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Bau- und Nutzungsstruktur

Raumbildung als Ergebnis der stadtbaugeschichtlichen Entwicklung

Die heutigen Nutzungsstrukturen sind Resultat der stadtbaugeschichtlichen Entwicklung Buckaus. Im Folgenden ist die historische Raumbildung aus ihrer geschichtlichen Entwicklung heraus dargestellt. Buckaus vorindustrielle und industrielle Geschichte ist durch die Nähe zur Elbe beeinflusst. Während das ursprüngliche Dorf durch eine sternartige Straßenkreuzung geprägt ist, ist die gründerzeitliche Erweiterung, die heute die bauliche Struktur bestimmt, durch Ausbauten zu beiden Seiten der haupterschließenden Schönebecker Straße geprägt.

Den Anstoß zur Industrialisierung des ursprünglichen Leineweberdorfes gaben Kaufleute aus Magdeburg, die zwischen der Schönebecker Straße und der Feldstraße, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Begrenzung der Felder bildete (heute Karl-Schmidt-Straße), Land zum Bau einer Zichorienfabrik erwarben.

Weitere Geschäftsleute fanden sich ein und ließen wiederum Produktionsstätten entstehen. Im Jahre 1837 beabsichtigte die ins Leben gerufene „Hamburg-Magdeburger-Dampfschiffahrts-Companie“ die beiden alten Hansestädte nicht nur auf dem Wasserweg miteinander zu verbinden, sondern die Schiffe in Buckau zu produzieren. Mit dem Stapellauf des ersten Dampfschiffes im Jahre 1839 begann eine euphorische wirtschaftliche Entwicklung, die Buckau zur Wiege des deutschen Maschinenbaus werden ließ. Im selben Jahr wurde der erste Streckenabschnitt der ersten grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehrsstrecke, die von Magdeburg nach Schönebeck führte, eröffnet. Das war der wirtschaftliche Ausgangspunkt für die Gründung der Eisengießerei und Maschinenfabrik durch den Techniker Hermann Gruson, der auf die Idee kam, Schienen- und Radteile aus Hartguss zu fertigen.

Ein weiterer Meilenstein begann mit der Entwicklung von Messinstrumenten durch Bernhard Schäffer & Christian Friedrich Budenberg und der Gründung der „Maschinen- und Dampfkesselarmaturenfabrik“ an der Schönebecker Straße. An der Feldstraße entstand die von Rudolf Ernst Wolf gegründete Maschinenfabrik, in der Lokomobile, Dampfmaschinen und Röhrenkessel gebaut wurden. Alsbald beherbergte Buckau 80 Fabrikgebäude, Mühlen und andere Produktionsstätten und dehnte sich weiterhin aus. Schornsteine, hohe Produktionsgebäude, Lagerflächen und Lagerschuppen prägten das Bild Buckaus. Im Zuge der Konzentration der Maschinenbauproduktion entstanden die vier Großbetriebe des Maschinenbaus-Krupp-Gruson, R. Wolf, Schäffer & Budenberg und Buckau AG. Diese dehnten sich auf große Gebiete Buckaus aus und beschäftigten um die Jahrhundertwende fast 80 % der Arbeiter dieses Industriezweiges von Magdeburg. Als die Fläche für einige Industrieunternehmen zur Expansion nicht ausreichte, wurden „Inseln“ in angrenzenden Territorien errichtet. So entstand das Gebiet „Buckau Insel“ mit der Erweiterung der Firma Gruson in Richtung Dodendorfer Straße.

Gleichzeitig mit der Errichtung von Maschinenbaubetrieben kam es im Verlaufe des 19. Jahrhunderts zu einem rasanten Bevölkerungswachstum. Als es im Jahre 1887 zur Vereinigung mit der Stadt Magdeburg kam, war die Bevölkerung Buckaus auf 17.530 Einwohner angewachsen. Auch für die einsetzende Wohnungsbautätigkeit war die Schönebecker Straße der Ausgangspunkt. Im Kernbereich Buckaus entstanden drei- bis fünfgeschossige Wohnbauten mit Seiten- und Hinterhäusern in unmittelbarer Nähe der Industrie- und Gewerbebauten. Häuser und Fabriken stießen teilweise direkt aneinander.

Die ersten Siedlungsbauten waren zunächst schlichte 2-3 geschossige verputzte Ziegelbauten mit geringen Raumhöhen. Um die Jahrhundertwende kamen massive Ziegelbauten mit vier bis fünf Geschossen hinzu. Durch die geschlossene Bebauung der Vorderhäuser an den leiterartig liegenden Querstraßen, die der Gliederung der früheren Feldflur entsprechen, bildeten sich regelmäßige Quartiere zwischen der Neuen Straße und der Dorotheenstraße. Die größeren Quartiere wie z.B. die Quartiere zwischen der Neuen Straße und der Bernburger Straße oder das Quartier zwischen Basedowstraße und Coquistraße waren im Inneren gewerblich genutzt. Kleinere Quartiere wie das Quartier zwischen der Bernburger Straße und der Köthener Straße waren reine Wohnquartiere mit aneinandergrenzenden Hinter- und Seitenhäusern. Einseitig, vornehmlich zur Karl-Schmidt-Straße, waren die Quartiere offen; teilweise gab es an dieser Seite Solitärbauten.

In gleicher Form entstanden von der Karl-Schmidt-Straße ausgehend, die sich nach Osten bis zur Gnadauer Straße ausdehnenden Wohnquartiere. Entlang der Schönebecker Straße zwischen dem nördlichen und südlichen Ortseingang war die Bebauung nahezu geschlossen. Der alte Straßenverlauf zwischen Elbstraße und Thiemstraße ist der heutige „Engpass“. Nördlich der Dorotheenstraße und der Coquistraße haben die bebauten Quartiere auf Grund der Lage der Straßen zueinander abweichende Formen und Größen. Trotz des Vorhandenseins großer Maschinenbaufabriken wurden diese überwiegend industriell genutzten Quartiere wie z. B. das Quartier zwischen Dorotheen straße und Budenbergstraße an Blockrändern mit Wohnhäusern bebaut. Besonders prägnant sind die schmuckreichen Fassaden der geschlossenen Wohnbebauung beidseitig der Basedowstraße sowie im Südabschnitt der Klosterbergestraße. Die Restbebauung des dreieckigen Quartiers zwischen Basedowstraße, Nordabschnitt der Klosterbergestraße und der Warschauer Straße, die in ihrer äußeren Gestalt einheitlich ist, stammt aus der Zeit um 1930. Das Quartier, das die im spitzen Winkel zueinander stehenden Straßen Schönebecker Straße und Porsestraße bis zur Warschauer Straße bilden, wird geteilt von der Mühlbergstraße. Während die spitze Ecke mit prägenden viergeschossigen Wohnhäusern aus der Zeit um die Jahrhundertwende bebaut wurde, entstanden die villenartigen Bauten im südlichen Bereich um 1915. Die Häuser in der Benediktinerstraße als Randbebauung des Quartiers, das geprägt war durch die Industriebauten der Maschinenfabrik Schäffer & Budenberg, stammen aus den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich um eine dreigeschossige villenartige Bebauung gegenüber der Parkanlage Klosterbergegarten, die durch kleine Brücken über den Klinkegraben erschlossen wird. Der Elbuferbereich diente der Erschließung der Gewerbe- und Industrieansiedlungen unterhalb der Schönebecker Straße. Hier verlief die historische Magistratsstrecke. Während Kopfsteinpflaster und Reste von Eisenbahnschienen noch den südlichen Bereich markieren, ist der nördliche Abschnitt mit seiner Neubebauung und Neugestaltung zum Ausgangspunkt für den städtebaulichen Wandlungsprozeß in Buckau geworden. Weithin prägend ist das zu Wohnzwecken umgebaute ehemalige Gebäude der Firma Herm. Schulze & Co., das bis 1993 als Getreidespeicher genutzt wurde. Die östliche Verlängerung der Thiemstraße stellt das Bindeglied zwischen der Elbe und dem Thiemplatz als Mitte Buckaus dar. Bereits 1887 bestand die Idee, die Sülzemündung in einen Hafen umzugestalten. Mit der Schaffung eines Gleisanschlusses vom Elbbahnhof bis zur Sülze wurde der Bau einer Sülzebrücke erforderlich, um die damalige „Norddeutsche Badeanstalt“ sowie die Fähre zur Insel Rotehorn erreichen zu können. Die Sülzebergstraße, die als Erschließungsstraße für die südlich angrenzenden Industriebetriebe diente, ist im topografischen Verlauf ähnlich.