Zum 200. Geburtstag Hermann Grusons: Kranzniederlegung am sanierten Grabmal
Vor Beginn der Teilsanierung wurden zunächst der Bestand und der Zustand des historischen Grabmals erfasst sowie ein Abgleich mit der bauzeitlichen Akte vorgenommen. Der Fokus der Restauration lag zunächst auf der Sicherung der wertvollen Architekturelemente, um den Schutz vor Witterungseinflüssen künftig wieder gewährleisten zu können. Darüber hinaus wurde das Grabmal gereinigt, die desolaten Fugen wieder verschlossen und der stark in Mitleidenschaft gezogene Putzmörtel auf der Rückseite des Grabmals erneuert.
Aufwendige ästhetische Elemente
Neben den notwendigen Sicherungsmaßnahmen wurden jedoch auch ästhetische Elemente erneuert. Hierzu gehört unter anderem die für ein Grabmal essenzielle Inschrift. So wurde der Namenszug Hermann Grusons neu vergoldet.
Zudem wurde der bronzene Trauerkranz mit Palmwedel, welcher bis auf ein kleines Fragment im Februar 2020 gestohlen worden war, rekonstruiert. Anhand des verbliebenen Fragments konnte auf Basis von Archivfotos des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) durch einen Metallrestaurator ein Modell angefertigt werden, welches einem Bildgießer als genaue Gussvorlage diente. Die Replik des Trauerkranzes kann nun wieder an seinem angestammten Platz weilen.
Die Restaurierung des Ehrengrabmals Hermann Grusons geht auf einen Stadtratsbeschluss aus dem vergangenen Jahr zurück und kostete rund 18.600 Euro. Die Teilrestaurierung des Grabmals wurde in Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde realisiert. Bei der gärtnerischen Neuanlage der Grabstätte wurde der Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe Magdeburg durch den Förderverein der Gruson-Gewächshäuser e.V. unterstützt.
Über die Person Hermann Gruson
Am 13. März 1821 wurde Hermann August Jacques Gruson als ältester Sohn von Premierleutnant Louis Abraham und Louise Karoline Wilhelmine Gruson (geborene Bodenstein) in der alten Zitadelle zu Magdeburg geboren. Gruson besuchte des Domgymnasiums von 1834 bis 1839, verließ es aber vorzeitig, um an der Gewerbe- und Handelsschule in Magdeburg eine eher technikorientierte und weniger humanistische Bildung zu genießen. Er absolvierte unter anderem ein Volontariat in der Borsig’schen Lokomotivfabrik zur praktischen Ausbildung und besuchte für zwei Semester naturwissenschaftliche und mathematische Vorlesungen an der Berliner Universität, der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin.
Von 1845-51 arbeitete er als Maschinenmeister bei der Berlin-Hamburgischen-Eisenbahngesellschaft. Ab 1851 war Gruson Oberingenieur, Konstruktionschef und Technischer Dirigent in der Maschinenfabrik Friedrich Wöhlert in Berlin bis er 1854 als technischer Direktor zur Vereinigten Hamburg-Magdeburgischen-Dampfschiffahrts-Companie (seit 1883 Maschinenfabrik Buckau) wechselte.
Nachdem er 1847 Henriette Adolphine Wilhelmine Emma Lemelson geheiratet hatte, kamen 1848 und 1851 die Töchter Marie Luise und Luise Marie zur Welt. 1855 folgte Sohn Hermann August. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1889 Helene Hildebrandt, eine Tochter des Superintendenten Friedrich Wilhelm Hildebrandt in Magdeburg.
Nach einem schaffensreichen Leben, das am 30. Januar 1895 sein Ende fand, wurde Hermann Gruson unter großer Anteilnahme der Magdeburger*innen am 3. Februar 1895 auf dem Magdeburger Südfriedhof beigesetzt. Hermann Gruson wurde von Zeitgenoss*innen stets als barmherziger Mensch, dem das Wohlergehen nicht nur seiner Mitarbeitenden am Herz lag, beschrieben.
Im Dienste des Hartgusses
Hermann Gruson machte sich in seiner Heimatstadt Magdeburg als Ingenieur, Erfinder und Firmengründer vor allem um die Verbesserung der Festigkeit von Gusseisen verdient. So ist der Name Hermann Gruson bis heute untrennbar mit dem damaligen Novum des Hartgusses verbunden. Im Zuge der Gründung seiner „Maschinen-Fabrik und Schiffsbauwerkstatt H. Gruson Buckau-Magdeburg“ am 1. Juni 1855 ließ er Hartgussprodukte aus den Grusonwerken zu einem Markenprodukt mit Bekanntheitswert weit über die Grenzen Magdeburgs hinaus werden.
Ein leidenschaftliches Engagement für Exoten
Neben seinen Verdiensten in der Ingenieurskunst hegte Herman Gruson eine ausgeprägte Leidenschaft für tropische und subtropische Botanik. Für seine Kakteensammlung – zur damaligen Zeit die größte in ganz Europa – ließ er Gewächshäuser errichten.
Seinem Wunsch entsprechend ging die Pflanzensammlung nach seinem Tode zusammen mit einem Geldbetrag zur Errichtung der heutigen Grusonschen Gewächshäuser in das Eigentum der Stadt Magdeburg über. Seitdem wurde die Anlage mehrfach erweitert, umgebaut und renoviert. Noch heute enthält die Sammlung unzählige seltene und inzwischen vom Aussterben bedrohte exotische Pflanzen und Kakteen. Zwei dieser Kakteensorten tragen den Namen des berühmten Sohnes Magdeburgs, wobei der Echinocactus Grusonii, der so genannte Schwiegermutterstuhl, wohl nicht nur durch seinen bekannten Namensgeber Weltberühmtheit erlangte.
Die Gruson-Ehrenplakette des Magdeburger Bezirksvereins VDI
Seit Vereinsgründung 1856 gehörte Hermann Gruson dem Verein Deutscher Ingenieure, kurz VDI, an. Bereits ein Jahr später wurde der Magdeburger VDI-Bezirksverein gegründet.
Für seine Verdienste erhielt Gruson als einer der ersten 1894 die Grashof-Denkmünze, die höchste Auszeichnung des VDI. Der Magdeburger Bezirksverein des VDI verleiht seit 1995 in Würdigung der hervorragenden und beispielhaften Persönlichkeit des Namensgebers die Gruson-Ehrenplakette als Auszeichnung für verdiente ehrenamtliche Mitarbeitende und für Persönlichkeiten aus dem Magdeburger Raum, die sich um die Technik und/ oder die Arbeit des Magdeburger Bezirksvereins besondere Verdienste erworben haben.
Darüber hinaus engagierte sich Hermann Gruson im „Naturwissenschaftlichen Verein zu Magdeburg von 1869“, zu dessen 1. Vorsitzenden er im Dezember des Vereinsgründungsjahres gewählt wurde.