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Der Wissenschaftler

Das Multitalent Otto von Guericke.

 

Ein Mann für viele und besondere Aufgaben

Der Westfälische Frieden verschaffte Deutschland und Europa nach 30 Jahren Krieg neue Stabilität. Otto von Guericke war an den Verhandlungen für das komplexe Vertragswerk beteiligt und übernahm viele weitere Aufgaben – unter anderem als Diplomat, Stadtherr und Bürgermeister.

Voller Stolz blicken Anna und Hans Gericke auf ihren neugeborenen Sprössling. Der kleine Otto erblickt am 30. November 1602 das Licht der Welt in Magdeburg. Er wächst in einer einflussreichen Familie auf. Zu seinen Vorfahren gehören mehrere Bürgermeister der Stadt und bedeutende Diplomaten.

Otto von Guericke prägt in den folgenden 84 Jahren die Geschicke Magdeburgs. Das Multitalent übernimmt zahlreiche Aufgaben in der Verwaltung der Stadt und ihre Vertretung nach außen. Insgesamt dient Otto von Guericke seiner Heimatstadt 50 Jahre als Rats-, Bau- und Schutzherr sowie als Bürgermeister.

Im Guten wie im Schlechten: Guericke ist eng mit dem Schicksal der Stadt verbunden

Dabei muss Guericke – wie Magdeburg auch – Rückschläge und schmerzliche Niederlagen hinnehmen: Als Schutzherr der Stadt kann er die verheerende Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg nicht verhindern. Die protestantische Stadt wird durch katholische Truppen verwüstet. Plünderung und Brandschatzung zwingen Otto von Guericke und die meisten Magdeburger zur Flucht.

Wenig später gibt es ein doppeltes Comeback: Guericke kehrt nach Magdeburg zurück – und die Stadt an der Elbe erlebt den Wiederaufbau. Das Magdeburger Multitalent Guericke glänzt dabei in vielen Rollen: Kühn schlägt er in einem maßstabgerechten Stadtplan neue Magistralen vor, leitet als Festungsbauingenieur beim Wiederaufbau die Arbeit hunderter Handwerker und schreibt seine Erfahrungen in dem Bericht »Belagerung, Eroberung und Zerstörung der Alten Stadt Magdeburg« nieder. Guericke zeigt also nicht nur Führungsqualitäten, sondern auch schriftstellerisches Talent.

Perfektes Zusammenspiel: der Wissenschaftler als Diplomat

Über zwei Jahrzehnte hinweg – zwischen 1642 und 1663 – übernimmt Otto von Guericke für seine Heimatstadt verschiedene diplomatische Missionen. Er ist dabei an einigen der bedeutendsten Ereignisse seiner Zeit beteiligt, unter anderem an den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg beendete.

Otto von Guericke erweist sich bei vielen Gelegenheiten als unermüdlicher Fürsprecher Magdeburgs. Da zahlreiche Herrscher sich für die spektakulären Experimente des europaweit bekannten Naturforschers interessieren, bekommt er viele Audienzen. Er nutzt am Rande seiner Vorführungen jede Gelegenheit, um diplomatische Gespräche und Verhandlungen aufzunehmen. Otto von Guericke ist ein engagierter »Lobbyist« seiner Heimatstadt, sein Einsatz wird jedoch nicht immer belohnt.

Fürsten und Kaiser hören dem Magdeburger zwar zu – aber sie hören nicht auf ihn. So kann Guericke nicht verhindern, dass die Beschlüsse des sogenannten Reichstagsabschieds im Jahr 1654 bestimmen, dass Magdeburg eben nicht zu den freien Reichstädten zu zählen sei.

Sehr einfallsreich – aber nicht unbedingt bei der Namensfindung

Dafür gebührt Guericke das Verdienst, dass er als Realpolitiker den glimpflichen Übergang Magdeburgs unter brandenburgische Herrschaft steuerte.

1666 wird der Politiker und Diplomat für sein »Lebenswerk« geehrt und geadelt. In enger Anlehnung an seinen Geburtsnamen – Otto Gericke – entscheidet er sich, den Namen Otto von Guericke zu führen, unter dem er letztlich in die Geschichtsbücher eingeht.

Er stirbt am 21. Mai 1686 in Hamburg. Der große Magdeburger Otto von Guericke wird in seiner Geburtsstadt beigesetzt – die seit hunderten von Jahren untrennbar mit seinem Namen verbunden ist. Auch ihm zu Ehren ist Magdeburg jetzt die Ottostadt.

Erfahren Sie hier mehr über Otto von Guericke, sein Schaffen und seine Spuren:

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