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Die Prämonstratenser

Mit weltweit 1.400 Brü­der und Sc­hwe­stern sind die Prämonstratenser der größte Orden römisch-katholischer Chorherren. Ihre bewegende Geschichte reicht weit zurück. 1120 errichtete Norbert von Xanten das erste Kloster des Ordens im französischen Tal von Prémontré. Fast genauso alt ist ihre Verbindung zu Magdeburg. Seit 1129 gilt das Kloster Unser Lieben Frauen als Mutterkirche des Ordens.

Alles begann mit den Wanderpredigten des heiligen Norbert von Xanten. 1115 wandte sich der damalige kaiserliche Hofgeistliche vom Luxus des hohen Klerus ab und einem Leben in Demut und Bescheidenheit zu. Schon 1120 erlaubte ihm der Bischof von Laon die Gründung eines Klosters im französischen Prémontré, wo Weihnachten 1121 der Prämonstratenser-Orden gegründet wurde. Nur weitere fünf Jahre später wurde der neue Orden von Papst Honorius II. offiziell anerkannt

Die Prämonstratenser gehören zu den Regularkanonikern. Ihre männlichen Mitglieder sind im Gegensatz zu anderen Orden geweihte Priester mit Ordensgelübde und keine Mönche. Diese unterwerfen sich den Regeln des heiligen Augustinus und dem Grundsatz des gemeinschaftlichen Betens, Arbeitens und Lebens.

Neben den Kanonikern leben in den Niederlassungen der Norbertiner auch Laienbrüder. Außerdem waren Prämonstratenser-Klöster besonders in deren Anfangszeit oft Doppelklöster, zu denen sowohl ein Herren- als auch ein Damenstift gehörten. Wie die Zisterzienser gehörten die Prämonstratenser zu den überaus erfolgreichen Reformorden des hohen Mittelalters, welche die Geschichte und die Landschaft vieler Regionen und Orte nachhaltig prägten.

Prämonstratenser in Magdeburg

1126 ist nicht nur das Jahr der offiziellen päpstlichen Anerkennung des Ordens. Es ist auch das Jahr, in dem die Prämonstratenser nach Magdeburg kamen. Mit der Ernennung Norbert von Xantens zum Erzbischof von Magdeburg entwickelte sich die Stadt zu einem Zentralort des Ordens mit dem Kloster Unser Lieben Frauen als Mutterkirche der Prämonstratenser.

In die gleiche Zeit fällt aber auch die erste schwere Krise des jungen Ordens. Viele Brüder sahen in Norberts Amtsantritt eine Abkehr vom armen, aber von allen Institutionen unabhängigen Leben des Ordens. Als Reaktion hierauf gab Norbert seine dominierende Stellung in der Bewegung, deren alleiniger Leiter er bisher war, auf. Jeder Konvent durfte sich einen eigenen Oberen wählen. Besondere Bedeutung gewann der erste Abt von Prémontré, Hugo von Fosses. Erst durch Hugos organisatorisches Wirken entstand der Prämonstratenser-Orden im eigentlichen Sinn.

Der neue Orden hatte indes immensen Erfolg. Bis zum Ende des Mittelalters konnten Hunderte Niederlassungen von Irland bis Ungarn, von Norwegen bis Sizilien gegründet werden. In seiner Bl­ütez­e­it gehörten mehr als 600 se­lb­st­ständige Kl­öster zu den Prämonstratensern. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Orden nach der Reformation und mehreren Säkularisationswellen jedoch auf nur noch acht Häuser geschrumpft. Heute hat der Orden etwa 100 Niederlassungen und ist auf allen Kontinenten präsent.

Große Pläne

Auch heute noch leben Prämonstratenser-Chorherren in Magdeburg. Prior ist Pater Clemens O.Praem. Er macht deutlich: „Das Priester gemeinsam leben, ist eine zeitlose Idee und die beste Voraussetzung für einen spirituellen Austausch.“ Sie betreuen die Kirchen Sankt Petri in der Altstadt, Sankt Andreas in Cracau und Heilig Kreuz in Biederitz. Bisher ist es den Magdeburger Prämonstratensern allerdings nicht möglich, am selben Ort zu leben, arbeiten und zu beten. Zwischen Wohngemeinschaft und Kirche müssen die vier Männer, die als Prediger und Seelsorger im Einsatz sind, weite Strecken durch Magdeburg pendeln.

Das soll sich in Zukunft ändern. Dieser Tage entsteht ein neues Kloster des Ordens direkt in Magdeburgs Innenstadt. Der Neubau fügt sich am Elbufer direkt zwischen der katholischen Universitätskirche St. Petri sowie der evangelischen Wallonerkirche ein. Hier entsteht mit den „Ökumenischen Höfen“ eine neue Gemeinschaft.

Große Pläne haben auch das Kulturhistorische Museum und das Kloster Unser Lieben Frauen. Unter dem Titel „Mit Bibel und Spaten. 900 Jahre Prämonstratenserorden“ widmen sie dem 900. Geburtstag der Prämonstratenser eine große Sonderausstellung.