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DDR-Architektur in Magdeburg

Wer heute durch Magdeburg geht, kann die Stadt kaum noch mit jener vergleichen, die sie vor 30 Jahren war. Abriss, Rückbau und Sanierung aber auch der Erhalt von Substanz prägen den Umgang der Stadt mit 40 Jahren DDR-Architektur.

Sozialistischer Klassizismus - ZuckerBäcker

Springbrunnen Ernst-Reuter-Allee
©
Autor: Fotograf Sam Rey
Ernst-Reuter-Allee beschnitten
Ernst-Reuter-Allee (2)  © MMKT GmbH
Ernst-Reuter-Allee © MMKT GmbH (5)

Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wollte die neugegründete DDR Magdeburg in „sozialistischer Pracht“ wieder aufbauen. Im Zentrum dieser Bemühungen stand die heutige Ernst-Reuter-Allee. Zunächst als "Stalinallee" bezeichnet, erhielt sie 1956 den Namen des ersten Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck (1992 erfolgte dann die Umbenennung).

Mit ihr entstand eine repräsentative Hauptgeschäfts- und Aufmarschstraße für Großkundgebungen. Als Randbebauung wurden, wie auch bei der Berliner Stalinallee fünf- und achtgeschossige Großbauten im sogenannten "Zuckerbäckerstil" errichtet. Für den Bau der Prachtstraße wurden die bereits wieder genutzte Heilig-Geist-Kirche und die gut erhaltene Ulrichskirche gesprengt. 

Eigentlich war geplant, die Zuckerbäckergebäude bis zur Elbe fortzusetzen und ein Hochhaus im Stil der Moskauer Sieben Schwestern am Ende der Allee zu errichten. Diese Ideen wurden jedoch wegen beschränkter Mittel und der einsetzenden Entstalinisierung nicht umgesetzt.

Was aus der Platte wurde - Umbau, Rückbau, Abriss

Elbwelle
Elbwelle
Katharinenturm
Katharinenturm
Visualisierung Neubau blauer Bock
Visualisierung Neubau blauer Bock
Katharinenportal
Katharinenportal
Mit Beginn der 1960er gab es in der DDR immer noch große Wohnungsnot, der mit der flächenweisen Errichtung von Plattenbauten begegnet werden sollte. Diese waren wegen ihrer standardisierten Bauweise preiswerter zu errichten und boten vergleichsweise hohen Komfort (fließendes warmes und kaltes Wasser, Zentralheizung, eigene Toilette in der Wohnung, Badewanne).

In Magdeburg betraf der massenweise Neubau von Wohnungen besonders Neu-Olvenstedt, wo bis Anfang der 1990er Jahre 30.000 Plattenbau-Wohnungen entstehen sollten, oder den Kannenstieg, aber auch einzelne Reihen, wie zum Beispiel auf dem südlichen Breiten Weg.

Mit der Wiedervereinigung zeigte sich, dass selbst die neugebauten "Platten" weder von der Ausstattung noch stilistisch mit westlichen Standards mithalten konnten. Nachdem 60.000 Menschen Magdeburg in Richtung der alten Bundesländer verlassen hatten, standen viele Magdeburger Plattenbauten zu großen Teilen leer.

Die Ottostadt begegnete dieser Situation auf vielfältige Weise. Neben dem Abriss und Neubau, werden ehemalige "Platten" auch durch den Rückbau auf wenige Stockwerke und die grundlegende Sanierung aufgewertet. Statt der "Platten" zwischen Hasselbachplatz und Ernst-Reuter-Allee finden sich nun Highlights, wie die GRÜNE ZITADELLE und wo viele Jahre der Blaue Bock eines der größten Probleme der Innenstadt darstellte, entsteht gerade die moderne Zentrale der Magdeburger Stadtwerke. Das zunehmend verfallende Haus der Lehrer wurde nach der Kernsanierung als Katharinenturm zu einer Sehenswürdigkeit auf dem nördlichen Breiten Weg und mit der Elbwelle zeigte die IBA, wie aus einem innerstädtischen Schandfleck ein Lichtblick werden kann. Mit der Hyparschale soll ein weiteres zentrales Bauwerk aus der DDR-Zeit in den nächsten Jahren restauriert werden.