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Eike-von-Repgow-Stipendium 2023 geht an Stefanie Fabian

Die Landeshauptstadt Magdeburg und die Otto-von-Guericke-Universität haben gemeinsam das Eike-von-Repgow-Stipendium 2023 an die Geschichtswissenschaftlerin Stefanie Fabian verliehen. Oberbürgermeisterin Simone Borris und der Rektor der Universität, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan, überreichten am 13. Dezember 2022 die Urkunde.

Stadt und Universität unterstützen Forschung der Historikerin. Erstmals handelt es sich bei dem für 2023 vergebenem Preis um ein einjähriges Vollzeitstipendium, mit einer monatlichen Zuwendung von 1.250 Euro. Damit wird die Forschungsarbeit zur Erlangung der Doktorwürde unterstützt.

Bereits zum zehnten Mal wurde das Stipendium alternierend zum Eike-von-Repgow-Preis vergeben. Das heißt, dass sich die Vergabe des Stipendiums und des Preises jeweils jährlich abwechseln. Das ab 2023 neu ausgerichtete Stipendium ermöglicht nun dem Wissenschaftsnachwuchs, in Vollzeitarbeit die eigenständige wissenschaftliche Forschung mit dem Ziel der Promotion an einer in- oder ausländischen Hochschule zu verfolgen.

Das Stipendium ist in das wissenschaftliche Konzept der Magdeburger Museen und des Stadtarchivs eingebunden. Es soll die stadtgeschichtlichen Forschungen in Zusammenarbeit mit dem Bereich für Geschichte der Fakultät für Humanwissenschaften an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg fördern.

Dissertationsvorhaben der Stipendiatin

Mit dem diesjährigen Eike-von-Repgow-Stipendium würdigt das Kuratorium die Verdienste von Stefanie Fabian. Die Stipendiatin ist eine langjährige Mitarbeiterin im Bereich Geschichte des Instituts II (Gesellschaftswissenschaften) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Zu ihren Schwerpunkten gehören die historische Frauen- und Geschlechterforschung, die Regionalgeschichte Sachsen-Anhalts in der Vormoderne, Krieg und Militär in der frühen Neuzeit sowie die Kulturgeschichte der Gewalt.

Der Titel ihres Dissertationsvorhabens lautet: „Leben im Krieg. Begegnungen mit der ‚entfesselten‘ und der ‚gezähmten‘ Bellona (1616–1763)“.

Zur außergewöhnlichen Forschungsmethode

Darunter ist der gemeinhin als barbarisch geltende Dreißigjährige Krieg gemeint. Durch eine zunehmende Professionalisierung wurde dem späteren Siebenjährigen Krieg, mitunter ein gewisses Maß an zivilisiertem Verhalten attestiert. Ausgehend von diesen beiden Kriegsereignissen untersucht sie Erfahrungen von Kriegsbeteiligten im mitteldeutschen Raum. Also jenes Gebiet, in dem auch das Wirken Eike von Repgows zu verorten ist.
Für ihre Untersuchung zieht die Stipendiatin umfangreiches, mitunter bisher nicht betrachtetes Archivmaterial heran. Allein dieser Teil der Arbeit stellt bereits eine gewichtige eigenständige Forschungsleistung dar. Ihre methodische Vorgehensweise ist eine Kombination mehrerer Ansätze aus der Geschichtswissenschaft und wird exakt beschrieben. Die Perspektive ihrer Untersuchung ist vergleichend, sowohl was die Zeiträume und die Kriege angeht als auch hinsichtlich der in den Blick genommen Personen (-Gruppen).
Die analysierten, ausgesprochen heterogenen Erfahrungen betreffen indes sowohl die Gruppe der Soldaten als auch diejenige der Zivilbevölkerung. Dabei vermeidet sie es jedoch, in Kategorien von ‚Täter‘ und ‚Opfer‘ zu argumentieren und bleibt stattdessen ergebnisoffen. Neu ist ihr Ansatz auch darin, dass ein krisenhafter Zeitraum aus dem Blick der Alltags- und Kulturgeschichte sowie der Gendergeschichte betrachtet wird und nicht mehr, wie zumeist, aus der Militärgeschichte heraus beurteilt wird.

Das Kuratorium zur Auswahl der Preisträger*innen und Stipendiat*innen hat am 25. November 2022 die Entscheidung über die diesjährige Verleihung getroffen und unter den zwei Vorschlägen Stefanie Fabian erwählt. Mit der Vergabe des Stipendiums ist zugleich die Bitte verbunden, einen kurzen Abschlussbericht nach Abschluss der Dissertation zu erstellen.

Veröffentlichte Aufsätze der Stipendiatin

  • Vor Jahren hat die alte Magd dem Kaiser einen Tanz versagt … – Die überstandene Belagerung Magdeburgs 1550/51 und ihre Rolle für das Selbstbewusstsein und die Halsstarrigkeit der Stadt im Dreißigjährigen Krieg, in: Monumenta Guerickiana 238 (2021)
  • Zwischen Schutzbedürftigkeit, Ermannung und Pragmatismus – weibliche Handlungsspielräume und Überlebensstrategien im Dreißigjährigen Krieg, in: Markus Meumann/Julia Schmidt-Funke/Astrid Ackermann (Herausgeber), Mitten in Deutschland – Mitten im Krieg (Gothaer Forschungen zur Frühen Neuzeit 17), Stuttgart 2021
  • Ärztemangel im Ersten Weltkrieg. Motor zur Anstellung weiblicher Ärzte am Krankenhaus Altstadt, in: Eva Brinkschulte (Herausgeber), Zweihundert Jahre Krankenhausgeschichte(n). Vom städtischen Krankenhaus Altstadt zum Klinikum Magdeburg, Magdeburg 2017, Seiten 72-91
  • Ein feste Burg wider den Kaiser – Alltag und Leben im belagerten Magdeburg, in: Maren Ballerstedt/Gabriele Köster/Cornelia Poenicke (Herausgeber), Magdeburg und die Reformation.
    Teil 1: Eine Stadt folgt Martin Luther (= Magdeburger Schriften 7), Halle (Saale) 2016, Seiten 403-425
  • Dis waren verfluchte Diebes Hände. – Konfliktfelder und Wahrnehmungsdivergenzen zwischen Militär und Zivilbevölkerung bei Einquartierung und Truppendurchzug während des Dreißigjährigen Krieges, in: Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit 16 (2012) Heft 2, Seiten 169-196