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Magdeburg ist neue Schwarmstadt

Eine aktuelle Auswertung des Forschungs- und Beratungsinstituts empirica zeigt, dass Magdeburg zu den neuen jungen Schwarmstädten gehört. Sie sind durch einen hohen Anteil der 15- bis 35-Jährigen an der Bevölkerung definiert. Dieses Schwarmverhalten besagt, dass sich junge Erwachsene heute weit stärker als in früheren Jahren auf bestimmte Städte konzentrieren. Magdeburg belegt gleichauf mit Köln den 22. Platz.

„Das Ergebnis ist sehr erfreulich“, so der Wirtschaftsbeigeordnete Rainer Nitsche über die Wohnmarktstudie des renommierten Forschungs- und Beratungsinstituts empirica ag, beauftragt durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Diese berücksichtigt Bevölkerungszahlen bis 2015. Laut der Experten besitzt Magdeburg neben weiteren Großstädten eine hohe Anziehungskraft auf junge Leute und gehört somit zu den Schwarmstädten.

 „Eine wichtige Rolle bei dieser Entwicklung spielt die Attraktivität von Unternehmen und Hochschulen in Magdeburg“, so Nitsche. Und sehr wichtig sei es auch, die Vorzüge der Stadt nach außen zu tragen. Die Bedeutung der Attraktivität des Wohnstandortes hat in den letzten Jahren zugenommen: Nicht nur der Arbeitsplatz als Fixpunkt ist entscheidend, sondern auch die Attraktivität einer Stadt. Städte, die als Wohn- und Arbeitsort eine hohe Lebensqualität aufweisen, ziehen vor allem junge Leute an und gehören somit zu den Schwarmstädten.

Bis 2014 gehörte Magdeburg nicht zu den Schwarmstädten. Jetzt ist sie mit zehn anderen Städten in die Liste der Schwarmstädte aufgerückt. Magdeburg liegt gleichauf mit Köln auf dem 22. Platz und vor Berlin (28. Platz). Insgesamt gibt es aktuell 40 Schwarmstädte. Angeführt wird die Liste von Leipzig, Frankfurt/Main und München.

Gemäß empirica seien die stärksten Schwärmer und damit die, die eine Stadt erst zu einer Schwarmstadt machen, die Altersklasse der 25- bis 29-Jährigen sowie abgeschwächt die Altersklasse der 30- bis 34-Jährigen. In dieser Altersklasse erfolgen in der Regel der berufliche Einstieg oder die ersten beruflichen Veränderungen. Trotzdem sei die Entwicklung des Arbeitsmarktes nicht die überragende Ursache für die Konzentration dieser Altersgruppe auf die Schwarmstädte.

Die Gründe, warum eine Stadt zur Schwarmstadt geworden ist, eine andere aber nicht, sind aus der Studie nicht sichtbar. Die Anwesenheit einer Universität oder Hochschule dürfte notwendig sein, sei aber nicht hinreichend, so die empirica-Experten. Geringe Lebenshaltungskosten und Arbeitsplätze spielen ebenfalls eine Rolle, warum junge Beschäftigte ihren Wohnort in eine Schwarmstadt verlegen. Aber auch weiche Standortfaktoren wie vielfältige Kulturangebote, Szenekneipen und das Erscheinungsbild der Stadt könnten weitere Magneten für junge Menschen sein.

Was ist eine schwarmstadt?

Der Begriff wurde 2013 von empirica geprägt. Wirtschaftsprofessor Dr. Harald Simons definiert Schwarmstädte als Städte mit großer Anziehungskraft. Die jüngere Bevölkerung würde wie Vögel aus den Regionen aufsteigen und als Schwarm in eine Stadt einfallen, während sich weniger beliebte Städte und Landkreise zunehmend entleerten.

Rechnerisch betrachtet galten bislang Städte als Schwarmstädte, wenn die Kohortenwachstumsrate 15-35 über 200 lag, wenn sich also im Saldo die Zahl der 15- bis 20-Jährigen in einer Stadt im Zeitablauf bis zum Alter von 30 bis 35 Jahren mindestens verdoppelt hat und auf jeden dort aufgewachsenen jungen Menschen im Saldo mindestens ein weiterer bis zum Alter von 35 Jahren zuzieht. Dies waren vor dem starken Zuzug von Flüchtlingen 30 von 107 kreisfreien Städten in Deutschland. Durch die starke Auslandszuwanderung, insbesondere von Flüchtlingen, wurde der Schwellenwert für eine Schwarmstadt von 200 auf 224 erhöht. Während es im Jahr 2013 noch 30 Schwarmstädte gab, sind es im Jahre 2015 insgesamt 40 Städte (Quelle: empirica, Studie „Herausforderungen und Perspektiven für den deutschen Wohnungsmarkt“).

12.02.2018