Autorengespräch über Kriegstraumata in der Stadtbibliothek Magdeburg
Mehr als 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs leben nur noch wenige Zeitzeugen. Warum jedoch das Schweigen in den Familien häufig erst jetzt aufbricht, erörtern der Journalist Stephan Lebert und der Trauma- und Stressexperte Louis Lewitan in ihrem Bestseller „Der blinde Fleck“, den sie am Mittwoch, 28. Oktober, in der Stadtbibliothek Magdeburg vorstellen.
Die Autoren schildern anhand von ergreifenden Gesprächen mit Betroffenen die ebenso schwierige wie befreiende Auseinandersetzung mit der Last der eigenen Familiengeschichte. Ihre Beobachtungen sind aufschlussreich: Geprägt durch eine Katastrophe, die sie nicht selbst erlebt haben, haben viele Nachkommen der Täter, Komplizen, Handlanger, Mitläufer und Opportunisten seelische Wunden, so die Autoren. Deren Ursachen kennen sie oft nur vage: zwischenmenschliche Kälte, Schuldgefühle, Ängste, Einsamkeit, ein Gefühl der Entwurzelung. In vielen Familien sind bleiernes Schweigen, verdrängte Erinnerungen, wohlgehütete Geheimnisse, hartnäckige Lügen allgegenwärtig – ein erdrückendes Erbe, dessen Gift bis heute wirkt. Doch nun, so legen Stephan Lebert und Louis Lewitan dar, bricht dieser Panzer des Schweigens auf: Da sie keine Konfrontation mit den Großeltern oder Eltern mehr fürchten müssen, recherchieren immer mehr Menschen ihre Familiengeschichte und spüren nach, wie sich diese auf die eigenen Lebensmuster ausgewirkt hat.
Stephan Lebert arbeitete jahrzehntelang für führende deutsche Tageszeitungen und Wochenmagazine und wurde mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet. Bekannt wurde u.a. sein Sachbuch „Denn Du trägst meinen Namen“ über das Erbe prominenter Nazi-Kinder mit einem Porträt seines Vaters. Louis Lewitan ist Unternehmensberater und Kolumnist des Magazins der Wochenzeitschrift „Die Zeit“.
Alle interessierten Gäste sind herzlich zum Autorengespräch mit Stephan Lebert und Louis Lewitan über ihr viel beachtetes aktuelles Buch „Der blinde Fleck. Die vererbten Traumata des Krieges und warum das Schweigen in den Familien jetzt aufbricht“ am Mittwoch, 28. Oktober, um 19.30 Uhr in der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Magdeburg, Breiter Weg 109, willkommen. Die Autoren folgen einer Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung Sachsen-Anhalt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.