Inhalt

Zentrale Gedenkveranstaltung und Kranzniederlegung am 10. November um 13.00 Uhr

Die Magdeburger Stadtgesellschaft erinnert gemeinschaftlich an die Novemberpogrome des Jahres 1938, den Beginn der systematischen Verfolgung jüdischer Menschen und der Zerstörung ihres Eigentums, ihrer Häuser und Synagogen vor 87 Jahren. Das diesjährige Gedenken ist einen Tag nach dem Jahrestag und damit am 10. November. Beginn ist um 13.00 Uhr im Forum Gestaltung. Im Anschluss an das Programm gibt es einen stillen Gedenkweg zum Mahnmal der zerstörten Synagoge in der Julius-Bremer-Straße mit anschließender Kranzniederlegung.

 

Das Gedenken wird vom Evangelischen Kirchenkreis Magdeburg in Kooperation mit der Landeshauptstadt Magdeburg und mit Beteiligung der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg, der liberalen Jüdischen Gemeinde zu Magdeburg sowie dem Forum Gestaltung organisiert. Die beiden jüdischen Gemeinden wechseln sich jährlich mit der Stellung der Menora und der geistlichen Begleitung ab. In diesem Jahr ist die Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg organisatorisch eingebunden.

 

Im Rahmen des zentralen Gedenkens sprechen Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris, der Bildungsstaatssekretär des Landes Sachsen-Anhalt Jürgen Böhm und der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Magdeburg, Stephan Hoenen, Worte der Erinnerung. Die Gedenkworte der jüdischen Gemeinden überbringen Inessa Myslitzka, Vorstandsvorsitzende der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg, und Larisa Korshevnyuk, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Magdeburg. Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums präsentieren ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem historischen Ereignis.

 

Das gesamte Zeremoniell wird mit Gebeten des Rabbiners Motti Weitzmann begleitet. Während der Andacht wird der siebenarmige Leuchter, die Menora, als Symbol für den jüdischen Glauben entzündet. Rabbiner Igor Mendel Itkin wird hierzu über die Bedeutung der Menorah für das Gedenken an den Holocaust sprechen. Nach einer Gedenkminute gehen alle Beteiligten in die Julius-Bremer-Straße. Am Mahnmal der zerstörten Synagoge werden Kränze niedergelegt und ein Schlusssegen gesprochen.

 

 

Magdeburger Erinnerungsorte für die Opfer des Faschismus

 

Mahnmal/ Relief

An der Stelle der am 9. November 1938 zerstörten Synagoge in der Julius-Bremer-Straße steht heute ein vom Magdeburger Metallgestalter Josef Bzdok 1988 errichtetes Mahnmal für die jüdischen Opfer des Naziregimes. Die Inschrift lautet: „Dem Nazi-Terror fielen 1.521 Magdeburger jüdischen Glaubens, darunter 287 unschuldige Kinder, zum Opfer.“ In unmittelbarer Nachbarschaft des Mahnmals wurde 2004 durch die Magdeburgische Gesellschaft von 1990 ein Relief zur Erinnerung an die 1938 zerstörte Magdeburger Synagoge aufgestellt.

 

 

 

Neue Synagoge Magdeburg

Seit 2023 haben die Magdeburgerinnen und Magdeburger jüdischen Glaubens mit der Neuen Synagoge Magdeburg wieder ein religiöses Zentrum. Zugleich soll es ein Begegnungsort für alle Magdeburgerinnen und Magdeburger sein, die mit dem Judentum in Verbindung oder ins Gespräch treten wollen. Der Förderverein Neue Synagoge Magdeburg e.V. unterstützte die Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg dabei, ein neues Versammlungshaus zu bauen und sammelte Spenden für die Finanzierung. Auch das Land Sachsen-Anhalt beteiligte sich an den Baukosten. Die Landeshauptstadt Magdeburg schenkte das Grundstück an der Julius-Bremer-Straße 3.

 

 

Mahnmal „Magda“

Seit 2001 erinnert das Mahnmal „Magda“ des Bildhauers Jörg-Tilmann Hinz in der Rothenseer Havelstraße/ Ecke Heinrichsberger Straße an eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald gleichen Namens, in der mehr als 2.000 Häftlinge – überwiegend Juden aus Ungarn – zu Tode gequält wurden. Jährlich am 27. Januar gedenken Vertretende von Stadt, Land, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Parteien und der Bundeswehr der Opfer des Nationalsozialismus.

 

 

Gedenktafel am ehemaligen Polte-Werk

In der Liebknechtstraße erinnert heute eine Gedenktafel an die über 3.000 weiblichen sowie rund 600 männlichen Häftlinge, die bis April 1945 in das damalige Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, das Magdeburger Polte-Werk, deportiert wurden. Häftlinge, die nicht mehr bei Kräften waren, wurden zur Ermordung nach Auschwitz, Bergen-Belsen oder Ravensbrück geschickt.

 

Jüdische Friedhöfe

Jüdische Friedhöfe tragen auch die Bezeichnung „Guter Ort“ oder „Halle des Lebens“. Auf dem Jüdischen Friedhof im Fermersleber Weg befinden sich die Grabsteine von Moritz Rahmer, Robert Philippson und Guyla Grosz. Hier ist auch das Grab der legendären Magdeburger Zirkusfamilie Blumenfeld. Bis 1920 hatte sie das einzige feste Zirkusgebäude in Deutschland. Der jüdische Arzt Dr. Otto Schlein ist auf dem Westfriedhof beigesetzt worden. Im September 2018 wurde ein neuer Ort der Totenruhe für die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Magdeburgs geweiht. Er befindet sich auf einem Teil des Friedhofs Groß Ottersleben an der Königstraße.

 

Stolpersteine

Am 18. März 2007 weihte der damalige Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper im Rahmen einer Gedenkstunde die ersten Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus in Magdeburg ein. Der erste der verlegten Stolpersteine ist dem früheren Magdeburger Bürgermeister Dr. Herbert Goldschmidt gewidmet. Im September fand die 45. Verlegung von Stolpersteinen in Magdeburg statt. Bereits über 800 Gedenksteine im gesamten Stadtgebiet erinnern an Magdeburgerinnen und Magdeburger, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Finanziert werden die Erinnerungsmale ausschließlich durch Spenden.

03.11.2025