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Hermann-Spier-Preis 2023 geht an Atsuko Koga

Anlässlich der Eröffnung der Festtage der jüdischen Kultur Magdeburg verleiht der Förderverein "Neue Synagoge Magdeburg" e.V. am 19.11.2023 um 16.30 Uhr in der Ratsdiele des Alten Rathauses den Hermann-Spier-Preis 2023 an die Konzertflöttistin Atsuko Koga. Die Laudatio hält Dr. Gabriele Köster, Direktorin des Kulturhistorischen Muse­ums Magdeburg.

Bild vergrößern: Atsuko Koga © OZAKI
Atsuko Koga

Wegen ihres großen Engagements für die Neue Synagoge wird der Förderverein „Neue Synagoge Magdeburg“ e.V. Frau Atsuko Koga den Hermann-Spier-Preis 2023 verleihen.

Seit Jahren organisiert und gestaltet die Konzertflötistin Atsuko Koga Benefizkonzerte mit Musikern der Magdeburgischen Philharmonie zu Gunsten des Baus einer Neuen Synagoge in Magdeburg. 23 Kammerkonzerte fanden als Benefiz­kon­zerte für die Neue Synagoge im Kaiser-Otto-Saal des Kultur­historischen Museums seit dem 17. November 2014 statt, ab 2015 von Atsuko Koga geplant und or­ganisiert. Immer hat sie auch mit musiziert. Die Konzerte, bei denen die Musiker auf ihr Honorar ver­zichteten, haben – wie auch die 40 anderen Benefizkonzerte an anderen Orten, an denen eine Viel­zahl weiterer Künstler mitwirkte - nicht nur zur Mitfinanzierung des Synagogenbaues beigetragen, sondern auch das gan­ze Projekt „Neue Synagoge“ in Magdeburg beworben und einem breiten Publikum bekannt und lieb gemacht.

Die Konzertflötistin Atsuko Koga wurde in Fukuoka (Japan) geboren. Nach einer Ausbildung in Tokio studierte sie am Conservatoire national supérieure de musique de Paris und schloss dort das Flötenstudium mit dem Prädikat „Aus­ge­zeichnet“ ab. Später war sie an den Musikhochschulen in Köln und in München. Sie ist Preisträgerin vieler internationaler Wettbewerbe, so erhielt sie u.a. den ersten Preis in Paris im Lutéce und Gaston Crunelle und beim Jeunesses Musicales in Bukarest. Als Solistin hat sie mit einer Reihe von Orchestern gespielt, in Sachsen-Anhalt unter anderen mit der Magdeburgischen Philharmonie und der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie.

Hermann-Spier-Preis 2022

Der Förderverein „Neue Synagoge Magdeburg“ e.V. verlieh den Hermann-Spier-Preis an Beate Seibert für ihr hohes Engagement für das jüdische Leben in Magdeburg in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Die Preisträgerin hat als Mitglied im Förderverein „Neue Synagoge Magdeburg“ e.V. und als Vorstandsmitglied der AG Magdeburg der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft e.V. seit Jahren das jüdische Leben in Magdeburg intensiv unterstützt und begleitet. Hervor­zu­heben ist dabei u.a. ihr Engagement für Kinder und Jugendliche, die sie für dieses Thema sensi­bilisierte und bei­spiels­wei­se in die Aktion „Stolpersteine für Magdeburg“ einbezog. All ihre Aktivitäten verband sie mit ihren klaren, öffentlich und engagiert vorgetragenen Statements für den Bau einer neuen Synagoge in Magdeburg, mit denen sie viele andere Men­schen für dieses Vorhaben gewann. Ganz besonders verdient gemacht hat sich Beate Seibert durch eine über viele Jahre ehrenamtlich vorbereitete und professionell durchgeführte Neuordnung des Archivs der Synagogen-Gemeinde zu Magde­burg K.d.ö.R.

Hermann-Spier-Preis 2021

Bild vergrößern: Hermann-Spier-Preis 2021 geht an Alfred Westphal © Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Hermann-Spier-Preis 2021 geht an Alfred Westphal
Mit der Verleihung des Hermann-Spier-Preises an den Ehrenstadtrat Alfred Westphal würdigt der Förderverein sein großes Engagement dafür, dass das Unrecht und die Verbrechen gegen die jüdische Einwohnerschaft Magdeburgs wäh­rend des Naziterrors nicht vergessen werden.
Alfred Westphal hat als Stadtrat aktiv mit dafür gesorgt, dass die Landes­hauptstadt Magdeburg im Jahr 2006 der Aktion „Stolpersteine für Magdeburg“ zustimmte. Bis 2021 war er Mitglied der städtischen Arbeitsgruppe „Stolpersteine für Magdeburg“. Gemeinsam mit Mitarbeitenden des Vermessungs- und des Tiefbauamtes Magdeburgs suchte und fand er die Orte, an denen einst jüdische Magdeburger vor ihrer Vertreibung lebten. Besonders wichtig war es ihm, dieses Wissen mit der jungen Generation Magdeburgs zu teilen, in Schulen und bei Stolpersteinverlegungen wandte er sich immer wieder Schülerinnen und Schülern zu und warb unter ihnen für diese wichtige Erinnerungsarbeit.

Änderung der Auslobung 2021

2021 erweiterte und ergänzte der Vorstand des Fördervereins „Neue Synagoge Magdeburg“ e.V. auf Vorschlag der Preis­jury Ziel und Anliegen des Preises.
Der Förderverein „Neue Synagoge Magdeburg“ e.V. lobt nun den Hermann-Spier-Preis unter dem Titel „Jüdisches Leben in Magdeburg in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ aus. Anliegen ist es, damit (natürliche) Personen oder Insti­tuti­onen (juristische Personen) zu würdigen, die sich ehrenamtlich für die Pflege und / oder Vermittlung des jüdischen Lebens in Magdeburg, auch im Sinne der Erinnerungskultur, verdient gemacht haben. Die Preisverleihung findet seit 2021 im Rah­men der Eröff­nungs­veranstaltung der „Tage der jüdischen Kultur und Geschichte Magdeburgs“ statt. Der Preis ist nicht mehr dotiert.

Hermann-Spier-Preis 2019

1. Preis: Shania Timpe, Schülerin des Scholl-Gymnasiums Magdeburg

Shania Timpe, schrieb ihre Gedanken nach einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau eindrucksvoll und bewe­gend unter dem Titel "Du stehst dort" nieder.

2. Preis: die Schülerinnen und Schüler aus der BBS Eike-von-Repgow der Klassen 15b und 16b aus dem Ausbildungsbereich „Kaufleute für Büromanagement (KBM)“ unter der Leitung ihrer Lehrerin, Frau Elke Rühling

Wäh­rend ihrer Ausbildung zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann für Büromanagement hatten sie im Rahmen des Lernfeldes 13 "Ein Projekt planen und durchführen", Nachforschungen zum Leben der jüdischen Familien Lippstädt und Prinz an­gestellt. Auf Basis ihrer Dokumentationen entstanden neue Seiten für das "Magdeburger Gedenkbuch". Außerdem erin­nern Stol­per­steine vor ihren letzten Magdeburger Wohnsitzen an die Familien. Diese wurden durch Spenden der Aus­zubil­den­den mitfinanziert.

Hermann-Spier-Preis 2017

1. Preis: Diana Köppe, Abiturientin an der Schule des Zweiten Bildungsweges

2. Preis: Auszubildende der Klassen IT15 und KBM14 der Betriebsberufsschule Eike von Repgow
Vanessa Arlandt - Jasmin-Karola Eggert - Beatrice Gebauer - Sophie Groth - Anja Herden - Franziska Hobohm - Lisa Knoche - Mareen Krüger - Sophie Kurth - Laura Meyer - Julia Nefzger - Sabrina Rössing - Antonia Schüler - Anne Springer - Sabrina Thiel - Denise Walkhoff - Scarlet Wassermann - Jennifer Weiser - Jasmin Witteck – Elisa Helmecke - Alexander Schwarz - Tim Knoblauch - Tom Lammek - Florian Thiele - Christian Daul - Sebastian Friedrich - Tim Giesecke - Erik Güßfeld - Dustin Horst - Ronny Schröter - Vitali Taranjuk - Jonas Bauer und ihre Lehrerinnen Frau Sylvia Ast und Frau Elke Rühling.
Diese beschäftigten sich mit Magdeburger jüdischen Familien, die in der Nazizeit verfolgt und ermordet worden waren. An diese Menschen erinnern durch Spendenaktionen der Schüler finanzierte und vor ihrem jeweiligen letzten Magdeburger Wohnort verlegte Stolpersteine. Die Auszubildenden erforschten Leben und Schicksal der Familie Perlstein sowie des jü­dischen Kaufmanns und Bankiers Philipp Schmulewitz und seiner Angehörigen zur Zeit des Nationalsozialismus. Die Auszubildenden der KBM 14 fanden über ihre Recherchen auch den persönlichen Kontakt zu Angehörigen.

Hermann-Spier-Preis 2015

1. Preis: Schülerinnen und Schüler aus der BBS Eike-von-Repgow aus den Bereichen Einzelhandels- und Industrie­kauf­leute
-  „Einzelhandelskaufleute“: Christian Brücks, Janine Lange, Felix Seeger-Meyer, Frank Täfler, David Wesemann und Christian Striese und
- „Industriekaufleute“: Carsten Bösche, Patrick Dworack, Vanessa Körner, Sebastian Selling und Madeleine Stiefel sowie die AG-Leitenden Frau Birgit Hartewig und Herr Buchholz;Für ihr Projekt „Leben und Schicksal des jüdischen Kaufmanns und Bankiers Eduard Nussbaum in Magdeburg vor und während der Zeit des Nationalsozialismus“ unter der AG-Leitung von  Frau Birgit Hartewig

2. Preis: Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Magdeburg
Marlen Borchardt, Lena Haberland, Susanne Heydecke, Nancy Köllner, Antonia Rehfeldt und Julia Schulze sowie die AG-Leiterin Frau Kerstin Schörner.
Für ihr Projekt „Leben und Schicksal der jüdischen Familie Julius und Emma Joseph aus Magdeburg während der Zeit des Nationalsozialismus“ unter der AG-Leitung von Frau Kerstin Schörner verliehen. Beide Gruppen hatten hervorragende Arbeiten abgegeben, so dass die Jury entschied, zwei Preisträger zu benennen.

Hermann-Spier-Preis 2013

Preisträger: Schülerinnen und Schüler des Magdeburger Hegel-Gymnasiums
Für das Projekt „Jüdische Schüler und Lehrer und ihr Schicksal während der Nazizeit in den Vorgängerschulen (Bismarck- und Viktoria-Schule)“. Bei den Tagen der jüdischen Kultur und Geschichte im Oktober 2013 stellten sie das Projekt auf eindrückliche Weise vor.

Preis 2013 erstmals ausgelobt

Der Hermann-Spier-Preis wurde erstmals bei den Tagen der jüdischen Kultur und Geschichte 2013 vergeben.
Im Jahr 2013 vergab der Förderverein erstmals den „Hermann-Spier-Preis“. Angeregt durch die engagierte und interes­sierte Mitarbeit vieler Schülergruppen im Blick auf die Erforschung jüdischer Schicksale in Magdeburg während der Zeit der Nazidikatur, hatte der Vorstand zuvor beschlossen, mit diesem Preis Projektarbeiten von Schülerinnen und Schülern aus Magdeburg anzuerkennen, die sich mit den verschiedensten Aspekten jüdischen Lebens in Vergangenheit und Gegenwart in unserer Stadt beschäftigen.
In der ersten Auslobung des Preises hieß es: „Inhalt der Arbeiten (Projekte) kann die Beschäftigung mit jüdischem Leben und jüdischen Traditionen in der Zeit vor und während der nationalsozialistischen Diktatur ebenso sein wie das jüdische Leben nach 1945 in Magdeburg. Beiträge, die sich mit der aktuellen Lebenssituation und den Perspektiven von Mitbürgern jüdischen Glaubens in der Landeshauptstadt beschäftigen, sind ebenfalls möglich.“
Für die Preisverleihung konnten sich Schülerinnen und Schüler aus Magdeburg bewerben, es können aber auch Vor­schläge an den Verein eingereicht werden. Eine dreiköpfige Jury, in der Stadt, Kultur und Verein vertreten waren, schlug dem Vorstand ihre Entscheidung dazu vor.

Zum Gedenken an Hermann Spier (1885-1942)

Der Name des Preises,  „Hermann-Spier-Preis“ wurde gewählt  zum Gedenken an den letzten Kantor und Lehrer jüdi­scher Kinder in Magdeburg während der Zeit des Nationalsozialismus, von dem die wenigen überlebenden Kinder bis heute voller Ehrfurcht und Liebe reden. Nachfahren seiner Familie haben der Namensgebung des Preises zu­ge­stimmt. 

Hermann Spier, am 22.4.1885 in Schrecksbach/ Hessen geboren, wurde auf dem Jüdischen Lehrerseminar in Hes­sen ausgebildet und arbeitete als  Religionslehrer  und  Kantor  zunächst  in  Braunsberg/Ostpreußen, später in Prenzlau und ab April 1939 in der Synagogengemeinde zu Magdeburg. Hier war er nicht nur Kantor und Religions­lehrer, sondern musste  für  die  noch  verbliebenen  etwa  40  jüdischen  Schulkinder  den gesamten Schulunterricht neu aufbauen. Er stärkte bei den Kindern ihre jüdische Identität, gab ihnen Vertrauen in ihr Können und schenkte ihnen inmitten der bedrückenden Situation ein positives Lebensgefühl.

Doch er war auch für die ganze jüdische Gemeinschaft wichtig. Er war der religiöse Leiter und Kantor der Gemeinde. Hermann Spier wurde, wie die meisten seiner Schülerinnen und Schüler und deren Familien, mit seiner Ehefrau am 13. April 1942 von Magdeburg in das Ghetto Warschau deportiert und wenige Monate später in Treblinka ermordet.

Quelle: Förderverein "Neue Synagoge Magdeburg" e.V.

12.10.2023