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Ludwig (Louis) Alexander Christian David von Jordan

geb. 9. Juni 1806 in Schönwald bei Rosenberg, gest. 23. Dezember 1889 in Potsdam,

Jurist in der Finanzverwaltung der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt,
Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat und Provinzialsteuerdirektor der Provinz Sachsen

J. wurde als Sohn des Präsidenten der Generalkommission für Oberschlesien Martin Ludwig von J. und dessen Ehefrau Charlotte geb. von J. in Oberschlesien geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Brieg von 1819 bis 1825 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin, Bonn und Breslau. 1828 wurde er in Breslau zum Auskultator (Gerichtsbeisitzer ohne Stimmrecht), 1831 zum Oberlandesgerichts-Referendar und 1834 zum Regierungsassessor ernannt. In jenem Jahr  heirate er Anna Marie Adolphine (Rufname Jenny) von Biegeleben (geb. 1812) und ging nach Königsberg zur Provinzialsteuerdirektion. Von 1836 bis 1838 war er kommissarischer Obersteuerinspektor in Ratibor in Oberschlesien, 1838 bis 1842 Regierungsrat bei der Provinzialsteuerdirektion in Königsberg. 1842 erfolgte seine Versetzung als Reise-Kommissarius des Finanzministeriums nach Berlin. 1844 wurde er zum Geheimen Finanzrat und Vortragenden Rat im Finanzministerium, 1851 zum Oberfinanzrat befördert. Ab 1852 war er Provinzialsteuerdirektor der preußischen Provinz Sachsen und daneben ab 1854 Herzoglich anhaltischer Zolldirektor und Mitglied des Disziplinarhofes in Dessau. Im Januar 1873 wurde er zum Wirklichen Geheimen Oberfinanzrat ernannt.

J. füllte viele Funktionen aus. 1848/49 war er Vorsitzender des Patriotischen Vereins zu Berlin, 1849 bis 1851 Vizepräsident der 1. Kammer des preußischen Parlaments, 1850 Abgeordneter im Staatenhaus des Erfurter Unionsparlaments. 1851 und 1854 betätigte er sich als Königlich preußischer Kommissarius und Vorsitzender bei der Elbschifffahrts-Revisionskommission in Magdeburg. 1854 organisierte er die Zoll- und Steuerverwaltung in den Herzogtümern Anhalt-Dessau und Anhalt-Bernburg. Ab Juni 1867 war er Königlich preußischer Kommissar zur Organisation der Zoll- und Steuerverwaltung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg. Unter Fortdauer seiner Ämter in Magdeburg und Anhalt verwaltete er ab September 1867 kommissarisch die Stelle des Provinzialsteuerdirektors dieser Herzogtümer. 1868 kehrte er nach Magdeburg zurück. Seit 1864 betätigte er sich in führenden Positionen im Hilfsverein der im Felde verwundeten und erkrankten Soldaten in der Provinz Sachsen zu Magdeburg. 1869 nahm er an der internationalen Konferenz der der Genfer Konvention beigetretenen Regierungen und Vereine zur Pflege der im Felde verwundeten Soldaten teil. Außerdem war er 1866 Vorsitzender und 1870/71 Mitglied des Komitees zur Unterstützung hilfsbedürftiger Reservisten und Landwehr-Familien für Magdeburg und Umgegend sowie 1870/71 Subdelegierter für das Vereins-Lazarett Rothensee bei Magdeburg. Er wurde mit zahlreichen Orden ausgezeichnet, u. a. mit dem Roten Adlerorden II. Klasse und dem Kronenorden II. Klasse. Am 26. Oktober 1882 feierte J. sein 30-jähriges Dienstjubiläum als Provinzialsteuerdirektor der Provinz Sachsen. Aus diesem Anlass verlieh ihm die Stadt Magdeburg auf Anregung der Korporation der Magdeburger Kaufmannschaft, deren Ehrenmitglied er seit 1875 war, das Ehrenbürgerrecht. Die Stadt dankte ihm für seine Verdienste um den Handel und die Industrie, v. a. die Zuckerindustrie.

J. verfasste mehrere politische und finanzwirtschaftliche Schriften, zum Beispiel 1879 eine Schrift über die Verwaltung der indirekten Steuern in Anhalt zum 50-jährigen Jubiläum der Herzoglich anhaltischen Zolldirektion in Magdeburg und des Herzoglich anhaltischen Haupt-Steuer-Amts in Dessau. In Oberschlesien besaß er mehrere Güter.

Jordan, Louis Alexander von: Louis Alexander von Jordan, geboren den 9. Juni 1806, in: Gedenkblatt an den 2. Januar 1875 als der fünfzigjährigen Jubelfeier der Provinzialsteuerdirektion in Magdeburg, Magdeburg o. J.; http://www.sachsen-anhalt-wiki.de; Stadtarchiv Magdeburg, Rep. 184 L 3; Rep. A II B 27 spec. 5 Bd. 2; Leonhard, Hans: Einige Skizzen aus dem Wirtschaftsleben Magdeburgs im Wandel der letzten 100 Jahre, in: ders. (Hg.): Denkschrift zum hundertjährigen Jubiläum der Industrie- und Handelskammer zu Magdeburg, Magdeburg 1925, S. 21-72.

                                                                                                                     Maren Ballerstedt