Fahrradparkhaus (FPH) am Hauptbahnhof Magdeburg
Die Landeshauptstadt Magdeburg hat eine Machbarkeitsstudie für ein FPH am Hauptbahnhof (Hbf) auf Grundlage des Stadtratsbeschlusses 746-022(VI)15 vom 07.12.2015 zur Drucksache DS0137/15/40 i.V.m. dem Antrag A0085/16 durchgeführt. Das Ergebnis dieser Studie wurde dem Stadtrat mit der Information I0151/18 vorgelegt.
Der Verkehrsentwicklungsplan(VEP)2030plus, für welchen der Beschluss des Stadtrates vom 24.03.2022 [Beschluss-Nr. 1399-046(VII)22 zur DS 0259/21] gefasst worden ist, benennt die Notwendigkeit der Einrichtung einer Fahrradstation mit FPH am Hbf Magdeburg.
Grundlagen: Machbarkeitsstudie, städtebaulich-verkehrliches Entwicklungskonzept Konrad-Adenauer-Platz
Die o.g. Machbarkeitsstudie, welche im Jahr 2017 abgeschlossen wurde, enthält das Ergebnis, dass am Willy-Brandt-Platz und am Konrad-Adenauer-Platz ein FPH entstehen kann. Um das Nutzerpotential heutiger Radfahrenden abzudecken, wurde ein Bedarf von 540 Fahrradabstellplätzen ermittelt. In einer zweiten Ausbaustufe kann auf Grundlage von Befragungsdaten weiteres Nutzungspotential (Personen, die heute noch mit anderen Verkehrsmitteln unterwegs sind) mit weiteren 550 Fahrradabstellplätzen abgedeckt werden.
Um das Nutzungspotential im Umfeld des Hbf gleichmäßig abzudecken, ergibt sich somit, dass sowohl auf der Ostseite des Hbf, als auch auf der Westseite ein FPH mit jeweils ca. 540 bis 550 Abstellplätzen sinnvoll sein kann.
Bisher standen keine Flächen für die Umsetzung eines FPH am Hbf zur Verfügung. Zur weiteren Qualifizierung wurde für das westliche Bahnhofsumfeld ein städtebaulich-verkehrliches Entwicklungskonzept erstellt, welche die Verortung eines FPH auf der Westseite des Hbf konkretisiert und darüber hinaus Flächenbedarfe für weitere zu erfüllende Flächen-Funktionen wie ZOB inkl. Überliegerfläche, Pkw-Parken, Aufenthalt und Andienung des Hbf ermittelt und diese neu ordnet. Im Rahmen der Erstellung dieses Konzeptes waren wichtige Akteure, wie die Deutsche Bahn AG, die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA GmbH), die Magdeburger Verkehrsbetriebe GmbH & Co. KG (MVB), private Flächeneigentümer und abteilungsübergreifende Verwaltungsmitarbeitende involviert.
Funktionen und Flächenbedarf des Fahrradparkhauses
Gemäß Ergebnis der Studie sollte das Parkhaus modular aufgebaut werden. Für die 540 Abstellplätze ergibt sich ein Flächenbedarf von ca. 800 m2, welche bei Flächenknappheit auch auf zwei Etagen angeordnet werden können. Der ermittelte Raumbedarf beinhaltet Flächen für weitere Serviceleistungen (Verleih von Mieträdern, Reparatur, Information, Schließfächer).
Der Zugang zum FPH sollte über eine technische Zugangskontrolle z.B. über Chipkarten oder Handy-App mit QR-Code (Verkauf z.B. über Betreiber-Büro) oder Magnetkarten (Automatenverkauf) durch eine Schleuse/ Drehkreuz erfolgen. Ein 24-Stunden-Zugang zum FPH soll ermöglicht werden. Eine soziale Kontrolle und Hilfestellung bei Unsicherheiten in der Bedienung erfolgt zum einen über die direkt im FPH integrierten Serviceleistungen (Werkstatt, Verleih von Mieträdern) und der dafür notwendigen Personalausstattung, zum anderen kann in Tagesrandzeiten eine kombinierte technische und personelle Zugangskontrolle oder durch zusätzliche Kameraüberwachung erfolgen. Das FPH wird mit einer ansprechenden Gebäudekubatur, Dach-/ Fassadenbegrünung, Holzfassade städtebaulich-freiraumplanerisch gefasst und soll so möglichst raumverträglich in das Umfeld integriert werden.
Beschreibung des Modellcharakters
Die Planung und Umsetzung eines FPH, wie es am Hbf Magdeburg geplant ist, besitzt grundsätzlich Modellcharakter: Zunächst ist die Herangehensweise zur Bedarfsermittlung übertragbar. Auf Basis von Zählungs- und Befragungsdaten wurde der Bedarf für gesicherte Fahrradabstellanlagen ermittelt.
Das FPH soll modular aufgebaut sein, d.h. es besteht aus verschiedenen Bausteinen (Fahrradabstellung, Serviceleistungen, WC-Anlagen etc). Der Platzbedarf der einzelnen Bausteine ist zunächst zu ermitteln, sodass die benötigten Flächenbedarfe festgestellt werden können. Für die einzelnen Bausteine sollen bewährte Lösungen verwendet werden: Für die Fahrradabstellung sollen z.B. Doppelstock-Parkplätze installiert werden. Der Zugang erfolgt über Chip- oder Magnetkarten (Automatenverkauf) durch eine Schleuse oder Drehkreuz. Dies ist allgemeiner Standard. Die einzelnen Elemente sind somit auch ortsunabhängig auf andere FPH übertragbar. Die einzelnen Funktionsbereiche innerhalb des FPH werden als Blöcke gebildet, sind flexibel einsetzbar und können bei Bedarf auch angepasst werden. Gemäß dem Baukastenprinzip ist es auch denkbar, bei entsprechender Nutzerakzeptanz und Nachfrage das FPH zu erweitern.
Die neu entstehenden Dachflächen des FPH können durch Ausstattung mit Photovoltaik-Elementen und ggf. einem Energiespeicher einen Beitrag zu Erzeugung umweltfreundlicher Energien leisten. Das FPH könnte damit ggfs. seinen Eigenbedarf an Strom decken.
Alternativ kann eine Dachbegrünung bzw. eine vertikale Gebäudebegrünung durch die Schaffung von Verdunstungsflächen und CO2-Speicher einen positiven Beitrag zu einem angenehmen Mikroklima leisten. Darüber hinaus bieten Regenwasserspeichersysteme weitere Potentiale für einen klima- und ressourcenschonenden Gebäudebetrieb.
Durch die Verwendung von Doppelstock-Park-Systemen und den geplanten Bau von zwei Etagen werden flächenextensive Fahrradabstell-Anlagen vermieden, d.h. es entsteht eine hohe Anzahl an Fahrradabstellanlagen je Flächeneinheit.
Indirekt entstehen durch die Schaffung des Angebotes gesicherter Fahrradabstellanlagen mit dem Umstieg von heutigen Nicht-Radfahrenden auf das Fahrrad weitere mögliche Treibhausgas-Einsparpotentiale.
Das Projekt wird gefördert durch