Lentze, Friedrich August Peter Ludwig, Dr. iur.
geb. 21. Oktober 1860 in Hamm/Westfalen gest. 12. April 1945 in Werben/Spreewald
Jurist, Oberbürgermeister, preußischer Finanzminister
Der Sohn des Rechtsanwalts und Notars Friedrich L. (1819-1892) besuchte das Gymnasium in Soest und studierte Rechtswissenschaften in Tübingen, Leipzig, Berlin und Göttingen. Er promovierte 1882 in Göttingen, trat dann in den preußischen Staatsdienst ein, wurde Gerichtsassessor. Bis 1889 war er in der Eisenbahn- verwaltung in Elberfeld tätig. Dann siedelte er nach Gera um, weil er dort zum Stadtrat und stell- vertretenden Bürgermeister gewählt worden war. 1894 ging er als 1. Bürgermeister nach Mühlhausen/ Thüringen. Fünf Jahre später folgte er dem Ruf als Oberbürgermeister von Barmen, wo er im Februar 1899 in sein Amt eingeführt wurde. Hier nahm er Aufgaben, wie Kanalisation der Stadt, weitere Regulierung des Wuppertales, Versorgung höher gelegener Stadtteile mit Trinkwasser aus der neuen Barmer Talsperre, Verbesserung der Verkehrsverbindungen in Angriff. Ab 1904 war er Mitglied im preußischen Herrenhaus. 1906 nahm L. die Wahl zum Oberbürgermeister von Magdeburg an. Während seiner nur vierjährigen Amtszeit hat er hier viel bewirkt. Es kam zur Eingemeindung der Orte Rothensee, Fermersleben, Westerhüsen, Salbke, Lemsdorf, Cracau und Prester. Mit weitsichtigem Blick veranlasste er den Erwerb von Grund und Boden im Norden Magdeburgs zur Schaffung des Industriegeländes. Diese Maßnahme war nicht nur eine Voraussetzung zur Ansiedlung von Industrie- und Verkehrsbauten, sondern auch für deren Anbindung an den späteren Mittelland- kanal. L. hatte auch die Verbesserung der Trinkwasserversorgung der Stadt im Auge und ließ dazu Wasseruntersuchungen im Fiener Bruch vornehmen. Während seiner kommunalpolitischen Tätigkeit in verschiedenen Städten offenbarte L. sich als Finanzexperte. Dies blieb der preußischen Regierung nicht verborgen; sie ernannte ihn am 27. Juni 1910 zum Königlich preußischen Staats- und Finanzminister. Das plötzliche Ausscheiden aus dem Amt des Oberbürgermeisters nahmen Magistrat und Stadtverordneten- versammlung wenige Tage später zum Anlass, L. für seine Leistungen das Ehrenbürgerrecht Magdeburgs zu verleihen. Den Ehrenbürgerbrief überbrachte eine Deputation der Stadt im Oktober 1910 nach Berlin.
L. blieb bis August 1917 Finanzminister. Ab 1918 war er Aufsichtsratsmitglied der Fried. Krupp AG. Parteipolitisch ordnete sich L. der Deutschen Volkspartei zu. Seine hervorragenden Kenntnisse auf dem Sektor des Finanzwesens waren erneut gefragt, als die Inflation in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg immer mehr um sich griff. Ab Oktober 1923 stand er der gerade gegründeten Deutschen Rentenbank vor, die im Kampf gegen die Inflation bald Erfolge verbuchen konnte. Zur Stabilisierung der deutschen Währung gab sie als Zwischenwährung die Rentenmark heraus. Bis Anfang 1933 stand L. an der Spitze der Rentenbank und ging dann in den Ruhestand. Er lebte weiterhin in Berlin-Charlottenburg.
Ehrenbürger der Stadt Magdeburg, bearb. vom Stadtarchiv Magdeburg, Magdeburg1994; http://de.wikipedia.org/wiki/August_Lentze; http://www.familysearch.org; http://adressbuch.zlb.de; Stadtarchiv Magdeburg Rep. 184 L 3.
Maren Ballerstedt
|