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Buckau hat eine Zukunft

Hat Buckau eine Zukunft?

Aus meiner Sicht ist diese Frage aus folgenden Gründen mit einem Ja zu beantworten.

Am Prallhang der Elbe gelegen, gehört Buckau zu den „naturräumlich begünstigten“ Stadtteilen Magdeburgs. Vom leicht erhöhten Standort öffnet sich der Blick über die weitläufige Parkanlage des Klosterbergegartens auf das Elbeurstromtal und wird gefangen von dem über 100 m hohen Dom St. Mauritius und St. Katharina. Das Bild des Malers Hasenpflug zeigt deutlich, wie naturnah der Bereich am Kloster Berge mit den Überschwemmungswiesen gestaltet war und wie klar die Vororte von der Festungsstadt Magdeburg getrennt waren. Der Klosterbergegarten wurde von Peter Joseph Lenné auf dem Gelände des einstigen Benediktinerklosters St. Johannis auf dem Berge (Kloster Berge) als erster kommunaler Volksgarten Deutschlands gestalteter Landschaftspark konzipiert (ehemals am Rande der Stadt). Er ist ein bedeutendes Dokument gartenkünstlerischer Arbeit aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf einer Fläche von ehemals 30 ha, wobei die Flächen direkt an der Elbe – ehemaliger Kohlenlagerplatz – heute renaturiert werden. Mit dem Umbau des Kohlehafens im Klosterbergegarten und dem Abriss vieler Schuppen am Rande der Elbe wurde ein wesentliches Sanierungsziel erreicht – Buckau soll wieder als Erholungsraum die Elbe nutzen. Vorbildlich konzipierte Lenné die Sichtbeziehungen zur Elbe und zur Stadt. Lenné gilt als bedeutendster Vertreter der Gartenarchitektur seiner Zeit in Deutschland. In den letzten hundert Jahren wurden Flächen des Parks für die Schönebecker Straße, das Schleinufer, die Sternstraße und für die Eisenbahn abgegeben, so hat heute der Volksgarten nur noch 12 ha.

Zur Schönebecker Straße liegt das 1825 von Schinkel entworfene Gesellschaftshaus, welches Festen, Konzerten und Ähnlichem dienen sollte (Entwurf von Friedrich Wilhelm Wolff abgeändert). Durch spätere An- und Umbauten in den Jahren 1889, 1896 und 1914 ist das Gebäude im Laufe der Zeit verändert worden. Neben dem Gesellschaftshaus liegen die 1895 hierher versetzten Gewächshäuser des Magdeburger Großindustriellen Hermann Gruson. Die Gruson-Ge-wächshäuser bestanden seinerzeit aus zwölf Schau- und sieben Kulturhäusern. Die Architektur war im Stil des beginnenden Funktionalismus klar mit Stahl und Glas gegliedert und noch heute sind sie eine Sehenswürdigkeit der Landeshauptstadt Magdeburg, die auch mit Städtebaufördermitteln restauriert werden.

1855 gründete der Maschineningenieur Herrmann Gruson am Rande des alten Buckaus an der Einmündung der Sülze in die Elbe seine Maschinenfabrik und Eisengießerei. Die nachfolgenden Jahrzehnte führten zu einer dynamischen Entwicklung, schon 1872 bestand eine beachtliche Fabrikanlage in der Marienstraße (350 - 400 Mitarbeiter). Um technische Spannungen zwischen Krupp und Gruson in der Kriegsindustrie zu vermeiden, übernahm 1893 die Firma Friedrich Krupp das Grusonwerk. Der Name „Grusonwerk“ des genialen Gründers blieb jedoch in der neuen Firma des Magdeburger Werkes bestehen.

Ein weiteres wichtiges Gebäude am Rande des Sanierungsgebietes in Buckau ist das mit Eisenschmelzklinkern verkleidete, an der Bahnlinie gelegene, zweistöckige Umspannwerk. In den Bauteilen entlang der Gleise sind die einzelnen Transformatoren eingebaut. Hier durchbrechen mehrere Metalltore die Fassade. Auf der selben Seite steht ein rechteckiger Werkstattblock, in den Anschlussgleise zur Bahn hineinführten, so dass die Transformatoren hierüber in die einzelnen Transformatorenzellen mit Hilfe einer Krananlage eingefahren werden konnten. Zur Porsestraße gerichtet liegt die Schalteranlage. Die einzelnen Kammern der Schalteranlage sind gruppenweise zusammengefasst und durch besondere, an der dunkelroten Außenfassade aufsteigende Abzugsschlote entlüftet, welche als Gliederungselemente die Fassade rhythmisieren.

Ansonsten ist diese Seite sehr schlicht gehalten. Ihre große Wandfläche durchbrechen nur unterhalb des Flachdaches Fenster, welche durch einen durchgehenden Betonsturz zusammengefasst sind. Der kubische Baukörper ist mit seinen Eisenklinkern, den wenigen funktional bedingten Fensterachsen und der Eisenbetonkonstruktion typisch für die Architektursprache der 20er Jahre.

Das Wohnhaus neben dem Umspannwerk baute im selben Jahr ebenfalls Johannes Göderitz. Es sollte zwei Wohnungen für den Direktor und einen Aufseher beinhalten. Seine Außenflächen sind dem Umspannwerk durch die Eisenschmelzklinker angepasst und zur Gartenseite im Bereich der Aufseherwohnung zusätzlich mit Holz verschalt.

1850 wurde direkt an der Schönebecker Straße das Unternehmen Schäffer und Budenberg gegründet. Dank des Erfindungsgeistes, der guten Produktionsqualität und der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Ende des 19. Jahrhunderts erweiterte sich die Fabrik wiederholt und ist heute der stadtorientierte dominante Auftakt für Buckau,[...] jedoch ohne Nutzung, belastet mit Altlasten und vom Zerfall und Vandalismus bedroht. Das Verwaltungsgebäude auf der Westseite der Schönebecker Straße betont auch diesen Auftakt und ist in einem für diese Zeit (1894) typischen Stil der Neorenaissance gebaut.

Die dazugehörige Villa Budenberg (Schönebecker Straße 11-13) liegt ein ganzes Stück von der Straße ab nach hinten versetzt auf einem Hügel, umgeben von einer Gartenanlage und den sich anschließenden, zum Unternehmen der ehemaligen Firma Schäffer und Budenberg gehörenden Fabrikgebäuden. Das Gebäude ist eine für die Gründerzeit typische Fabrikantenvilla, die hoffentlich in absehbarer Zeit mit Fördermitteln des Sanierungsgebietes Buckau saniert wird.

Mit der „Alten Bude“, einem einfachen Holzbau, beginnt 1838 eine rasante Entwicklung des Maschinenbaus im Raum Buckau, begünstigt auch durch die Enge und Zwänge der Festung Magdeburg. Der Unternehmer Wolf erweitert nicht nur seine Fabrikanlagen im dynamischen Prozess, sondern baut am Rand des Betriebsgeländes sein zweistöckiges Wohnhaus (gehört heute zum Abtshof). Das sechsachsige, blockhafte Gebäude aus dem Jahr 1867 befindet sich heute in ruinösem Zustand. Die Fassade ist modernisiert worden und dabei die ursprüngliche Gliederung verloren gegangen. Einen Eindruck vom ehemaligen Aussehen vermittelt eine Zeichnung aus einer 1912 erschienenen Jubiläumsschrift der Firma R. Wolf. Ziel ist es heute, mit den Fördermitteln des Denkmalschutzes und des Sanierungsgebietes Buckau dieses Gebäude zu erhalten.

Nur die wenigsten Magdeburger wissen heute noch, dass Buckau im 19. Jahrhundert ein gefragter Standort für Gewerbe- und Industrieansiedlung war. So gab es auch eine Buckauer Porzellanmanufaktur. Im Jahr 1839 wurde sie durch den Druckereibesitzer Falkenberg und den Lithographen Rieß in der Stiftstraße gegründet. Mit sehr wechselnden Erfolgen ging sie 1946 unter der Bezeichnung Buckauer Porzellanmanufaktur Ernst Lindner in das Handelsregister ein.

 
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