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WERTSCHÄTZUNG als Basis für Kultur

Auch, wenn Sie nie davon gehört haben sollten: Am 13. November ist World-Kindness-Day (dt. Welt-Nettigkeitstag) – und das schon seit 20 Jahren. Damals hielt das World Kindness Movement seine erste internationale Konferenz in Tokio ab. Die Weltorganisation, der mittlerweile Vereinigungen aus über 30 Nationen beigetreten sind, engagiert sich für das scheinbar einfache, aber effektive Ziel, Menschen für mehr Freundlichkeit im Umgang miteinander zu begeistern. Es geht um nichts weniger als eine freundlichere Welt.

KINDness made in Magdeburg

Seit dem 13. November letzten Jahres gibt es in Magdeburg einen Verein, der sich davon inspirieren ließ: den MAGDEBURGER KINDness e.V. (Anklänge an den hassgeliebten Motto-Song der Magdeburger sind beabsichtigt). Initiator Philipp Schmidt ging es darum, die Lebensqualität seiner Heimatstadt zu fördern: „Mit Kindness, das meint für uns einen wertschätzenden Umgang miteinander und durch die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements sowie der Kulturszene der Stadt“, beschreibt er. Themen, die er auch in der Bewerbung Magdeburgs zur Kulturhauptstadt Europas wiederfindet: „Die Kulturhauptstadt-Bewerbung ist eine Initiative der Stadt, welche den Zielen unseres Vereins entspricht. Deshalb sehen wir unsere Arbeit auch in ihrem Kontext.“
Heute hat der Verein 13 Mitglieder. Mit ihren vielfältigen beruflichen Hintergründen decken sie – ob Zufall oder nicht – das ganze Spektrum der Kulturhauptstadt-Bewerbung ab: Da trifft der Architekt auf die Gartentherapeutin, die Musicaldarstellerin auf den Übersetzer, der Ökonom auf die Designerin. „Was uns alle vereint, ist das Schlagwort Kindness. Was wir initiieren, sind Projekte, die den wertschätzenden Umgang der Magdeburger miteinander steigern. Jeder von uns kann sich dabei seiner Profession entsprechend einbringen“, erklärt Philipp Schmidt.

Musicalprojekte und Gartenträume

Musicaldarstellerin Marie Matthäus zum Beispiel träumt von einem Projekt, in dem Einheimische und Geflüchtete gemeinsam ein Musical erarbeiten. Und Joana Obenauf, Gartentherapeutin, hat gerade den „Garten der Vielfalt“ konzipiert, der aus einem brachliegenden Gelände in Neu Olvenstedt einen einzigartigen Lebensraum machen soll. Das Besondere daran: Die Konzeption, Gestaltung und Bewirtschaftung soll unter der gleichberechtigen Teilnahme von Menschen mit Gehbehinderung, Blinden und Gehörlosen geschehen. „Menschen ohne Behinderung werden hier von Menschen mit besonderen Bedürfnissen lernen. Die Natur ist dafür der perfekte Ort: Sie hat keine Vorbehalte gegenüber verschiedenen Menschen, hier kann jeder sein, wie er ist.“, betont Joana Obenauf. Für beide Projekte laufen bereits Kooperationsgespräche und Förderanträge.

KINDness für die Kulturhauptstadt

Was das Alles mit der Kulturhauptstadt zu tun hat, bringt David Brinkhoff, seines Zeichens Architekt, auf den Punkt: „Um ihnen Zugang zu Kultur zu ermöglichen, muss man bei vielen Menschen erst einmal die entsprechenden Sensoren aufbauen. Nicht jedem ist bewusst, dass Gärtnern oder Fußballspielen auch zur Kultur gehört. Dabei helfen solche integrativen Projekte, in denen jeder einfach mitmachen kann.“ In der Fachsprache heißt diese Sensibilisierung für Kultur „Audience Development“ – und ist ein integraler Bestandteil jedes Kulturhauptstadt-Prozesses.
Nicht zuletzt bringt sich der MAGDEBURGER KINDness e.V. auch ganz konkret in die Kulturhauptstadt-Bewerbung ein: Ab August begibt er sich in sämtliche der 40 Stadtteile Magdeburgs, um vor Ort mit Menschen ins Gespräch zu kommen und zu erfahren, wie sie leben, was sie glücklich macht und was sie sich wünschen. Nach und nach entsteht daraus eine Landkarte mit individuellen Antworten, die dem Bewerbungsbüro helfen wird, auf die unterschiedlichen Magdeburger zugeschnittene Projekte zu entwickeln. Wenn also demnächst MAGDEBURGER KINDer auf Sie zu kommen, bleiben Sie offen – und üben Sie schon einmal ein Stück KINDness!

Magdeburger KIND werden

Übrigens kann sich bei MAGDEBURGER KINDness jeder einbringen: Der Verein freut sich über engagierte Mitglieder, die Magdeburg zu einem besseren Ort machen wollen. Wer nicht gleich eintreten will, kann beispielsweise zur Aktion „Stricken für Bedürftige“ am 10. November den KUBUS 2025 (hinter dem Kloster Unser Lieben Frauen) kommen – Strickkurs inklusive. Die Erzeugnisse werden drei Tage später, am nächsten World-Kindness-Day, an Bedürftige für die kalten Wintermonate gespendet.
Das World Kindness Movement sucht übrigens noch nach einem Träger für seine offizielle Dependance in Deutschland. Vielleicht hat der Magdeburger KINDness e.V. gute Karten? Think big!

Infokasten:

In ihrer Zukunftswerkstatt im Juni ist der MAGDEBURGER KINDness e.V. noch auf ein weiteres Wertschätzungsprojekt gestoßen: Unter dem Motto „Schenk ein Lächeln!“ wird er demnächst kleine Gesten der Freundlichkeit in der Stadt verteilen. Der Empfänger erhält eine „Kindness-Card“, die er, wiederum verbunden mit einer guten Tat, an den nächsten weitergeben soll. So entsteht nach und nach eine Welle der Freundlichkeit in unserer Stadt – werden Sie Teil davon!
Wer der WhatsApp-Community beitreten möchte, sendet „start“ an 0176/62447477.
Mehr Infos unter www.magdeburgerkindness.de

Am 23. August in der Kolumne: Magdeburgerinnen und Magdeburger sprechen über Kulturelle Bildung als Basis für Teilhabe