Giselher Quast mit dem Ehrenring der Landeshauptstadt Magdeburg ausgezeichnet
„Mit der Verleihung des Ehrenringes der Landeshauptstadt Magdeburg würdigen wir das Lebenswerk von Giselher Quast. 37 Jahre hat er sich für die kirchlichen Angelegenheiten und solche, die den Dom betreffen, stark gemacht. Darüber hinaus hat er sich stets für unsere Stadt und die Magdeburgerinnen und Magdeburger eingesetzt. Unvergessen bleiben dabei vor allem auch seine Verdienste im Herbst 1989. Mit seinem engagierten Eintreten für die friedlichen Montagsgebete und den politischen Umbruch, hat er Spuren in der Geschichte unserer Stadt hinterlassen“, so Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper. „Ich danke dem ehemaligen Domprediger von Herzen für sein herausragendes Engagement und sein jahrzehntelanges Wirken.“
Die Verleihung des Ehrenringes der Landeshauptstadt Magdeburg fand im Rahmen eines Festaktes im Alten Rathaus statt. Die Laudatio hielt Norbert Pohlmann, Geschäftsführer des Forums Gestaltung e.V., Grußworte sprachen der ehemalige Oberbürgermeisters Braunschweigs und spätere Ministerpräsident Niedersachsens Gerhard Glogowski, Gabriele Herbst, Pfarrerin im Ruhestand, und der Vorsitzende des Stadtrates, Andreas Schumann. Musikalisch umrahmt wurde die Festveranstaltung vom Künstler Warnfried Altmann.
Die Ehrenringvergabe ist in der Ehrenbürgersatzung festgeschrieben. Danach erhalten Persönlichkeiten den Ehrenring, die sich insbesondere auf politischen, kulturellen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen oder sozialen Gebieten um die Stadt verdient gemacht haben. Am Tag der Auszeichnung nehmen die Personen eine Ehrenurkunde sowie den Ehrenring der Landeshauptstadt Magdeburg entgegen. Außerdem werden die Ehrenringträgerinnen und Ehrenringträger fortan zu besonderen Veranstaltungen der Landeshauptstadt eingeladen.
Neben Konrad Mieth (1996), Dieter Steinecke (2001), Dr. Susanne Kornemann-Weber (2001), Hans Schuster (2003), Werner Kaleschky (2006), Bernhard Czogalla (2007), Dr. Wolf Hobohm (2013), Dr. Rüdiger Koch (2014) und Waltraut Zachhuber (2015) ist Giselher Quast die zehnte Persönlichkeit, die den Ehrenring in Empfang nehmen durfte.
Lebenslauf von Giselher Quast
Giselher Quast wurde 1951 als fünftes Kind eines freikirchlichen Pastors geboren. Von 1961 bis 1976 war er Mitglied des Magdeburger Domchors und erlernte das Orgelspiel. Er absolvierte eine kirchenmusikalische Ausbildung. Im Jahr 1970 wurde Quast wegen Wehrdienstverweigerung und wegen eines Deutschaufsatzes von der Schule relegiert und nicht zum Theologiestudium in Halle zugelassen. Er konnte aber in Naumburg am katechetischen Oberseminar studieren.
In den Jahren 1975 bis 1977 war er für sein Vikariat in Magdeburg. Seine erste Pfarrstelle hatte er von 1977 bis 1979 in Eilenburg bei Leipzig inne. Erste Ermittlungen der Staatssicherheit wegen offener Jugendarbeit mit so genannten „Asozialen" und öffentlichkeitswirksamer Gemeindearbeit wurden gegen ihn aufgenommen. Als Prediger und Seelsorger war er in der Friedens- und Jugendarbeit engagiert.
Giselher Quast wurde 1979 zum Domprediger an den Magdeburger Dom berufen. Der Dom wurde zum Zentrum der Friedensarbeit und der Friedensgebete in Magdeburg.
1980 legte die Staatssicherheit einen Vorgang zur „Operativen Personen-Kontrolle" (OPK) wegen „pazifistischer Beeinflussung der Jugend" an. 1988 legte die Staatssicherheit einen zweiten OPK-Vorgang wegen „Begünstigung von Ersuchen auf Übersiedlung" an.
Quast leitete ab September 1989 die Montagsgebete um gesellschaftliche Erneuerung. Am 6. November 1989 übernahm er die Leitung des Bürgerforums auf dem Alten Markt mit 60.000 Teilnehmern.
Seit 1973 ist Quast verheiratet und hat einen Sohn. Er war nicht nur Domprediger, sondern auch Schirmherr der Magdeburger Bürgerinitiative „Pro Elbe", die gegen den Bau des Elbe-Saale-Kanals protestierte. In Magdeburg sind seine „Elbe-Andachten" bekannt. Für dieses Engagement wählten ihn die Leser der Volksstimme zum „Magdeburger des Jahres 2002".
Bis zum vergangenen Jahr war er Domprediger am Dom zu Magdeburg. Nach 37 Jahren wurde er als Domprediger in den Ruhestand verabschiedet.