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Dr. phil. h. c. Karl Konstantin Lebrecht Leonhard Graf von Blumenthal (seit 1883)

geb. 30. Juli 1810 in Schwedt/Oder, gest. 22. Dezember 1900 in Quellendorf bei Köthen

Preußischer Generalfeldmarschall

Bereits im Alter von drei Jahren verlor B. seinen Vater, den Rittmeister Ludwig Albrecht von B. Nach seiner Ausbildung im Kadettenkorps in Kulm und dann in Berlin wurde der 17-jährige B. 1827 Sekondeleutnant im Gardereserve-Infanterieregiment in Berlin.
1830 bis 1833 besuchte er dort die Allgemeine Kriegsschule. Im Revolutionsjahr 1848 wurde er in den Straßenkämpfen von Berlin eingesetzt und ein Jahr später als Hauptmann in den Großen Generalstab versetzt. Er bewährte sich erstmals im Feldzug gegen Dänemark 1849. Seine besonderen militärstrategischen Fähigkeiten traten in den so genannten Einigungskriegen  – 1864 im Krieg gegen Dänemark, 1866 und 1870/71 als Chef des Generalstabes des Kronprinzen Friedrich (1831-1888) im Krieg gegen Österreich bzw. gegen Frankreich - hervor.
Im April 1864 hatte er einen wichtigen Anteil am Sturm preußischer Truppen auf die Schanzen bei Düppel und im Juni 1864 beim Übergang der Truppen auf die Insel Alsen.
1866 zeichnete er sich in der Schlacht bei Königgrätz aus. B. war Oberbefehlshaber der Truppen, die im deutsch-französischen Krieg monatelang Paris belagerten, bis die Stadt Ende Januar 1871 kapitulierte. Im Oktober 1871 wurde er zum Kommandierenden General des IV. Armeekorps in Magdeburg ernannt. Das Kommando übernahm er im Dezember 1871 und übte es bis Frühjahr 1888 aus. Hoch geachtet, kamen dem 1873 zum General der Infanterie ernannten B. zahlreiche Ehrerweisungen zu. Ein Fort vor Straßburg erhielt 1873 den Namen „Fort Blumenthal“, 1876 wurde B. Ehrenmitglied der schwedischen Akademie der Wissenschaften. Den bereits zahlreich verliehenen hohen Orden folgte 1877 anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums der Schwarze Adlerorden. Das Dienstjubiläum war auch Anlass für die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Halle-Wittenberg und des Ehrenbürgerrechts der Stadt Magdeburg. In Anerkennung seiner bisher erbrachten militärischen Leistungen und des lobenswerten Zustandes des von B. geführten IV. Armeekorps erhob Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) ihn 1883 in den Grafenstand. Im März 1888 wurde B. zum Generalfeldmarschall befördert und einen Monat später von seiner Stellung als Kommandierender General des IV. Armeekorps entbunden. Fortan war er Generalinspekteur der 4. Armeeinspektion mit Standort Berlin und Chef des Reitenden Feld-Jägerkorps.
1892 übernahm B. die 3. Armeeinspektion. 1898 ließ er sich von dieser Stellung entbinden. Das nahm Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) zum Anlass, B. zu seinem bereits erhaltenen Orden pour le mérite die Brillanten zu verleihen. Seine letzten Jahre verbrachte B. auf seinem Gut in Quellendorf bei Köthen. Er wurde in der Familiengruft zu Krampfer/ Kreis Westprignitz beigesetzt, wo bereits seine verstorbene Ehefrau Delicia Anna geb. Eathorpe verwitwete von Vyner (1813-1890) ruhte. Nach B.s Tod verfügte Kaiser Wilhelm II., dass sämtliche Offiziere der Armee für 8 Tage Trauer anzulegen hätten. Er bestimmte zudem die Namensänderung des Magdeburgischen Füsilier-Regiments Nr. 36 in „Füsilier-Regiment Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal (magdeburgisches) Nr. 36“. Etliche Städte benannten Straßen nach ihm, darunter Magdeburg. In Halle erhielt eine Kaserne seinen Namen.

Priesdorff, Kurt von (Hg.): Soldatisches Führertum, Band 8, Hamburg o. J. (1941); Heinrich, Guido/Schandera, Gunter (Hg.): Magdeburger Biographisches Lexikon 19. und 20. Jahrhundert, Magdeburg 2002.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Maren Ballerstedt