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Eine Stiftung wird zum Politikum. Der Reichshofratsprozess der Altstädter Ratsfamilie Moritz gegen die Stadt Sudenburg in den Jahren 1569 bis 1574

Am 2. September um 19.00 Uhr: Fortsetzung der Stadtgeschichtlichen Sommerabende

Der Magdeburger Patrizier Erasmus Moritz hatte im Jahr 1508 zwei Stiftungen ins Leben gerufen. Eine kam der Sudenburger Pfarrkirche St. Ambrosius zugute. Die andere versorgte Geistliche an einer Marienkapelle, bei der es sich um die ehemalige Synagoge des mittelalterlichen Judendorfs handelte. In der Reformationszeit entstand ein Streit um die Zukunft dieser Stiftungen, der bis vor das oberste Gericht des Reiches eskalierte und wertvolle Einblicke in die gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit erlaubt. Die Veranstaltung beginnt am 2. September um 19.00 Uhr im Kaiserin-Adelheid-Foyer des Alten Rathauses. Alle interessierten Magdeburgerinnen und Magdeburger sowie alle Gäste der Stadt sind eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Der wohlhabende Kaufmann Erasmus Moritz hatte 1508 noch ganz im mittelalterlichen Geiste zwei Stiftungen für sein Seelenheil errichtet. Als die Reformation die Jenseitsvorstellungen radikal veränderte, entstand 60 Jahre später ein langjähriger Rechtsstreit um die Zukunft seiner Stiftungen. Die Erben des Altstädter Patriziers stritten sich mit dem Rat der Stadt Sudenburg um die Kontrolle über das Vermögen und um dessen Verwendung.

Der massive Quellenverlust infolge der kriegsbedingten Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg erschwert auch die Erforschung des mittelalterlichen Stiftungswesens in Magdeburg. Dank des virtuellen Stadtarchivs, das durch das Projekt www.magdeburger-spuren.de entsteht, sind nun Akten des Kaiserlichen Reichshofrats in Wien leicht zugänglich. Der Vortrag wird zeigen, dass diese Quellen äußerst interessante Rückschlüsse auf die Stiftungsgeschichte Magdeburgs erlauben.

Angie-Sophia Richter ist Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden und beendet in Kürze das Masterstudium an der Universität Leipzig. Im Rahmen dieser langjährigen Tätigkeit wirkte sie an zahlreichen Projekten mit, wie zuletzt am Sächsischen Klosterbuch. 2019 veröffentlichte sie ein Buch über die Leipziger Stifterin Apollonia Wiedebach. Aktuell arbeitet sie mit Förderung der Horst-Springer-Stiftung an einer Edition von Vernehmungsprotokollen Leipziger Pietistinnen und Pietisten im Kontext obrigkeitlicher Verfolgung um 1690.

Das Programm der Veranstaltungsreihe gibt es als Flyer oder online auf www.magdeburg.de/stadtarchiv.