Inhalt

Runder Tisch Magdegrün - Stadtgrün im Trockenstress

Der Interessenverband „Runder Tisch Magdegrün“ hat eine Strategie zum Wohle Magdeburger Grünflächen beschlossen und die gegenwärtig extreme Trockenheit als dringlichstes Thema ausgemacht. Unter anderem werden alle Menschen Magdeburgs dazu aufgerufen, bei der Bewässerung von Bäumen und Sträuchern vor ihren Haustüren zu helfen.

Stadtgrün im Trockenstress

Eine große Trockenheit hat die Mitte Deutschlands erneut fest im Griff und Auswirkungen auf dem Grün der Landeshauptstadt Magdeburg zeigen sich bereits im Frühsommer. „Runder Tisch Magdegrün“ ist ein neu formierter Interessenverband, um die Lage einzuschätzen, über Maßnahmen zur Schadensbegrenzung zu informieren und um für Eigeninitiative zu werben.

Neben den auffällig dürren Wiesen- und Rasenflächen in den Grün- und Parkanlagen und auf den Friedhöfen leiden vor allem Jung- und Straßenbäume, aber auch Stauden- und Wechselbepflanzungsbeete unter dem fehlenden Niederschlag. Insbesondere betroffen sind sonnenexponierte und gleichzeitig windanfällige Ortslagen.

Die Trockenheit bereitet den Pflanzen Stress, sodass sie anfälliger für Folgeschädlinge wie beispielsweise Pilze oder Insekten werden. Die mitteleuropäische Vegetation ist nicht an solche extremen und vor allem anhaltenden Trockenperioden angepasst. Die Niederschläge im Herbst und Winter nicht ergiebig genug, um die seit Jahren niedrigen Wasserspeicher zu regenerieren. Um den Trockenstress auf Jungbäume, Gehölze, Stauden und Wechselbepflanzung zu lindern, benötigen die Pflanzen in solchen Phasen schlicht Wasser durch natürliche Niederschläge.

Kurzfristige Hilfe: Schutz der Grünanlagen

Für die kommunalen Grünanlagen ist der Eigenbetriebes Stadtgarten und Friedhöfe zuständige. Dieser setzt den Fokus auf das Abmildern der Schadwirkung von Trockenheit. Besonders gefährdetes Grün soll entsprechend bewässert werden. Insgesamt acht Fahrzeuge versorgen vor allem Jungbäume mit dringend benötigtem Wasser. Stauden und Beete mit Wechselbepflanzung werden extra gegossen. Wiesen- und Rasenflächen werden hingegen nicht bewässert.

Bäume und Sträucher in Gärten, vor der Haustür und in den einzelnen Stadtteilen mit Eimern, Schläuchen oder Gießkannen wässern.

Der Jungbaumbestand wird bis zum 5. Standjahr bewässert. Ebenfalls mit Wasser separat versorgt werden Staudenplanzungen und Beete mit Wechselflor. Neben den Mitarbeitenden des Eigenbetriebes Stadtgarten und Friedhöfe, gibt es zur Wässerung von Bäumen Verträge mit dienstleistenden Anbietern, die demnächst noch erweitert werden. Baumpatenschaften zur Unterstützung werden vergeben und jegliche Unterstützung durch Magdeburger Bürger*innen begrüßt.

Alle 2 Wochen etwa 60 bis 100 Liter pro Baum

Im Rahmen der saisonalen Wässerung werden täglich zwischen 50.000 und 60.000 Liter Brauchwasser ausgebracht. Hinzu kommen noch diverse Bewässerungsanlagen und stationäre Schlauchsysteme. So werden bei der Baumbewässerung in einem etwa zweiwöchentlichen Rhythmus etwa 60 bis 100 Liter Wasser pro Baum ausgebracht.

Die Interessenvertretung Runder Tisch Magdegrün appelliert:

>Zitat< „Übernehmen Sie bitte Gießpatenschaften für ausgewählte Gehölze, um unser Stadtgrün über die heiße Trockenperiode zu bringen.“

► Aufruf „Otto pflanzt! e.V.“ – Bewässerungs-Challenge

Der gesunkene Grundwasserspiegel weist deutlich auf den Wassermangel hin und fordert zum sparsamen Umgang mit dieser seltenen Ressource in jedem Haushalt auf. Das bedeutet beispielsweise, dass Rasenflächen aktuell nicht mehr bewässert werden sollten. Bäume benötigen momentan das kostbare Nass dinglicher!

Langfristige Strategie: Umgang mit der Trockenheit lernen

Neben den bereits verwendeten Bewässerungssäcken, werden derzeit mobile Gießringe für Jungbäume vorbereitet und getestet. Weitere Maßnahmen, um der immer größer werdenden Trockenheit zu begegnen, setzen bei den Rahmenbedingungen neuer Baumpflanzungen an.

Standorte für Baumpflanzungen oder auch entsprechende alternative Baumarten werden gezielter ausgewählt. So kommen immer häufiger klimaangepasste Baumarten nach GALK-Straßenbaumliste und FLL-Richtlinien zum Einsatz. Außerdem wird auf die ausreichende Größe des durchwurzelbaren Raumes geachtet sowie bei der Pflanzung Bodensubstrat und strukturstabile Bodenhilfsstoffe wie Blähton oder Perligran zur Verbesserung des Luft- und Wasserhaushaltes im Wurzelbereich eingebracht. Baumstämme erhalten einen weißen Thermoanstrich als Hitze- und Verdunstungsschutz.

Auch die Pflegeintervalle von Wiesen- und Rasenflächen wurde angepasst: Geeignete Flächen werden gezielter gepflegt. Das heißt, dass sich beispielsweise die Pflege auf die Randbereiche beschränkt, um die Verkehrssicherheit zu wahren. Die übrigen Flächen sollen sich ohne Eingriffe entwickeln und damit auch Lebensräume für Insekten und Kleintiere geschaffen werden.

Anpassung an klimatische Veränderungen

Grundsätzlich muss sich der Altbaumbestand Stück für Stück an die geränderten klimatischen Bedingungen anpassen. Bei Nachpflanzungen muss auf eine kluge Auswahl sogenannter Klimabäume geachtet werden, um das Grün langfristig zu verjüngen und auf regelmäßig zu erwartende Trockenphasen vorzubereiten.

Verhalten in den Grünanlagen bei Trockenheit

In Park- und Grünlagen sollte sich aufmerksamer bewegt und bis nach ergiebigen Niederschlägen auf Grillwiesen verzichtet werden. Dass brennende oder glühende Gegenstände nicht achtlos in die Grünanlagen geworfen werden, sollte bereits der klare Menschenverstand voraussetzen. Aufgrund der Trockenheit sollte aber auch darauf geachtet werden, Fahrzeuge wegen der erhöhten Brandgefahr nicht auf ausgedörrten Wiesen abzustellen.

Die Landeshauptstadt Magdeburg regelt auf Basis der Waldbrandgefahrenstufen in der Grünanlagensatzung die Nutzung der öffentlichen Grillwiesen ► Das Grillen ist auf Grillwiesen ab einer Waldbrandstufe 3 untersagt. Der Stadtordnungsdienst ahndet dementsprechend Zuwiderhandeln.

Interessenverband Runder Tisch Magdegrün

Der Interessenverband Runder Tisch Magdegrün setzt sich wie folgt zusammen:

  • Umweltamt
  • Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe
  • Stadtplanungsamt
  • Liegenschaftsservice
  • Naturschutzbeirat

sowie zivilgesellschaftliche Naturschutzinitiativen wie

  • Otto pflanzt! e.V.
  • BUND
  • NABU