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Eisenbarth-Brunnen 1939/1998

von Graevenitz, Fritz

Der Eisenbarth-Brunnen erinnert an den berühmt-berüchtigten Chirurgen und Wunderheiler Johann Andreas Eisenbarth. Er lebte von 1663 bis 1727. Durch seine Heilerfolge als Wundarzt und Augenheiler erlangte er auch ohne Doktortitel landesweit großen Ruhm. In Preußen wurde er wegen seiner augenärztlichen Leistungen vom "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. zum Hofrat und Hof-Augenarzt ernannt. Bis heute bekannt geblieben ist Eisenbarth jedoch vor allem durch ein um 1800 verfasstes Spottlied, dessen Aussage in den meisten Strophen darin gipfelt, dass er all seine Patienten umbringt.

Der von der Mitteldeutschen Landesbank gestiftete Brunnen wurde 1939 von Fritz von Graevenitz geschaffen. Der Künstler selbst war ein Nachkomme eines von Eisenbarth am Auge operierten preußischen Obristen. Weil die Operation erfolgreich war, fühlte sich der Künstler dem Magdeburger Wunderheiler zugetan und schuf die Plastik.

Eisenbarth zog damals mit werbenden Musikern und Schauspielern durch die Lande und operierte vor großem Publikum. Die beschrifteten Bronzetafeln enthalten das Trinklied und vier Szenen aus dem Leben Eisenbarths. Der Brunnen steht an der Stelle seines ehemaligen Wohnhauses "Zum güldenen Apfel".

Über den Künstler

Fritz von Graevenitz (geboren 16. Mai 1892 in Stuttgart; gestorben 6. Juni 1959 in Gerlingen) war ein deutscher Maler, Bildhauer und Lehrer.

LEBEN

Fritz von Graevenitz wurde als Sohn des Generals der Infanterie und Militärbeauftragten des württembergischen Königs in Preußen Wilhelm Friedrich von Graevenitz und der Marianne von Graevenitz geb. Klotz in Stuttgart geboren.

Von 1903 bis 1910 erhielt er eine militärische Erziehung in den Kadettenanstalten Potsdam und Berlin-Lichterfelde. Zum Grenadier-Regiment "Königin Olga" (Nr. 119) kam er im Jahr 1911 in Stuttgart, welches er 1918 als Hauptmann verließ. Während des Ersten Weltkriegs war er in verschiedenen Kampfgebieten in Frankreich, Serbien, Russland und Polen. Kurz nach Beginn des Krieges 1914 erlitt er eine schwere Verletzung am Kopf, die die Sehkraft seines rechten Auges fast komplett zerstörte. Im letzten Kriegsjahr 1918 starben beide Brüder Richard und Karl.

1919 begann Fritz von Graevenitz, trotz des Widerstandes seines Vaters gegen den Künstlerberuf, ein Studium der Bildenden Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, bei den Professoren Ludwig Habich und Alfred Lörcher, das er jedoch 1920 wieder aufgab, um am Gustav-Britisch-Institut für Bildende Kunst in Starnberg weiter zu studieren. 1921 begann er seine Arbeit als freischaffender Künstler auf der Solitude. Kurze Zeit darauf, 1922 starben sein Vater und 1923 seine geliebte jüngere Schwester Elisabeth. Ihr Gesicht und ihren Charakter hat er in seinen Skulpturen unzählige Male verewigt.

1926 heiratete er die Ärztin und Psychotherapeutin Jutta (geborene Baronesse Notthafft von Weißenstein), die aus München stammte, aus dieser Ehe gingen vier Töchter hervor: Irmgard (* 1927), Ulla (* 1930), Dorothea (* 1933) und Mechthild (* 1935). Im Jahr 1937 wurde Fritz von Graevenitz als Lehrer für Bildhauerei an die Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste berufen und ein Jahr darauf folgte seine Ernennung zum Direktor.

Graevenitz wurde von den Nationalsozialisten als Künstler propagiert und war mehrfach auf den NS-Kunstausstellungen im Münchner Haus der Kunst vertreten, wie 1940 mit einem Bronze-Jüngling und 1943 mit einer Jungfrau aus Zink. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs publizierte er das Buch Kunst und Soldatentum. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm ihn Hitler im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten bildenden Künstler auf, was ihn vor dem Kriegsdienst bewahrte.

1940 musste Graevenitz wegen der Verschlechterung seiner Augen mehrere Monate in eine Höchenschwander Augenklinik. Dort begann er zu malen, da ihm die Arbeit am Stein untersagt wurde. 5 Jahre später trat er vom Amt des Direktors der Akademie in Stuttgart zurück und dennoch ging er seiner nach 1945 begonnenen Arbeit als Bildhauer, Maler und Lehrer auf der Solitude weiter nach.

Kunst und Soldatentum (1940) wurde er in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.

Fritz von Gravenitz starb am 6. Juni 1959 in Gerlingen und wurde auf dem Soldatenfriedhof der Solitude beigesetzt. Nach seinem Tode gründete im Jahr 1971 seine Ehefrau Jutta das Museum Fritz von Graevenitz. Die Stiftung Fritz von Graevenitz wurde am 29. April 2002 von den Erben des Künstlers gegründet.

WERKE (AUSWAHL)

Fritz von Graevenitz schuf hauptsächlich Denkmäler, Ehrenmale, Brunnen, Porträts und Tierfiguren, von denen die meisten im öffentlichen Raum stehen:

: Löwe, Muschelkalk (1923, Stuttgart, Anlagen)

: Obelisk mit Adler, Muschelkalk (1927, Stuttgart, Rotebühlbau)

: Delphine, Bronze (1929, Stuttgart-Untertürkheim, Inselbad)

: Kniende, Muschelkalk (1928, Stuttgart, Waldfriedhof)

: Brezelbüble, Travertin (1928, Oberesslingen, jetzt Index-Werke)

: Erbsenbüble, Travertin (1929, Stuttgart-Bad Cannstatt)

: Vier Evangelistensymbole, Muschelkalk (1932/33, Tübingen, Stiftskirche)

: Mutter Heimat, Muschelkalk (1932-1954, Stuttgart, Waldfriedhof)

: Aufstehendes Pferd, Travertin (1934, Stuttgart, jetzt Robert-Bosch-Krankenhaus)

: Adolf Hitler, Bronze (1935)

: Reichsadler [6 Meter Spannweite], Bronze (1938, Königsberg i. Pr., Erich-Koch-Platz)

: Steigendes Pferd, Muschelkalk (1936, Stuttgart, Höhenpark Killesberg)

: Eisenbarth-Brunnen, Muschelkalk/Bronze (1937/38, Magdeburg)

: Daimler-Denkmal, Bronze (1950, Schorndorf, Rathaus)

: Gerlinger Löwe, Bronze (1953, Gerlingen, Schillerhöhe)

: Pferd, Muschelkalk (1956, Wiesbaden, Statistisches Bundesamt)

: Gazelle, Bronze (1957, Gerlingen)

: Rössle-Brunnen (1957, Gerlingen)

: Engel des Gerichts, Muschelkalk (1957/58, Stuttgart, Stiftskirche)

(Quelle: de.Wikipedia.org)