1942 begannen die systematischen Deportationen
Das Bündnis gegen Rechts, der Förderverein "Neue Synagoge Magdeburg" und das Forum Gestaltung luden am Vorabend des 80. Jahrestags der ersten Deportation zum Gedenken ein:
13. April 2022, Mittwoch, 17.00 Uhr
Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof
Musikalische Umrahmung: Martin Müller
Im Anschluss an das Gedenken wurde im Forum Gestaltung der Dokumentarfilm „Nacht und Nebel“ (Frankreich 1955, Regie: Alain Resnais. Mit Texten von Jean Cayrol/Paul Celan. Musik von Hanns Eisler) gezeigt.
Mit "Nacht und Nebel" realisierte Resnais ein Kunstwerk, das wegweisend für die filmische Beschäftigung mit NS-Verbrechen war und die Gattung Dokumentarfilm neu auslotete. Über die eindringliche Veranschaulichung des Geschehens in den Vernichtungslagern hinaus reflektiert der Film implizit durch seine Machart und explizit im Off-Kommentar die Unmöglichkeit, den Schrecken des Holocaust medial zu vermitteln. (Quelle: BpB online, Beitrag vom 23.10.2014, Autorin: Marguerite Seidel)
Hintergrund
Die gewaltsame Vertreibung von Jüdinnen und Juden aus Magdeburg begann 1938 mit der Expatriierung und Ausweisung jener, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor den Pogromen in Osteuropa nach Deutschland geflüchtet waren. Mehr als 100 Menschen waren davon betroffen. Ab 1942 begann die systematische Deportation in die osteuropäischen Ghettos und Vernichtungslager. Etwa 1.000 Männer, Frauen und Kinder aus den Bereichen der Gestapo-Leitstellen Magdeburg, Potsdam und Berlin – davon 153 aus Magdeburg –, wurden am 14. April 1942 mit einem ersten Zug beginnend vom Magdeburger Hauptbahnhof in das Warschauer Ghetto deportiert. Sie trafen dort am 16. April 1942 ein. Insgesamt wurden bis zum Ende des zweiten Weltkriegs mehrere hundert Kinder, Frauen und Männer aus Magdeburg deportiert. (Quelle: Homepage Miteinander e.V.)
Die Deportation Magdeburger Juden 1942-1944
14. April 1942
Die Deportationen in Magdeburg begannen
Deportation von 153 Juden aus Magdeburg in das Warschauer Ghetto
Nach Warschau (gehörte zum sogenannten „Generalgouvernement“, nicht zum Deutschen Reich, war also Ausland) wurden die Magdeburger Juden „abgeschoben“. Die jüdische Gemeinschaft von Magdeburg war geschockt und fragte sich, was die „Umsiedlung“ bedeutet. Ängste wurden aufgrund des Erhalts von Briefen zunächst zerstreut.
11. Juli 1942
Deportation (unbekannte Zahl) von Juden aus Magdeburg in ein unbekanntes Ghetto im Osten
Im nun „erweiterten“ Reich fand eine sogenannte „Umsiedlung“ im Inland statt. Damit das Vermögen der deportierten Juden in Magdeburg konfisziert werden konnte, erklärten die Behörden diese Gruppe zu „Staatsfeinden“. Sorge, Angst und Misstrauen wuchsen in der jüdischen Gemeinschaft, als Briefe ihrer Angehörigen ausblieben.
18. November 1943
Deportation von 73 jüdischen Alten und Kriegsveteranen (über 65 Jahre) aus Magdeburg direkt in das Konzentrationslager Theresienstadt
In der jüdischen Gemeinschaft machte sich das Gefühl schicksalhafter Unabwendbarkeit breit.
25. November 1942
Deportation von 76 jüdischen Alten und Kriegsveteranen (über 65 Jahre) aus Magdeburg direkt in das Konzentrationslager Theresienstadt
2. Dezember 1942
Deportation von 70 jüdischen Alten und Kriegsveteranen (über 65 Jahre) aus Magdeburg direkt in das Konzentrationslager Theresienstadt
26. Februar 1943
Deportation von 46 Juden aus Magdeburg direkt in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau
Eine Handvoll Juden hatte Zweifel an dem, was kommen würde, so dass einige Fluchtversuche unternahmen. Fast alle wurden gefasst.
2. März 1943
Deportation einer jüdischen Familie aus Magdeburg über Berlin in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau
Einer Familie, dem 36-jährigen Leopold Natowitz mit seinen drei Töchtern Miriam, Doris und Mia (2, 5 und 8 Jahre alt), war am 26. Februar die Flucht gelungen. Sie wurde nach ihrer Ergreifung zurückgeschickt nach Magdeburg und am 2. März deportiert.
11. Januar 1944
Deportation von 16 jüdischen Alten und Kriegsveteranen (über 65 Jahre) aus Magdeburg über Berlin in das Konzentrationslager Theresienstadt
Zwischen den bisher aufgeführten acht Deportationen wurde eine unbekannte Zahl Juden aus Magdeburg einzeln verschleppt oder eingesperrt. Darüber hinaus wurden 184 in Magdeburg geborene - aber woanders wohnende - Juden verschleppt; 153 lebten bis zu ihrer Deportation in Berlin. Ihre Deportationen endeten in Auschwitz-Birkenau, Kovno, Lodz, Majdanek, Minks, Riga, Theresienstadt und Trawniki.
Die Nationalsozialisten hatten die Stadt Magdeburg bis Juli 1944 nahezu „judenfrei“ gemacht.Die überwältigende Mehrheit der Magdeburger Juden war deportiert worden. Die meisten der 185 verbliebenen Juden lebten entweder in gemischten Ehen, waren Kinder aus solchen Ehen oder waren als „Mischlinge ersten Grades“ verschont geblieben.
(Quelle: Vgl. Magdeburger Schriften, Band 4: Michael E. Abrahams-Sprod, „Und dann warst Du ausgestoßen – Die Magdeburger Juden während der NS-Herrschaft“, Mitteldeutscher Verlag 2011)
Quelle: Miteinander e.V. und weitere Quellen