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1. Juni 2017 – Unser vorheriger Beitrag hat uns mit der Telemann-Straßenbahn quer durch die Stadt geführt. Am Opernhaus sind wir wieder ausgestiegen und laufen nun in Richtung Süden den Breiten Weg entlang, vorbei am Allee-Center, an Telemanns Gedenkstele, durch die Fußgängerzone der Regierungsstraße und noch darüber hinaus. Denn unser heutiges Ziel ist die zweite Bildungsstätte des jungen Georg Philipp Telemanns.

Magdeburger Dom
Magdeburger Dom

Nach seiner Ausbildung am Altstädtischen Gymnasium besuchte er nämlich die Domschule, die sich im südlichen Teil des Kreuzganges im Magdeburger Dom befand. Als einst älteste Schule der Stadt bekam sie im 16. Jahrhundert im Zuge der Reformation starke Konkurrenz durch das Altstädtische Gymnasium. Wie wir euch bereits erzählt haben, war das Gymnasium eine der ersten evangelischen Stadtschulen Deutschlands. Da die Domschule katholisch blieb und sich der neuen Lehre verschloss, musste der Schulbetrieb 1530 sogar eingestellt werden.

1567 wurde dann im Magdeburger Dom die erste evangelische Predigt abgehalten. Jedoch waren die Überlegungen, dort eine evangelische Schule einzurichten, angesichts des gutlaufenden Altstädtischen Gymnasiums überflüssig. Erst 100 Jahre später wurden die Pläne zur Schulgründung wieder konkret. Am ersten Adventssonntag wurde von der Domkanzel verkündet, „daß nun mehr eine ganz freie Schule beim Dom angerichtet sei“. Gegründet als reine Elementarschule mit nur einer Klasse entwickelte sich die Schule schnell zu einer höheren Schule, die ihre Schüler in mehreren Klassen auf das Studium an einer Universität vorbereitete.

An eben dieser Domschule kam der junge Telemann erstmals in Berührung mit der deutschen Dichtung. Eine besondere Rolle spielte dabei der damalige Rektor Christian Müller, der ihm wie Telemann selbst in seiner Biografie schrieb „die erste Liebe zur Dichtkunst einpflanzte“. Schon in unserem letzten Beitrag haben wir euch von der poetischen Ader des Komponisten berichtet. Der Grundstein dafür wurde eben an dieser Schule gelegt.

Gedicht "Musik - der edelste Zeitvertreib"

Den schönsten Zeitvertreib in unserem ganzen Leben
weiß doch Musik allein zu geben.
Denn alles, was wir sonst nur von der Wollust wissen
- es sei ein guter Wein, ein leckerhafter Bissen,
die Schlittenfahrt,
das Spiel, die Jagd und was noch mehr von solcher Art -,
sind im Beschluß,
nach vorgebrauchtem Überfluß,
wo nicht mit Schaden, Schmerz, Verdruß,
doch wenigstens mit Ungemach gepaart.

Allein Musik kennt nichts als lauter Güte:
Der Anfang ist bequem,
das Mittel angenehm,
das Ende wirkt ein ruhiges Gemüte.

Allen Kummer, alles Leid
kann die Harmonie begraben.
Wie das Meer bei sanfter Stille
seine Flut als wiegend regt,
also wird des Menschen Wille
durch der Töne Kraft bewegt,
daß ihn, frei vom Sorgen-Streit,
sanfte Ruh und Stille laben.

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Angeregt von der Beschäftigung sowohl mit der Musik als auch der Literatur begann Telemann schon in Magdeburg zu komponieren. Eben diese ersten Anfänge seines künstlerischen Schaffens stellt das Stück „Das Glück des Gauklers“, das am 2. Juni im Gesellschaftshaus Premiere feiert, in den Fokus.

Denn als der gerade mal 12-jährige Telemann in Magdeburg seine erste Oper aufführte, in der er selbst die Titelpartie sang, wähnte ihn seine entsetzte Familie auf dem direkten Weg in sein persönliches Unglück und sah ihn als Spielmann oder Gaukler über die Jahrmärkte ziehen. Dass sie sich damit gewaltig täuschten, zeigt das Stück über das beeindruckende Leben des Komponisten. Neben der Premiere am 2. Juni um 19.00 Uhr im Schinkelsaal des Gesellschaftshauses könnt Ihr auch die Vorstellungen am 3., 23. oder 24. Juni besuchen.

Das Glück des Gauklers, Quelle: Kathrin Singer, Telemann-Zentrum
Das Glück des Gauklers, Quelle: Kathrin Singer, Telemann-Zentrum

Und noch ein heißer Tipp für die nächste Juniwoche: In „Telemann ist bigger than …“ könnt Ihr am 9. Juni im AMO-Kulturhaus die spannende Zusammensetzung aus alt und neu erleben. Das junge Künstlerkollektiv „Migges mit Attitude“ zeigt in Kooperation mit „Telemania2017“ die Kombination aus Barockmusik und Hip Hop. Dafür verschmelzen die Klänge des Jugendsinfonieorchesters des Georg-Philipp-Telemann-Konservatoriums mit Rap, DJ‘ing, Graffiti und Breakdance zu einer mitreißenden Bühnenshow.

Damit sind wir für heute schon wieder am Ende unserer Reise. Schaut doch vielleicht mal am oder im Magdeburger Dom vorbei und lasst die Geschichten dieses historischen Gebäudes auf euch wirken. Es gibt auch noch einiges zu entdecken – auch was Telemann betrifft. In der nordwestlichen Ecke des Kreuzgangs zum Beispiel befindet sich der Grabstein des Taufpaten und Namensgebers Telemanns, des damaligen Domherren Georg Philipp von Veltheim.

Grabstein Georg Philipp von Veltheims
Grabstein Georg Philipp von Veltheims