorisierten schließlich Millionen deutsche Soldaten Europa, beteiligten sich Hunderttausende an beispiellosen Massenmorden. Als der Glaube an einen Sieg nachließ, wurde aus der „Volksgemeinschaft“ eine „Verbrechensgemeinschaft“, legt der Autor pointiert dar. Ganz gewöhnliche Deutsche hatten profitiert und sich oftmals ohne Scham bereichert, wie jeder wissen konnte. Nun schürte das Regime wieder mit Erfolg die Angst vor dem, was nach einer Niederlage geschehen würde.
Alle interessierten Besucher sind zur Vorstellung des Buches „Wie konnte das geschehen? Deutschland 1933 bis 1945“ und zum Autorengespräch mit Götz Aly am Donnerstag, 13. November um 19.30 Uhr in der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Magdeburg, Breiter Weg 109, herzlich willkommen. Gemeinsam mit der Stadtbibliothek laden der Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt im Rahmen des Projekts „Jüdische Kultur Sachsen-Anhalt“ und „Miteinander. Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt e.V.“ ein. Der Eintritt ist frei.