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Freigabe City-Tunnels für Kfz-Verkehr ab 1. April gegen Mittag

Nach 8 Jahren Bauzeit ist am 1. April 2023 der City-Tunnel, und damit die Verbindung zwischen Innenstadt und Stadtfeld, für den Kfz-Verkehr freigegeben worden. Aufgrund der Bauarbeiten war die Ernst-Reuter-Allee zwischen Damaschkeplatz und Otto-von-Guericke-Straße seit April 2017 für den motorisierten Individualverkehr gesperrt.

Seit 1. April 2023 rollt der Kfz-Verkehr durch den City-Tunnel

„Morgen Mittag ist es endlich soweit, der Kfz-Verkehr kann durch den Tunnel fahren. Gerade in Hinsicht auf die Baumaßnahmen, die uns im Stadtgebiet noch bevorstehen, ist diese wiederhergestellte Verbindung von großer Bedeutung. Ich danke allen Magdeburgerinnen und Magdeburgern sowie den Gästen der Stadt für Ihre Geduld und wünsche uns allen eine allzeit gute, vor allem unfallfreie Durchfahrt“, so Oberbürgermeisterin Simone Borris zur offiziellen Eröffnung am Vortag.

Vor dem Start für den Kfz-Verkehr hatten am 31. März im Rahmen einer feierlichen Tunnel-Eröffnung alle Interessierten ab 17:00 Uhr die Möglichkeit, die südliche Tunnel-Röhre zu Fuß zu erkunden. Oberbürgermeisterin Simone Borris begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste in der Tunnelzufahrt am Damaschkeplatz und nahm sich Zeit für Gespräche.

Hintergrund zum Bauprojekt

Anlass für das Großbauprojekt mit der Deutschen Bahn als Kreuzungspartner war die notwendige Erneuerung der Eisenbahnbrücken am Magdeburger Hauptbahnhof. Laut Eisenbahnkreuzungsgesetz musste der Verkehrsraum darunter angepasst werden, da die geforderten Durchfahrtshöhen und Durchfahrtsbreiten für sämtliche Verkehrsteilnehmende nicht gegeben waren. Nach einer Variantenabwägung entschied der Magdeburger Stadtrat im Jahr 2006 einen Tunnel für den motorisierten Individualverkehr zu bauen. Ende 2009 schloss die Stadt Magdeburg die Kreuzungsvereinbarung mit der DB AG und seit April 2012 liegt der Planfeststellungsbeschluss vor.

Neben der Deutschen Bahn waren auf Seiten der Stadt die Städtischen Werke Magdeburg (SWM), die Abwassergesellschaft Magdeburg (AGM) sowie die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) am Großbauprojekt beteiligt. Den symbolischen ersten Spatenstich hatte am 15. Juni 2015 der damalige Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper gemeinsam mit Vertretenden der DB AG und des Landes Sachsen-Anhalt sowie in Anwesenheit der Projektbeteiligten, der bauausführenden Firma und zahlreicher Gäste vorgenommen. Bereits im Vorfeld hatten die Projektpartner SWM und AGM aufwändige vorgezogene Maßnahmen, insbesondere für die bessere Entwässerung der Ernst-Reuter-Allee, durchgeführt. Auch die MVB hatten vor dem eigentlichen Baustart bereits die ehemalige Haltestelle an der Brandenburger Straße weiter Richtung Osten verlegt.

Von 2015 bis 2018 wurden rund 2.000 Bohrpfähle bis zu 18 Meter tief in den Boden gebracht. Die Tunneldecke wurde zwischen diesen Bohrpfählen nach und nach hergestellt – Deckelbauweise. Parallel dazu hatte die Deutsche Bahn in drei Sperrpausen von 2016 bis 2019 die alten Stahlbrücken gegen neue Betonfertigteil-Brücken ersetzt. Ab März 2019 konnte der Tunnel-Aushub beginnen. Die Erde unter der Tunneldecke wurde bis sieben Meter tief ausgegraben. Im Anschluss wurden Tunnelsohle und Tunnelwände hergestellt. Im Februar 2022 bekam der Tunnel den ersten Asphalt und im Sommer letzten Jahres begann die aufwändige technische Ausstattung.

Der Bau der neuen Straßenbahntrasse zwischen Damaschkeplatz und Willy-Brandt-Platz erfolgte seit Frühjahr 2019 durch die MVB. Seit August 2020 können die Bahnen in diesem Bereich wieder fahren und seit Dezember vergangenen Jahres ist auch das Anschlussstück zwischen Willy-Brandt-Platz und Otto-von-Guericke-Straße wiederhergestellt. Die neue Haltestelle „Hauptbahnhof Nord“ mit Ausstieg zum Kölner Platz ist ebenfalls in Betrieb – zumindest die Nordseite. Die südliche Haltestelle muss ebenso wie der Kölner Platz selbst noch fertig gestellt werden. Der symbolische erste Spatenstich zur Umgestaltung des Platzes wurde im Oktober 2022 gesetzt und im Sommer 2024 soll der zur Deutschen Bahn gehörende Platz fertig werden.

Radfahrende und Personen zu Fuß können seit Oktober 2019 (zunächst provisorisch) durch den Baustellenbereich. Seit September 2022 ist der Radweg fertiggestellt und gleichzeitig konnte Magdeburgs erste Radzählstelle eingeweiht werden. Der Gehweg auf der Südseite der Ernst-Reuter-Allee wird noch in diesem Jahr hergestellt, sodass auch die Personen zu Fuß ausreichend Platz haben. Die Künstlerin Claudia Walde – international bekannt als MadC – wird die Gestaltung der Brücken-Widerlager, die sie im vergangenen Sommer angefangen hat, beenden.

Bauzeit und Baukosten

Das eigentliche Ende für die gesamte Baumaßnahme war für Oktober 2019 geplant. Die Deutsche Bahn konnte mit der Fertigstellung der Brücken dieses Ziel auch halten. Das gelang der Stadt aufgrund verschiedener Problemlagen nicht. So war gleich zu Beginn der Baumaßnahme eine komplette Umplanung notwendig, da die eigentlich vorgesehenen Bohrpfähle für den Bauzustand als womöglich zu klein eingestuft wurden. Dieser schwierige Start zog geänderte und verzögerte Bauabläufe mit sich und es entstanden Mehrkostenforderungen des Hauptauftragnehmenden sowie durch Drittunternehmen.

Darüber hinaus spielten die komplizierte Innenstadtlage des Bauwerkes, die Nähe zum Hauptbahnhof als wichtigen Verkehrsknotenpunkt, die beengten Platzverhältnisse sowie die herausfordernde Geologie und das Grundwasser eine Rolle bei der Bauzeitverlängerung. Die damit einhergehenden gestiegenen Baukosten sind auch auf die Preisentwicklung der Bauwirtschaft und die Entwicklungen im Regelwerk zur Tunnelsicherheit zurückzuführen. Nicht zuletzt kam es durch Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie sowie gestiegene Preise für Energie und Rohstoffe zur Baukostenerhöhungen. Probleme in den Phasen der Planung und während des Baus können im Vorlauf nie ausgeschlossen werden.

Mit der Drucksache DS0338/20 hat der Magdeburger Stadtrat die Gesamtbaukosten von rund 200 Millionen Euro beschlossen. Davon liegt der Eigenanteil der Landeshauptstadt Magdeburg bei rund 79 Millionen Euro. Von den kreuzungsbedingten Kosten trägt die Deutsche Bahn rund 72 Millionen Euro. Die Bauherren SWM, AGM und MVB sind ebenfalls anteilig an den Gesamtkosten beteiligt. Mehr als 32 Millionen Euro kommen zudem aus Fördermitteln des Landes Sachsen-Anhalt.