Vernissage im Forum Gestaltung SELTENLAND - Philipp Wewerka und Gäste am 9. Oktober um 19:30 Uhr
Im Mittelpunkt der Schau steht ein zentrales Thema im Werk Philipp Wewerkas: die Sehnsucht nach Aufbruch und Entgrenzung – bildlich umgesetzt in einem Kosmos aus Zügen, Flugzeugen, Raketen, Unterseebooten und anderen Fahrzeugen, die zugleich Fluchtpunkt und Spiegel innerer Welten sind. Aus über 800 Arbeiten auf Papier, die im Magdeburger Wewerka Archiv verwahrt werden, wurde eine repräsentative Auswahl getroffen. Die Werke, meist beidseitig mit Blei- und Buntstift gestaltet, sind überwiegend kleinformatig, seriell angelegt und durch eine obsessive Detailverliebtheit gekennzeichnet.
Wewerka, Autist und künstlerischer Einzelgänger, eröffnet mit seinen Blättern eine Innenwelt, die zugleich eine gemeinsame, menschliche ist. Die Ausstellung öffnet die Tür in ein ‚Seltenland‘ – einen Ort jenseits des Alltäglichen, zwischen Wiederholung und Verwandlung, zwischen Spiel und Ernst.
Neben Philipp Wewerka sind vier zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler als Gäste beteiligt, die auf je eigene Weise das Thema von Wiederholung, Abweichung und innerer Bewegung reflektieren:
• Ulrike Damm, Schriftstellerin und Künstlerin, schafft mit einer raumgreifenden Textinstallation eine visuelle Umsetzung ihres Romans Die Poesie des Buchhalters (Drava, 2025).
• Karita Guzik, deren Lyrik der Ausstellung den Titel gab, ist mit Gedichten vertreten, die in eine Sprache führen, die fasziniert, gerade wenn sie sich entzieht.
• Igor Levit, Träger des Kaiser-Otto-Preises 2025, beschließt die Ausstellung mit einer Videoinstallation: vexations, eine elfminütige Interpretation von Erik Saties radikal repetitiver
Komposition, trifft auf monothematische Arbeiten Wewerkas. Sie beide beschließen den Rundgang durch die Ausstellung – und eröffnen ihn aufs Neue.
• Stefan Ringelschwandtner zeigt mit dem Film Sunday Gaze eine berührende Schule des Hinsehens – Gesichter, die sich verwandeln, bis man sich selbst im Gegenüber wiederfindet.
VERNISSAGE – PROGRAMMPUNKTE
Begrüßung durch Norbert Pohlmann, Geschäftsführer Forum Gestaltung e. V.
Grußworte von Alexander Wewerka, Alexander Verlag Berlin
Einführung in die Ausstellung durch Peter Paul Kubitz & Isabelle Saliger, Kuratorenteam, Wewerka Archiv
Mit Musik von Markus Müller am Nebula Euphon
Philipp Wewerka
Philipp Wewerka (*1965 in St. Louis, Missouri) ist Autodidakt und entstammt einer Künstlerfamilie. Er wuchs zunächst in Berlin, später in Weißenseifen (Kreis Prüm) in einer anthroposophischen Heilstätte auf. Früh von seinem Vater, dem Architekten und Zeichner Stefan Wewerka (1928–2013), geprägt, entwickelte er eine eigenständige zeichnerische Handschrift.
Seine Arbeiten wurden u. a. im Georg Kolbe Museum (2001), im Künstlerhof Roofensee (2012) und mehrfach im Kölner Diözesanmuseum KOLUMBA (2011, 2015/16) gezeigt. In der aktuellen Jahresausstellung des KOLUMBA make the secrets productive! – Kunst im Zeitalter der Unvernunft (15.9.2025 bis 14.8.2026) ist Philipp Wewerka erneut mit Zeichnungen aus seinem Lebenswerk vertreten.
Wewerka war regelmäßig an Projekten von akku – Autismus, Kunst und Kultur e.V. beteiligt, mit Ausstellungen u.a. in Berlin, Kassel, Gent, Budapest und Hannover. Seine Werke befinden sich zudem in öffentlichen und privaten Sammlungen.
DAS WEWERKA ARCHIV
Gegründet 2014 auf Initiative des Forum Gestaltung e. V. sowie der Familie Stefan Wewerkas und in Kooperation mit der Stadt Magdeburg, hat das Archiv seinen Sitz im Gebäude der ehemaligen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg. Es dokumentiert das Schaffen der Künstlerfamilie Wewerka – Rudolf, Hans, Stefan und Philipp – und macht es für die Öffentlichkeit zugänglich.