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Der Beginn des 20. Jahrhunderts (1900 bis 1945)

 

 
1907 Am Kaiser-Wilhelm-Platz wird das Zentraltheater eröffnet. Es bringt zunächst überwiegend Varietéprogramme und später Operetten zur Aufführung. Im ersten Jahr seines Bestehens kann es eine Besucherzahl von 385.129 aufweisen.
Die Vereinigten Maschinenbauschulen beziehen ihr neues Gebäude am Krökentor.
Das Denkmal für Oberbürgermeister Francke auf dem Platz Bei der Hauptwache muß dem Denkmal für Otto von Guericke, geschaffen von Karl Echtermeyer, weichen. Das Franckedenkmal wird in den Nordpark versetzt.

1908 Die Stadt erwirbt das Industriegelände zwischen Neustadt und Rothensee. Das Dorf Rothensee wird eingemeindet und die Bauarbeiten am Verschiebebahnhof beginnen. Hans Grade startet auf dem Cracauer Anger zum ersten deutschen Motorflug.
Im Rotehornpark wird der nach seinem Stifter benannte Adolf-Mittag-See fertiggestellt.

1910 Cracau, Fermersleben, Lemsdorf, Prester, Salbke und Westerhüsen werden eingemeindet. Magdeburg zählt nun 279.629 Einwohner.

1912 Die Festung Magdeburg wird offiziell aufgelöst.

1918/19 Die Novemberrevolution erfasst auch Magdeburg. Am 3.11. versammeln sich im Rotehornpark ca. 30.000 Menschen zu einer Kundgebung. Nach dem gewaltsamen Tod eines durchreisenden Matrosen auf dem Hauptbahnhof rufen die Gewerkschaften zum Generalstreik auf. (7.11.) Am nächsten Tag kommen Tausende auf dem Domplatz zusammen. In der Folge wird ein Arbeiter- und Soldatenrat gewählt. Zur Sicherung von Ruhe und Ordnung setzt er eine Bürgerwehr ein. Anfang 1919 kommt es zu Ausschreitungen radikalisierter Gruppen. Im April brechen erneut Unruhen aus. Regierungstruppen unter General Maercker beenden am 9. April gewaltsam eine Demonstration auf dem Domplatz. 10 Menschen sterben, 39 werden schwer verletzt.

1921 Der Architekt Bruno Taut kommt als Stadtbaurat nach Magdeburg. In seiner dreijährigen Tätigkeit setzt er entscheidende Impulse für das Bauwesen der Stadt. Er entwickelt u. a. den ersten Flächennutzungs­plan, entwickelt die Halle Land und Stadt, mobilisiert die Bevölkerung für eine farbenfrohe Gestaltung der Häuserfassaden und entwirft Pläne zum Bau von begrünten Wohnsiedlungen.

1925 Der Flugplatz auf dem Großen Cracauer Anger nimmt seinen Betrieb auf.

1926 Die Straßenbahn fährt bis Schönebeck.
Diesdorf wird eingemeindet.

1927 Die in nur wenigen Monaten aus Anlaß der Theaterausstellung erbaute Stadthalle wird eröffnet. Sie bietet 5.000 Besuchern Platz. Der Eisenskelettbau wurde von Stadtbaurat Johannes Göderitz entworfen. Er ist 100 Meter lang, 50 Meter breit und 22 Meter hoch.

1933 Oberbürgermeister Ernst Reuter wird zum Rücktritt gezwungen und in Schutzhaft genommen.

1938 Das Schiffshebewerk Rothensee wird fertiggestellt.
Die Synagoge in der Großen Schulstraße und viele Geschäfte jüdischer Bürger fallen dem faschistischen Pogromen zum Opfer. 113 Personen werden verhaftet und ins KZ Buchenwald abtransportiert.

1945 Bei den schwersten Bombenangriffen auf Magdeburg am 16. Januar verlieren Tausende ihr Leben. Die Altstadt wird zu 90 Prozent zerstört. Der Zerstörungsgrad der Stadt beträgt 60 Prozent. Von den Betrieben sind besonders das Krupp-Gruson-Werk, das Junkerswerk und die Brabag betroffen. Für die Überlebenden und Obdachlosen werden in den Außenstadtteilen Auffang-Sammelstellen eingerichtet. Sonderzüge bringen nichtberufstätige Menschen und Kinder aufs Land. Mit insgesamt sechs Millionen Kubikmetern Trümmer steht Magdeburg mit zwanzig Kubikmetern pro Einwohner am Ende des Krieges hinter Dresden und Köln an dritter Stelle der schwer zerstörten Städte in Deutschland. Lebten am Vorabend des Krieges in Magdeburg noch etwa 330.000 Menschen, so waren es im April 1945 nur noch 90.000.

Während eines kurzzeitigen Aufenthalts von 3.000 Häftlingen des KZ-Nebenlagers der Munitionsfabrik Polte im Stadion "Neue Welt" findet ein Artillerieangriff auf Magdeburg statt. In dem menschengefüllten Stadion barsten zwei Granaten. Unter den panikartig fliehenden Häftlingen richtet die SS durch Maschinengewehrfeuer ein Blutbad an.

Am 18. April besetzen amerikanische Verbände den Westteil Magdeburgs (bis 1. Juli 1945). Sowjetische Truppen nehmen am 1. Mai die östlichen Stadtteile ein. Die amerikanische Besatzungsmacht setzt den Sozialdemokraten Otto Baer als Oberbürgermeister ein.
Das Präsidium der Provinz Sachsen konstituiert sich als Selbst­verwaltungsorgan.

Am 1. Oktober nehmen in Magdeburg 35 Schulen mit rund 25.000 Schülern den Unterricht wieder auf.

Im Kloster Unser Lieben Frauen findet der erste Neulehrerkursus statt.