Korrektur: Freiplastik am Fürstenwall nicht von Hans Grimm
Neue Unterlagen führten zur Prüfung und Änderung
Südlich des Wehrturmes „Kiek in de Köken“ am Fürstenwall in Magdeburg ist der Standort der denkmalgeschützten Freiplastik „Elektra“.
Anlass für die erneute Prüfung und Änderung der Denkmalausweisung waren Unterlagen, welche die in Hannover lebenden Tochter des Bildhauers Rudolf Weber (1899 - 1990) Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper vorlegte.
Die Plastik aus Thüringer Muschelkalk entstand in den Jahren 1950 bis 1951 im Auftrag der Energieversorgung Börde-Magdeburg unter dem Namen „Elektra“. 1954 wurde sie im Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes am Editharing 40 aufgestellt und stand dort bis zum Jahr 2002. Nach dem mehrjährigen „Exil“ in der Parkanlage des Bildungszentrums der E.ON Avacon AG in Krottorf (Börde) kehrte die Skulptur am 4. November 2011 ins Zentrum der Stadt – auf den Fürstenwall – zurück. Die Initiative hierzu kam von der Stadtführerin Christel Hörning und wurde vom ehemaligen Beigeordneten Werner Kaleschky tatkräftig unterstützt.
Beschreibung der Plastik - Auszug aus dem Denkmalverzeichnis
Elektra in entspannter Haltung auf den rechten Arm gestützt, wendet ihren Blick nach links auf die in der linken Hand ruhende Kugel, eine Metapher auf den Erdkreis. Die Kugel ist nach antik-mythologischer Deutung auch als Himmelskugel, dem Attribut der Urania, der Muse der Astronomie, und als christlich-ikonographisches Symbol der Sphaira, des goldenen Weltenapfels ansprechbar, durch die Darstellung einer dreischenkligen Swastika bzw. hakenförmigen Triskele mit seitlich auslaufenden Zacken auf der Kugel wohl als Sonnen- und Blitzsymbol bzw. Glücks- und Heilsbringer zu deuten. Auf einer rotfigurigen Pelike des Choephoren-Malers aus der Zeit um 380/70 v. Chr. im Pariser Louvre ist Elektra auch in sitzender Haltung allerdings mit bedecktem Haupt, Capite velatio, dargestellt. Das Gemälde „Trauernde Elektra“ von Johann Friedrich Wilhelm Tischbein von 1784 zeigt die Halbfigur mit einer Kugeltopfurne im linken Arm.
Vielleicht hat sich Rudolf Weber von diesen oder ähnlichen Vorlagen anregen lassen. Das aufmerksam schauende ovale Haupt zeigt glattes, in den Nacken gelegtes Haar, welches von einem antikisierenden Lockenkranz gerahmt wird. Das über die rechte Schulter fallende dünne Gewand betont die Körperlichkeit der Figur und lässt Oberkörper und Füße frei.
Kurzbiographie des Bildhauers Rudolf Weber
5. August 1899
geboren in Frankenroda (Thüringen)
1906 bis 1914
Besuch der Volksschule
1914 bis 1917
Lehre als Steinmetz und Steinbildhauer
1918 bis 1926
Arbeit als Steinmetzgeselle
1926 bis 1928
Besuch der Zeichenschule in Eisenach und Ausbildung zum Holzbildhauer
1928 bis 1929
Kunstgewerbeschule in Berlin-Charlottenburg
1929 bis 1935
Staatliche Hochschule für Bildende Künste in Weimar
1935 bis 1957
freischaffender Bildhauer und Maler in Weimar
ab 1958
freischaffender Bildhauer in Espelkamp (Nordrhein-Westfalen)
23. April 1990
verstorben in Espelkamp
Hintergrund zu „Elektra“
Elektra ist in der griechischen Mythologie die Tochter des Königs von Mykene, Agamemnon, und der Klytaimnestra sowie die Schwester der Iphigene, des Orestes und der Chrysothemis. Nach dem durch Homer überlieferten Mythos half sie ihrem Bruder Orest, die Blutrache an ihrer Mutter und ihrem Stiefvater Aigisthos zu planen und schließlich zu vollziehen.