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Interreg Europe Peer Review zum Thema „Governance and Digitalisation of Fortress Heritage” 

Das Interreg Europe RFC-Projekt wird hauptsächlich durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Die Stadt Magdeburg wird zudem durch das Land mit dem Programm "Sachsen-Anhalt REGIO" kofinanziert.

Zum Thema „Governance and Digitalisation of Fortress Heritage“ (Steuerung und Digitalisierung von Festungskulturerbe) initiierte die Landeshauptstadt Magdeburg eine Interreg Europe Peer Review, die am 13. Und 14. September 2023 in der Festung Mark stattfand. Sechs ausgewählte Expert*innen aus England, Belgien, Spanien und Italien besuchten zu diesem Anlass unsere Elbestadtund diskutierten aufgrund ihres Erfahrungsschatzes und bewährter Beispiele den erfolgreichen Umgang mit (Festungs-)Kulturerbe und möglichen erfolgreichen Strategien in Magdeburg. Oberbürgermeisterin Simone Borris eröffnete die Tagung offiziell mit einem Grußwort, in welchem sie die Festungsanlagen als „hidden treasures“ hervorhob und betonte, dass die Stadt mithilfe der Peer Review deren Koordination und Steuerung verbessern sowie durch digitale Strategien neue Zielgruppen erreichen möchte. Regionale Akteur*innen u.a. vom Sanierungsverein „Ravelin 2“, dem Forum Zukunft Festung, dem Magdeburger Tourismusverband Elbe-Börde-Heide, der Magdeburg Marketing, Kongress- und Tourismus GmbH, der Staatskanzlei/ Ministerium für Kultur sowie der Investitions- und Marketinggesellschaft nahmen ebenfalls an der Veranstaltung teil.


Bild vergrößern: Peer Review © Anke Hirsch
Peer Review

Hinter dem Veranstaltungsformat der Peer Review steckt ein zweitägiger Austausch mit ausgewählten europäischen Expert*innen über eine spezifische regionalpolitische Aufgabenstellung, den die Landeshauptstadt Magdeburg gemeinsam mit der „Policy Learning Platform“ (Lernplattform für politische Richtlinien) von Interreg Europe (EU-finanziertes interregionales Kooperationsprogramm) organisierte.

Hintergrund ist, dass die Landeshauptstadt Magdeburg als Ergebnis des Interreg Europe-Projektes „Recapture the Fortress Cities“ (Rückeroberung der Festungsstädte/ RFC) derzeit einen Masterplan (Gesamtvision) für das Festungskulturerbe anfertigt. Dabei sollen durch die Peer Review europäische Expertise und bewährte Strategien in den Masterplan einfließen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Astrid Severin (Policy Learning Platform) und Josephine Kroneberg (Projektkoordinatorin Stadtplanungsamt). Die Diskussion drehte sich im Kern um die Frage: „Where to go with this treasure?“ Dr. Joseph Elders (Church of England, Religioscape) betonte die Wichtigkeit der vertrauensvollen Integration der regionalen Akteur*innen und Expert*innen in die zukünftige Zusammenarbeit. Wim Debaene als Vertreter der „Regional Landscapes“ aus Antwerpen empfahl, die Festungsorte diversen Themengebieten zuzuordnen, um sie besser greifbar zu machen. Dr. Irene Ruiz Bazán (Zaragoza, Spain and Milano, Italy) hob besonders hervor, das bereits Erarbeitete besser zu bündeln und mehr Zusammenarbeit mit Schulen und Universitäten zu erreichen. Als Tourismusexpertin aus der Toskana ging Teresa Calderola insbesondere darauf ein, wie eine verbesserte Vermarktung gezielter funktionieren kann. Victor Rey Calatayud (Valencia, Spain) stellte besonders die Wichtigkeit digitaler Instrumente heraus, die zum Erhalt des Kulturerbes beitragen und außerdem ermöglichen, dieses in einen größeren europäischen Rahmen einzuordnen. Auf dem Programm standen auch Führungen in der Festung Mark und der Festungsanlage „Ravelin 2“.

Die Ergebnisse der Peer Review werden nun in einem Ergebnispapier gebündelt. Zum Ende der Peer Review zeichneten sich bereits wichtige Schlüsselerkenntnisse ab: Die mit dem Festungskulturerbe verbundenen diversen Zuständigkeiten müssen innerhalb der Stadt als auch in Kooperation mit der Landesebene besser gebündelt werden. Nur so kann eine gezielte Nutzung des Potentials dieses Alleinstellungsmerkmals als Festungsstadt gelingen. Die Peer Review bot zudem die Möglichkeit der langfristigen Vernetzung der Teilnehmenden untereinander, auch mit der Anspielung auf zukünftige Interreg-Europe-Förderprojekte.

Das Kulturerbe der Festungsanlagen hat in den vergangenen Jahren in Magdeburg zunehmend an Bedeutung und Aufmerksamkeit gewonnen. Mit den Festungsanlagen sind vielfältige Potentiale verbunden: in den Bereichen Stadtplanung und Stadtentwicklung, Denkmalschutz, Grünpflege und Klimaschutz sowie im regionalen und internationalen Tourismus. In Magdeburg werden die verbliebenen Festungsanlagen insbesondere auch für Kultur, Erholung, soziale Projekte, Wohnen, Sport, als Unterkunft oder für Gastronomie genutzt. Ein Teil der Festungsanlagen liegt leider noch ungenutzt brach. Die alten Mauern stehen nicht allein für unsere von Umbrüchen gezeichnete europäische Geschichte, sondern können mithilfe sinnvoller Strategien einen bedeutenden Beitrag zu einer lebenswerten Stadt leisten. Um dieses spezielle Kulturerbe ganzheitlich anzugehen und zu vermarkten, bedarf es noch passender Strategien. Durch eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten sollen diese Potentiale auch über die Stadtgrenzen hinaus besser ausgeschöpft werden. Interreg Europe Peer Reviews sind eine gute Gelegenheit, den Dialog mit europäischen Expert*innen, als auch mit und zwischen den lokalen und regionalen Akteur*innen zu fördern.

Weitere Informationen zum Interreg Europe-Programm und dem Format der Peer Review gibt es hier:

Interreg Europe | Interreg Europe - Sharing solutions for better policy

Peer review | Interreg Europe - Sharing solutions for better policy

Festungsanlagen auf dem Weg vom Gestern ins Morgen: Der Festungsgrünzug

Der durch das Interreg Europe-Projekt „Recapture the Fortress Cities“ initiierte Masterplan für das befestigte Kulturerbe der Landeshauptstadt Magdeburg soll Potentiale bestehender Festungsprojekte identifizieren und wichtige Grundlagen für die Nutzung noch brachliegender Festungsteile schaffen. In den Prozess werden sowohl europäische Netzwerke, das lokale Expert*innengremium „Forum Zukunft Festung“ als auch Bürger*innen einbezogen.

Ein Teilprojekt des Masterplans für das befestigte Kulturerbe der Landeshauptstadt Magdeburg ist der sogenannte Festungsgrünzug. Dieser soll mit Grünverbindungen zwischen den einzelnen Festungsanlagen einen Beitrag zur umweltfreundlichen Infrastruktur der Elbestadt leisten. Das Projekt erweitert das bereits bekannte Konzept des „Grünen Rings“ um die Kernfestung, indem der Fortgürtel einbezogen wird.

Im 18. Jahrhundert hatte Magdeburg den Ruf als stärkste Festung Preußens. König Friedrich I. erwähnte gegenüber seinem Gouverneur Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, dass er „durch Magdeburg mehr Respekt habe als durch 30.000 Mann“. Eine der ersten deutschen Bürgerpromenaden entstand in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch die Auffüllung des Zwingers zwischen zwei Stadtmauern nahe des Elbufers. Noch heute ist dieser nach dem „Alten Dessauer“ benannte Fürstenwall eine beliebte Flaniermeile. Die Konversion von Festungsgelände zu Parkanlagen nimmt in der Entwicklungsgeschichte der Stadt einen besonderen Platz ein. Das erste zusammenhängende Grünsystem entlang der Magdeburger Kernfestung wurde bereits in den 1890er Jahren realisiert. Die Tatsache, dass Magdeburg eine Festungsstadt war, hat einen erheblichen Anteil daran, dass sie heute zu den grünsten Städten Deutschlands gehört. Viele heutige innerstädtische Garten- und Parkanlagen sind eng verbunden mit den erhaltenen Zeugnissen und Spuren der Festung. Dazu gehören u.a. der Glacispark, der Klosterbergegarten, die Gartenanlage auf der Bastion Gebhardt (Cleve) oder der Luisengarten/ Geschwister-Scholl-Park.

In den 1860er Jahren wurde die Stadt mit einem Gürtel aus einzelnen der Kernfestung vorgelagerten Forts versehen. Damit war Magdeburg eine der ersten Fortgürtelstädte Preußens. Die Forts wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts um weitere Zwischenwerke verstärkt. Die insgesamt 19 Forts bildeten einen Gürtel von etwa 24,5 km um die Stadt.

Der Festungsgrünzug soll zum einen grüne Verbindungen zwischen den einzelnen Forts und außerdem durch Radialen zur Kernfestung schaffen. Ziel des Projektes ist eine bessere nachhaltige Vernetzung der Stadtteile und eine Erweiterung des touristischen Angebots der Landeshauptstadt. Eine Radtour entlang des Fortgürtels bietet neue Perspektiven auf die Stadt. Der vom Stadtrat beschlossene Festungsradweg um die Kernfestung, der sogenannte „Grüne Ring“ kann durch den Festungsgrünzug weiterentwickelt werden. Der Festungsgrünzug bietet außerdem die Möglichkeit einer besseren Vernetzung der verschiedenen Akteur*innen entlang der Festungsanlagen untereinander.